Die laufende Wahlperiode der kommunalen Gremien in der hessischen Landeshauptstadt neigt sich dem Ende zu. Am 15. März 2026 entscheiden die Wählerinnen und Wähler in Wiesbaden neu über die Besetzung der Stadtverordnetenversammlung und der Ortsbeiräte. Zeit für die Fraktionsgemeinschaft FWG/PRO AUTO, eine ausführliche Bilanz ihrer fünfjährigen Oppositionsarbeit zu ziehen und die Weichen für die anstehende Kommunalwahl 2026 zu stellen.
Die drei Stadtverordneten Christian Bachmann (FWG, Fraktionsvorsitzender), Christian Hill (PRO AUTO) und Petermartin Oschmann (FWG) äußern sich in einem Gespräch über Erfolge, Frustrationen und ihre zentralen politischen Schwerpunkte. Dabei betonen sie ihre Unabhängigkeit und fordern eine Rückkehr zur Sachlichkeit in der Wiesbadener Kommunalpolitik.
Wiesbadenaktuell.de hat den drei Stadtverordneten jeweils 5 Fragen gestellt, wie sie die letzten 5 Jahre beurteilen. Eine Zusammenfassung hat die Fraktion auch im Rahmen einer Zeitung veröffentlicht, die wir am Ende des Artikel verlinkt haben.
Bewerten Sie ihre Arbeit der letzten 5 Jahre als erfolgreich?
Christian Bachmann (Fraktionsvorsitzender): „Wir haben quantitativ und qualitativ als kleine Oppositionsfraktion (CDU, FDP und AfD sind stärker Anm. d. Redaktion) einen guten Job abgeliefert. Wir haben, was uns ja manchmal vorgehalten wird, auf keine Seite geschlagen und damit auch unsere Unabhängigkeit bewiesen. Dies kann man nicht von jeder Partei behaupten, die mit diesem Anspruch angetreten ist.“
Christian Hill (stellv. Fraktionsvorsitzender): “Auf jeden Fall! Unsere Fraktion hat immer wieder kritische Themen angesprochen und die Finger in Wunden gelegt, was sich andere oft nicht trauten. Auch haben wir uns durch eine besondere Bürgernähe ausgezeichnet.”
Petermartin Oschmann (stellv. Fraktionsvorsitzender): „Von den ca. 150 von uns eingebrachten Anträgen in den verschiedenen Ausschüssen – Soziales, Kultur, Wirtschaft, Finanzen, Mobilität, Sport u.a. – ist ein erheblicher Teil mit großer Mehrheit beschlossen worden; unsere Initiativen waren sachlich begründet und damit auch erfolgreich.“
Was hat sie am meisten gefreut?
Christian Bachmann: „Dass viele unserer Anträge mit breiten Mehrheiten angenommen wurden. Das heißt, dass unsere Arbeit und unsere Themen respektiert werden und richtig sind.“
Christian Hill: “Der vertrauensvolle Kontakt mit vielen Bürgerinnen und Bürger, die an mich mit ihren Sorgen und Ideen herangetreten sind. Das motiviert mich.”
Petermartin Oschmann: „Die Wirkung unserer Anträge zeigt, dass sich sachliche Oppositionsarbeit in Wiesbaden lohnt!“
Was hat Sie am meisten geärgert?
Christian Bachmann: „Leider ist es noch immer so, dass für Parteimitglieder, die oftmals nicht geeignet sind, Jobs geschaffen werden innerhalb der Stadt oder den Fraktionen, die vom Steuerzahler finanziert werden müssen.“
Christian Hill: „Das völlig beratungsresistente Durchpeitschen von teilweise unsinnigen, bürgerfeindlichen Maßnahmen durch die Linkskooperation im Rathaus. Hauptsache, die jeweilige Parteienklientel wurde bedient. Das muss sich ändern!”
Petermartin Oschmann: „Der fehlende Sparwille der Kooperation. Anstelle Ausgaben kritisch zu überprüfen, wird immer nur oben draufgesattelt; dieses auch auf die Gefahr hin, dass der städtische Haushalt völlig aus dem Ruder läuft.“
Was waren die drei Schwerpunkte ihrer Arbeit der letzten 5 Jahre
Christian Bachmann: „Die Sportpolitik, die mir, auch als Trainer einer Fußballmannschaft sowie als Vater zweier sportverrückter Kinder, sehr am Herzen liegt. Weiterhin die Energiepolitik, die doch stark ideologisch getrieben ist und vernünftige Stimmen braucht. Weiterhin die Bürgerbeteiligung, da ist einiges getan, aber noch immer Luft nach oben um die Menschen mit einzubeziehen.“
Christian Hill: “Auf jeden Fall der Widerstand gegen die völlig ideologisierte Verkehrspolitik, die endlich beendet werden muss. Außerdem eine bürgerorientierte Stadtentwicklungspolitik, die z.B. das Millionengrab ‘Ostfeld’ ablehnt. Und schließlich der Kampf gegen Vetternwirtschaft und Korruption.”
Petermartin Oschmann: „Die Wirtschafts- und Finanzpolitik – Stichwort: Senkung der kommunalen Gebühren und Steuern sowie haushaltspolitische Fragestellungen – ist für mich als Mandatsträger, der aus der Wirtschaft kommt, ein wichtiges Anliegen; weiterhin hat für mich der Bereich der Sozial- und Kulturpolitik einen hohen Stellenwert, , weil ich hier in Wiesbaden seit über 60 Jahre lebe.“
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Bachmann: „Ich wünsche mir, dass bei der Besetzung in der Verwaltung und auch den städtischen Gesellschaften mehr auf die Qualifikation als auf das Parteibuch geachtet und die Stadt nicht als Versorgungswerk der jeweils regierenden Parteien angesehen wird. Das haben wir die ganze Wahlperiode angeprangert und das will ich auch fortführen!“
Christian Hill: “Ich wünsche mir eine Stadtverordnetenversammlung, die weniger durch Ideologie und Parteiengezänk geprägt ist. Es muss sachorientierter gearbeitet werden. Daher könnte ich mir auch ein ‘offenes’ Stadtparlament mit wechselnden Mehrheiten vorstellen,”
Petermartin Oschmann: “ Die Stadtverordnetenversammlung sollte der Ort sein, in welchem mehr miteinander gesprochen und auch in der Sache aufeinander zugegangen wird. Sie darf kein Platz für parteipolitische Propaganda und verbalradikale Parolen sein.
Fraktionszeitungen mit Themen, Zielen und Agenda
Begleitend zu ihrer Bilanz hat die Fraktionsgemeinschaft zwei Fraktionszeitungen veröffentlicht. Diese enthalten neben einem detaillierten Rückblick auf die bisherige Arbeit auch Einblicke in die künftige Agenda der Fraktion – mit Schwerpunkten auf Sport‑ und Energiepolitik, Verkehr und Stadtentwicklung, Wirtschaft und Finanzen sowie Bürgerbeteiligung.
Die Publikationen können hier heruntergeladen werden:
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de und folgen Sie uns auch auf Instagram sowie auf Threads!