Wie können sterbende Menschen würdevoll begleitet werden? Welche Unterstützung benötigen Trauernde? Knapp 15 Jahre lang hat die Sozialpädagogin Susanne Kiepke-Ziemes für den regionalen Caritasverband praxisnahe Antworten auf diese Fragen entwickelt, die auch überregional umgesetzt wurden. Kurz bevor sie in den Ruhestand trat, ist sie mit einer hohen Ehrung überrascht worden.

Kiepke-Ziemes koordinierte seit 2010 das Projekt „Würdige Sterbebegleitung“, das der Caritasverband für die Region Kempen-Viersen vier Jahre zuvor begonnen hatte. Für ihre Arbeit zu dem Thema wurde sie nun mit dem „Goldenen Ehrenzeichen“ des Deutschen Caritasverbands geehrt. Zu einem würdigen Leben gehöre ein würdiger Abschied, sagt Hannokarl Weishaupt. Der Vorsitzende des Caritasverbandes für das Bistum Aachen überreichte ihr das Abzeichen. „Hoffnung braucht Hände und Herzen. Hoffnung braucht Menschen wie Sie“, fügte er hinzu.

Mit dem 2006 gestarteten Projekt baut die Caritas in ihren Pflegeeinrichtungen zukunftsfähige Strukturen auf, um Menschen in der letzten Lebensphase achtsam und respektvoll zu begleiten. Die Arbeit habe in den vergangenen Jahren weit über die regionalen Grenzen hinaus gewirkt, betonte Caritas-Vorstand Christian Schrödter. Kiepke-Ziemes habe das Projekt mit ihrem großen Erfahrungsschatz als Sozialarbeiterin geprägt und dem wissenschaftlichen Anspruch, eine fachlich fundierte Expertise zur Palliativpflege und Trauerarbeit zu entwickeln. So war sie maßgeblich am 2023 fertiggestellten Curriculum „Palliative Care für Soziale Arbeit“ beteiligt, das Schrödter als „wirklichen Meilenstein“ bezeichnet.

Darüber hinaus konzipierte sie bundesweite Standards für die Umsetzung der „Gesundheitlichen Versorgungsplanung“ älterer Menschen mit. In den „Letzte-Hilfe-Kursen“ lernen Angehörige, was sie für Menschen am Lebensende tun können. Bereits 2010 etablierte Susanne Kiepke-Ziemes eine professionelle und an systemischen Grundsätzen orientierte Trauerarbeit für Hinterbliebene. Seither gibt es auch das Trauercafé, das monatlich in Viersen stattfindet.

Zu der Projektarbeit gehören zudem Kooperationen, etwa mit der ambulanten Hospizinitiative im Kreis Viersen. Gefördert wird die Arbeit von der Nettetaler Stiftung zur Unterstützung von Jugend und Alter, die das Projekt „Würdige Sterbegleitug“ bis heute finanziell unterstützt und für weitere zwei Jahre fördern will.

Kiepke-Ziemes betonte, dass es ein gutes Miteinander und eine klare, zugewandte Kommunikation bei der Sterbebegleitung brauche, weil der Tod eines Menschen nie nur den Sterbenden selbst betreffe. Viele seien beteiligt: Angehörige, aber auch Professionelle aus Medizin, Pflege, Sozialarbeit, Psychologie und Seelsorge. „Keiner stirbt für sich allein“, ist der Grundsatz ihrer Arbeit. Dafür brauche es „einen wachen Blick füreinander, damit in einmaligen, schweren Situationen Entlastung möglich wird“, erklärte sie. Künftig wird sich Jutta Hemmerich, Caritas-Bereichsleiterin für die ambulante und teilstationäre Pflege, um Themen wie würdige Sterbebegleitung und Trauerarbeit kümmern.

Wissenschaftlich fundierte Fakten zum Thema Trauer erläuterte die Trauerforscherin Heidi Müller in einem Vortrag während der Abschiedsfeier. Das Wichtigste für alle Trauernden sei das soziale Umfeld. „Auf je mehr Ressourcen die Menschen zurückgreifen können, desto geringer fällt der Stress über den Verlust aus“, sagte Heidi Müller.