Jack Kayil setzte sich auf die Bank und massierte seinen Oberschenkel. Der Spielmacher von Alba Berlin hatte im zweiten Viertel einen Pferdekuss abbekommen, doch sein Team brauchte ihn in der Schlussphase. Also endete seine kurze Auszeit nach einer Minute wieder – und Kayil entschied das Spiel. Mit 21 Punkten war der 19 Jahre junge Berliner der beste Mann auf dem Feld.
„Der Oberschenkel tut ein bisschen weh, aber ich komme darüber weg“, sagte Kayil nach dem 89:83 (23:8, 20:31, 23:27, 23:17) gegen die Frankfurt Skyliners am Sonntagabend in der Max-Schmeling-Halle. „Es freut mich natürlich, wenn die Würfe am Ende fallen.“ Auch Albas Kapitän fand lobende Worte für seinen jungen Kollegen. „Jack hat ein sehr gutes Spiel gemacht und uns offensiv getragen am Ende.“
Für die Berliner war es wettbewerbsübergreifend der zehnte Sieg in Folge. In der Tabelle rückte Alba damit auf Rang drei vor. Beste Werfer neben Kayil waren Justin Bean (13 Punkte) und Malte Delow (12). Schon am Dienstag geht es in der Champions League bei Chalon mit einem vorentscheidenden Spiel um den Gruppensieg weiter.
Jack hat ein sehr gutes Spiel gemacht und uns offensiv getragen am Ende.
Jonas Mattisseck über Jack Kayil
Im ersten Spiel nach der Länderspielpause musste Alba auf den zuletzt überragenden Martin Hermannsson verzichten. Der isländische Spielmacher hatte sich bei der Nationalmannschaft eine muskuläre Verletzung im Kniebereich zugezogen und wird wochenlang fehlen. Für ihn rückte Bennet Hundt, der zuvor nur zu sehr kurzen Einsätzen gekommen war, in die Starting Five.
Alba fand von der ersten Minute an ideal ins Spiel. Hundt versenkte einen Dreier, Mattisseck ließ zwei weitere folgen. Die Berliner arbeiteten gut beim Rebound, verteidigten konzentriert und zogen schnell davon. Nach viereinhalb Minuten führte Alba zweistellig.
Die Frankfurter, bei denen der dominierende Center Jaeden LeDee fehlte, kamen in der Offensive anfangs überhaupt nicht zur Geltung. Selbst von der Freiwurflinie wollte der Ball einfach nicht in den Korb und so stand es nach zehn Minuten 23:8 für Alba.
Es sah wie ein typisches Spiel dieser beiden Mannschaften in den vergangenen Jahren aus. Seit der letzten Niederlage im Dezember 2017 haben die Berliner alle 14 Duelle mit den Skyliners gewonnen – und das oft sehr deutlich.
Im zweiten Viertel stemmten sich die Frankfurter allerdings gegen die drohende Klatsche. Das Team von Klaus Perwas, Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft beim WM-Triumph 2023, trat nun ganz anders auf. Mit den ersten erfolgreichen Würfen wuchs das Selbstvertrauen und der Rückstand schrumpfte.
Albas Trainer Pedro Calles nahm eine Auszeit, doch sein Team konnte weder defensiv noch offensiv an die starke Anfangsphase anknüpfen. Die Berliner fanden keine guten Wurfoptionen mehr und verloren zu viele Bälle. Bis auf zwei Punkte arbeiteten sich die Gäste heran, ehe sich Alba mit der Schlusssirene des zweiten Viertels in die Halbzeit retten konnte.
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Doch auch die Pause half nur bedingt. Zwar lief es anschließend offensiv wieder etwas besser, Frankfurt behielt seinen guten Rhythmus jedoch bei – insbesondere Isaiah Swope. Der Guard bereitete Alba große Probleme und so gingen die Gäste im dritten Viertel zum ersten Mal im Spiel in Führung.
Das Spiel wogte nun hin und her. Kayil und Justin Bean legten vor, Swope und Till Pape antworteten. Das letzte Wort hatte jedoch Albas junger Nationalspieler, der in den letzten anderthalb Minuten zwei entscheidende Würfe versenkte.