DruckenTeilen
Rechenzentren © Renate Hoyer
Eine Studie sieht einen Trend zum Bau von Rechenzentren in der Region. Die Stadt Frankfurt hält das nicht für schädlich. Stadträtin Wüst fordert aber eine größere Wertschätzung für die Branche.
Zumindest direkt profitiert Frankfurt in eher geringem Maß von den vielen Rechenzentren im Stadtgebiet. Gerade einmal 27,3 Millionen Euro Gewerbesteuer hat die stark wachsende Branche nach Schätzungen einer Studie zur regionalökonomischen Bedeutung der Rechenzentren im Jahr 2023 in Frankfurt und Region gezahlt. Das ist ein winziger Bruchteil der drei Milliarden Euro, die allein die Stadt Frankfurt in jenem Jahr aus der Gewerbesteuer einnahm. Nur etwa 2900 Menschen arbeiteten im Jahr 2023 in Frankfurt und den umliegenden Kommunen in der Branche, selbst mit Dienstleistern liegt die Zahl nur bei 4000. Und das obwohl die Branche riesige Flächen belegt. Allein in Frankfurt nutzen die derzeit 55 großen Data Center der Studie nach rund 63 Hektar.
Die Frankfurter Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst hält die Branche dennoch für einen sehr wichtigen Wirtschaftsfaktor für Frankfurt und Region. Sie warb am Montag vor Journalisten dafür, dieser eine viel größere Wertschätzung zu zeigen. Die Branche sei zwar klein, trage aber in einem hohen Maß zur Wertschöpfung bei, sagte die FDP-Politikerin. Die Studie von IW Consult und Detecon im Auftrag von Land Hessen, Regionalverband und Stadt Frankfurt zeige zudem positive Effekte für die Gesamtwirtschaft auf. Nach dieser halten zwölf Prozent der Unternehmen die Nähe zu Rechenzentren für erfolgsrelevant, ein Fünftel bezeichnete das digitale Ökosystem in Frankfurt als entscheidenden Standortfaktor. Gerade sehr erfolgreiche und innovative Unternehmen äußerten sich so. Das große Rechenzentren-Cluster sei zudem ein „echtes Alleinstellungsmerkmal“ für Frankfurt und Region, sagte Wüst.
Stadtplanungsamt hält Angebot für Bau von Rechenzentren für auskömmlich
Zuletzt sind immer mehr Rechenzentren in Kommunen rund um Frankfurt entstanden. Wirtschaftsverbände wie die Frankfurter Industrie- und Handelskammer (IHK) haben dafür immer wieder eine zu restriktive Politik der Stadt Frankfurt verantwortlich gemacht, die die räumliche Ansiedlung von Rechenzentren seit einigen Jahren steuert, um einen möglichst ausgewogenen Branchenmix zu bewahren.
Das räumliche Konzept habe sich bewährt, sagte dagegen Martin Hunscher, der Leiter des Stadtplanungsamts am Montag. Es biete Unternehmen, die Rechenzentren bauen wollen, Planungssicherheit. Das Potenzial von bis zu 110 Rechenzentren im Jahr 2030, das dieses ermögliche, scheine auskömmlich zu sein. Ein limitierender Faktor sei dagegen der riesige Stromverbrauch der Data Center, sagte Hunscher.
Zu wenige „bestrombare Flächen“ im Frankfurter Stadtgebiet
Betreiber von Rechenzentren blicken der Studie nach auch deshalb zunehmend ins Frankfurter Umland, weil dort noch eher „bestrombare Flächen“ zu finden seien, also Grundstücke, die so gelegen sind, dass ein Rechenzentrum mit den für den Betrieb nötigen Stromkapazitäten versorgt werden kann.
Die Stadt Frankfurt sieht die zunehmende Aktivität der Branche jenseits der Stadtgrenzen nicht als Bedrohung. Wenn ein Rechenzentrum zum Beispiel in Dietzenbach entstehe, sei das nicht schädlich, sagte Wüst auf Fragen hin. Die Nachfrage nach solchen Flächen sei auch schlicht zu groß, um sie allein im Stadtgebiet zu decken. Frankfurt sollte als Kern der Region aber der wichtigste Standort für die Branche bleiben, sagte sie zugleich.