Die Südstadt und der Karneval – eine besondere Melange, würde man in Wien sagen. Diesmal noch etwas besonderer, denn ein Teil der Feierlichkeiten zur Sessionseröffnung am 11.11. hatte sich wie von der Stadt und vielen Akteuren gewünscht mehr als in den Vorjahren in die Veedel verteilt. Allerdings nicht unbedingt gleichmäßig, speziell in der Südstadt war deutlich mehr Andrang als sonst. „Etwas mehr als geplant“, musste auch der neue Ordnungsamtsleiter der Stadt, Dirk Käsbach, freimütig einräumen. Er war zu Gast in der Bezirksvertretung Innenstadt, um dort über die Pläne vor und nach der Session zu informieren.
Grüne, Linke, SPD und Volt hatten eine Vorlage eingebracht, die sich speziell mit dem Straßenkarneval in der Südstadt auseinandersetze. Er soll das gemeinsame Feiern in etwas geordnetere Bahnen lenken. Der „Transitweg“ über die Uniwiese, genauer gesagt die stark eingeschrumpfte Ausweichfläche für die Zülpicher Straße, habe sich zwar bewährt. So gut sogar, so Käsbach, „dass man sie im nächsten Jahr guten Gewissens noch weiter verkleinern kann“. Allerdings mit der Folge, dass viele junge Menschen in die angrenzenden Veedel und nach Ehrenfeld auswichen.
Schwierige Situation für ältere Menschen
Am Chlodwigplatz sei die Situation speziell für ältere Menschen kaum noch zu händeln gewesen, erklärte die Seniorenvertreterin Maria Flöge-Becker. Speziell die Scherben seien ein großes Problem gewesen: Sie berichtete von geplatzten Rollatorenreifen und Stolperfallen durch weggeworfene Flaschen. Auch seien die Vermüllung und das Wildpinkeln ein großes Ärgernis. Beobachtungen, die Bezirksbürgermeisterin Julie Cazier (Grüne) durchaus teilte, sie lebt in unmittelbarer Nähe.
Wirklich einschränken will man das Feiern aber nicht: „Der Straßenkarneval ist auch in der Südstadt fester Bestandteil des Brauchtums“, erklärte Sabine Keller von den Grünen. Und das solle er auch bleiben. Aber eben „sauberer, sicherer und angenehmer für Anwohnende wie für Feiernde“.
Konkrete Maßnahmen gefordert
Dazu hat die Bezirksvertretung angeregt, in engem Austausch mit der Verwaltung, den AWB und anderen Akteuren Maßnahmen zu entwickeln. Konkret ging es dabei etwa um Einrichtung von Pfandabgabe- und Sammelstellen am Rand der Feierzone, um zusätzliche Abfallbehälter in größerem Umfang, um mobile Müllsammelpunkte sowie um verstärkte Reinigungsintervalle. Auch die Prüfung einer Glasverbotszone in stark belasteten Bereichen, die Bereitstellung ausreichender mobiler Toiletten sowie die Prüfung einer temporären Zusatzbeleuchtung schrieben die Bezirksvertreter der Verwaltung ins Lastenheft. Mit Leben gefüllt werden sollen die Vorschläge über Fachgespräche noch im Januar.
Bei Amtsleiter Dirk Käsbach lief man damit offene Türen ein. „Es gibt nichts gegen den Antrag einzuwenden“, erklärte er. „Das ist auch unsere Intention.“ Er bat lediglich darum, die Zahl der Teilnehmer in den Fachgesprächen nicht zu groß werden zu lassen und insbesondere auch die Interessenvertretungen vor Ort einzubinden. „Das sollte schon ein klassischer Dialog werden.“ Beim Thema Glasverbot allerdings dämpfte er die Erwartungen. Das sei „ein ganz schwieriges Thema“, so Käsbach. Nicht zuletzt wegen der Kontrollierbarkeit. „Aber die Tendenz geht natürlich dahin.“
Die Südstadt darf nicht zu einer zweiten Zülpicher Straße werden.
Tim Cremer, Bezirksvertreter Innenstadt (SPD)
Letztlich wurde der Antrag einstimmig angenommen. Für das Frühjahr 2026 sollen dann in einem weiteren Fachgespräch die Erfahrungen aus dem Straßenkarneval 2026 ausgewertet werden, um die Wirksamkeit kurzfristiger wie auch längerfristiger Maßnahmen auszuarbeiten. Einig war man sich nämlich in einem weiteren Punkt: „Die Südstadt darf nicht zu einer zweiten Zülpicher Straße werden.“