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Ein Mann mit Handschellen vor einem Polizeifahrzeug. Die Polizei hat mehrere Personen festgenommen, die Männer in eine Falle gelockt, ausgeraubt und zum Teil schwer verletzt haben sollen. (Symbolfoto) © IMAGO/Fotostand /K. Schmitt

Mehrere Personen wurden festgenommen, da sie verdächtigt werden, Männer über das Internet zu inszenierten Sextreffen gelockt, ausgeraubt und verletzt zu haben.

Stuttgart – In sozialen Netzwerken und bei der Polizei erregen selbsternannte „Pedo-Hunter“, die sich als Pädophilen-Jäger bezeichnen, seit Monaten Aufmerksamkeit. Sie geben sich online häufig als minderjährige Mädchen aus, um ahnungslose Männer in eine Falle zu locken und dann brutal anzugreifen. Ermittler haben nun vier Männer festgenommen und zahlreiche weitere Verdächtige identifiziert, die in der Region Stuttgart Erwachsene zu fingierten Sextreffen gelockt und dort ausgeraubt sowie teilweise schwer verletzt haben sollen.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart berichtet, dass vier Männer im Alter von 18 und 19 Jahren verhaftet wurden und mehr als zwei Dutzend Wohnungen in Stuttgart, Esslingen und Waiblingen durchsucht wurden. Weitere 15 Männer und 3 Frauen stehen im Verdacht, in unterschiedlicher Weise beteiligt gewesen zu sein. Eine ähnliche Masche hatten Jugendliche Ende Mai auch in Nürnberg angewandt, wo ebenfalls Männer zu Fake-Treffen gelockt und ausgeraubt wurden.

Brutaler Angriff auf Männer bei inszeniertem Treffen – mit Messern, Pfefferspray und Schlagstöcken

Die verhafteten Männer sollen sich auf einem Online-Portal als junge, aber volljährige Frauen ausgegeben und Treffen mit ihren späteren Opfern arrangiert haben. Kurz vor den Treffen hätten sie den Männern mitgeteilt, dass sie doch etwas jünger seien. Bei den Treffen griffen sie die Männer mit Messern, Pfefferspray, Schlagstöcken oder Schusswaffen an und raubten sie teilweise aus, vergewaltigten oder verletzten sie schwer.

Drei 18-Jährige wurden bereits Ende Juni in Stuttgart festgenommen, zwei von ihnen wurden bei einem Scheintreffen von der Ermittlungsgruppe „Teddy“ in die Falle gelockt. Der vierte Verdächtige, ein 19-Jähriger, wurde kürzlich in seiner Wohnung in Stuttgart verhaftet. „Nach derzeitigem Kenntnisstand sollen die Tatverdächtigen in wechselnder Besetzung für rund 30 Taten verantwortlich sein“, so die Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen umfassen unter anderem versuchten Mord, versuchten Totschlag und schweren Raub.

„Pedo-Hunter“ laut Polizei irreführend: Angegriffene Männer haben sich nichts zu Schulden kommen lassen

Selbsternannte „Pedo Hunter“ nutzen Fake-Profile auf Internetportalen, um sich als minderjährig auszugeben und mutmaßliche Sexualstraftäter in eine Falle zu locken. Diese Treffen werden oft gefilmt und im Internet veröffentlicht, was ohne rechtliche Grundlage geschieht. Obwohl viele dieser Akteure ein moralisches Anliegen betonen, verstoßen sie häufig selbst gegen Gesetze, etwa durch Nötigung oder Verleumdung. Die Polizei warnt vor dieser Form der Selbstjustiz, da sie strafrechtliche Probleme verursacht und laufende Ermittlungen behindern kann.

Die Polizei betont nach der Razzia, dass die Fälle aus der Region Stuttgart nicht wirklich vergleichbar sind. Die angegriffenen Männer hätten in den meisten Fällen nichts falsch gemacht. Der Begriff „Pedo-Hunter“ sei daher unpassend, auch wenn der 19-Jährige sich so genannt habe. „Die Tatverdächtigen haben diese Masche schlichtweg genutzt, um die Männer anzugreifen und auszurauben“, erklärte Mario Teufel, der Leiter der Ermittlungsgruppe. Weitere Details zu den Motiven oder möglichen rechtsextremen Bezügen wurden von der Staatsanwaltschaft nicht bekannt gegeben. (dpa/jul)