Die EU hat in ihrer Kasse 90 Milliarden Euro gefunden, die sie der Ukraine spendiert. Darüber hat die «Tagesschau» von SRF vor wenigen Tagen gross berichtet.
In derselben Sendung keine Sekunde gewidmet wurde hingegen dem jüngsten mutmasslichen Korruptionsfall in der EU.
Die frühere EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini war zusammen mit zwei weiteren Personen vorübergehend verhaftet worden. Dabei handelt es sich um einen weiteren EU-Spitzenbeamten sowie einen Mitarbeiter der Diplomatenschule, die Mogherini inzwischen führt. Es geht um mutmassliche Mauscheleien bei Auftragsvergaben.
Ein Zuschauer wollte von der Ombudsstelle der SRG wissen, warum das für SRF kein Thema war. Denn immerhin stehe die Schweiz derzeit «in einer politischen Diskussion einer institutionellen Anbindung an die EU».
Die Antwort von Esther Girsberger und Urs Hofmann, Co-Leiter der Ombudsstelle: Die Tagesschau berichte «in erster Linie über Themen, welche für die Schweiz von Interesse sind». Das sei bei der Ukraine-Hilfe der Fall, aber nicht bei dem bewussten Korruptionsfall. Dieser tangiere die Schweiz nicht.
Dass hochrangige Vertreter unter Verdacht stehen, sich aus den Kassen der EU bedient zu haben, darunter die Frau, die früher für die Aussenbeziehungen verantwortlich war, soll für die Schweiz weniger relevant sein als das Weihnachtsgeschenk für die Ukraine?
Wieso tangiert es die Schweiz, wie viele Milliarden die EU der Ukraine zukommen lässt? Aber nicht die Selbstbedienungsmentalität der EU-Administration, die sich bei Weitem nicht zum ersten Mal zeigt?
Die Europäische Union als edlen Spender präsentieren und ihre Schattenseiten ausblenden: Das scheint in der Zeit der Debatte rund um die Rahmenverträge mit der EU die Strategie von SRF.