Cap-Markt im Fasanenhof: Ende April 2026 gehen hier die Türen zu und die Lichter aus. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Im Mai 2010 wurde der Cap-Markt in Stuttgart-Fasanenhof eröffnet. Am 25. April 2026 schließt er – sehr zum Bedauern von Bewohnern des Stadtteils, die um die Nahversorgung fürchten.
Die Tages des Cap-Marktes in Stuttgart-Fasanenhof sind gezählt – es sind noch 138 Tage, dann schließt das in der Eichäckerstraße zentral gelegene Lebensmittelgeschäft nach fast 15 Jahren. Die Nachricht hat sich in dem Stadtteil bereits rumgesprochen und Bewohner, wie Franz Fischer, höchst beunruhigt: „Für die für älteren Menschen hier ist das eine Katastrophe“, lässt er die Redaktion wissen. Für sie und auch für weniger älteren Menschen ist der Cap-Markt sehr geschickt für den normalen oder kleinen Einkauf.“ Die Tatsache, dass am Eingang zum Fasanenhof, am Europaplatz, ein Edeka-Markt vorhanden ist, sieht er als schwachen Trost. „Für die Alten ist der Weg zum Europaplatz zu Fuß viel weiter und nicht jeder kann sich ein Auto leisten.“ Besonders für Menschen mit Handicap sei das ein echtes Problem. „Und die Gesellschaft altere ja massiv, meint er und fragt: „Wo soll das hinführen, wenn die Nahversorgung immer mehr wegbricht?“
Doch warum schließt der Cap-Markt? „Die Antwort ist einfach, es kaufen schlicht zu wenige Kunden und Kundinnen bei uns ein. Der Markt trägt sich darum leider wirtschaftlich nicht“, erklärt Martin Tertelmann, Sprecher des Sozialunternehmens Neue Arbeit, das die Cap-Märkte in Stuttgart betreut. Durch die Eröffnung des Edeka-Marktes am Europaplatz und den Umzug der benachbarten BW-Bank-Filiale seien die Umsätze stark zurückgegangen.
Dazu kommt offenbar das Thema Miete. „Schon bei der letzten Mietvertragsverlängerung 2021 habe man große Bedenken gehabt“, sagt Tertelmann. „Wir wollten dem Markt aber nochmals eine Chance geben.“ Die Hoffnungen hätten sich jedoch nicht erfüllt: „Zu unserem großen Bedauern wird der Cap-Markt nach Ladenschluss am 25. April 2026 für immer schließen.“ Gleichzeitig versichert das Sozialunternehmen: „Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – drei Aushilfen und elf sozialversicherungspflichtig Beschäftigte – werden übernommen und in unseren anderen Cap-Märkten im Großraum Stuttgart weiterbeschäftigt.“ Die Lage in den anderen Cap-Märkten sei gut; es drohten aktuell sonst keine Schließungen.
Die Lage im Fasanenhof wird nicht beschönigt. Der Neuen Arbeit sei bewusst, dass gerade ältere und gehbehinderten Menschen den fußläufig zu erreichenden Markt sehr schätzen“, erklärt der Sprecher weiter. „Darum haben wir alle Möglichkeiten geprüft.“ Sowohl die Vermieter als auch die Wirtschaftsförderung hätten deshalb andere mögliche Betreiber angesprochen. „Leider war niemand bereit den Markt zu übernehmen. Auch nach Einschätzung der Neuen Arbeit „wird die Einkaufssituation für ältere und gehbehinderte Menschen im Fasanenhof nach unserer Schließung schwieriger.“
Cap-Märkte
Ziel
Cap-Märkte haben den Anspruch „viel mehr zu sein als ein Supermarkt“. Bis zu 50 Prozent der Arbeitsstellen sind dort nach eigenen Angaben mit Menschen mit Behinderung besetzt. Daher auch der Name Cap-Markt; er leitet sich von „Handicap“ ab. Der erste Cap-Markte wurde 1999 in Herrenberg. Ziel ist es nach eigener Auskunft, „Menschen ein Leben ohne Barrieren zu ermöglichen, sei es am Arbeitsplatz oder als Kunde im Markt“. Ein wichtiges Anliegen der Cap-Märkte ist die zentrumsnahe Lebensmittelversorgung. Inzwischen gibt es bundesweit mehr als 100 Cap-Märkte mit rund rund 1550 Mitarbeitenden – davon rund 850 Mitarbeiter mit Behinderung. In Stuttgart stehen aktuell neun Cap-Märkte. Sie werden von der Neue Arbeit gGmbH betreut. Mit Edeka besteht eine Partnerschaft; Cap-Märkte beziehen von dort auch Sortiment. red