Die Wasenboje ist seit zwei Jahren Anlaufstelle bei den Festen auf dem Wasen für Mädchen und Frauen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Die Wasenboje, ein geschützter Raum für Mädchen und Frauen muss auf Hilfe warten. Der Gemeinderat hat stattdessen höhere Gebühren für Wirte und Schausteller beschlossen.
Vorschläge gab es genug: Mehrere Fraktionen hatten vorgeschlagen, die Festwirte an der Finanzierung des Wasenboje zu beteiligen. Doch zu einer Entscheidung konnten sich die Stadträte nicht durchringen. Die Wasenboje ist ein geschützter Ort für Mädchen und Frauen und seit 2023 Teil der Feste auf dem Wasen.
Frühlingsfest und Volksfest: Gebühren für Wasen-Schausteller steigen
Beschlossen haben sie im Wirtschaftsausschuss die Erhöhung der Gebühren für Schausteller und Wirte beim Cannstatter Volksfest und Stuttgarter Frühlingsfest. Beim Volksfest steigen die Gebühren für Imbisse von 76,95 auf 90 Euro je Quadratmeter. Beim Autoscooter von 17,76 auf 20 Euro, bei Süßwaren von 81,69 auf 93 Euro, bei Schießbuden von 45,59 auf 52 Euro, Geisterbahnen von 18,26 auf 20 Euro.
Flyer, die in der Wasenboje ausliegen Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Insgesamt sollen so die Gebühren beim Volksfest von bisher 1.777.116 Euro auf 1.951.837 Euro gesteigert werden. Beim Frühlingsfest steigen die Gebühren insgesamt von 977.409 auf 1.107 843 Euro. Dazu tragen auch die Wirte bei. Sie sollen eine besondere Abgabe zahlen: Eine Mehrkosten-Gebühr. Diese begründe sich aus „den erhöhten Kosten durch die Festzelte (DRK, Feuerwehr, Ordnungsdienst, Reinigung, etc.) und wird von den Festwirten nach der Veranstaltung in Höhe von 1 Euro pro Sitzplatz und nur an frequentierten Tagen (Freitag, Samstag, Tag vor Feiertag) erhoben“.
Erhalt der Wasenboje: Die Wasen-Festwirte sollen zahlen
Daran knüpfen Linke SÖS plus an. Und fordern diese Mehrkosten-Gebühr für Festzelte um 30 Cent je Sitzplatz zu erhöhen. „Mit den Mehreinnahmen wird die Wasenboje finanziert“, so ihre Schlussfolgerung. Auch Puls will die Wasenboje sichern. Um sie zu erhalten, schlägt Puls eine Art „Wasen-Cent“ vor. Genauer gesagt zwei Cent, die die Festwirte künftig von jeder verkauften Maß als ihren Beitrag zur Wasenboje abführen sollen. Denn ein erheblicher Teil der Einsatzsituationen stehe „im Zusammenhang mit stark alkoholisierten Besuchern“.
Die SPD und Volt hat ein ähnliches Konzept im Angebot. „Wir möchten, dass die Veranstaltungsgesellschaft in.stuttgart die Finanzierung der Wasenboje und der zugehörigen Stellenanteile bei der Vergabe der Alkoholausschanklizenzen auf dem Frühlingsfest und dem Wasen entsprechend auf die Festzeltbetreiber und sonstigen Buden, die Alkohol anbieten, umlegt.“ Hierfür soll ein Mechanismus gefunden werden, der sich an Größe und Umsatz der Betreiber bemisst.
Wasenboje retten: Entscheidung vertagt
Fast alle wollen also dasselbe: Die Wasenboje retten. Doch einen Mechanismus, mit dem alle leben können, fanden sie nicht. Nun hat man eine Entscheidung vertagt, wie man die nötigen 80 000 Euro fürs kommende Jahr beschaffen will und möchte erst noch einmal miteinander reden. Bevor es bei den Haushaltsberatungen in den nächsten Wochen zum Schwur kommt. Die Zeit drängt, so wie die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart sagte, man müsse die Gebühren fürs Frühlingsfest beschließen, denn die Bescheide für die Betreiber müssen raus, so heißt es auch von Trägern der Wasenboje, man könne nicht mehr ewig warten mit dem Planen. Denn am 18. April beginnt das Frühlingsfest.
Die Wasenboje ist ein Projekt der Kommunalen Kriminalprävention und der Abteilung für Chancengleichheit der Stadt Stuttgart. Und war bisher von der Stadt finanziert.