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Sichtbarer Spaß am Gesang: Die „Matzingers“ haben es wieder einmal verstanden, ihr Publikum in der Ortenberger Marienkirche mitzureißen. © Ortenberg Kirche Konzert Matzingers
Die Matzsingers begeisterten in der Marienkirche mit A-cappella-Gesang. Das Programm reichte von Gospels bis zu skurrilen Schlagern.
Ein Konzert am Nikolausabend um 18 Uhr – kann das funktionieren? Ja, es kann! Zumindest wenn die „Matzsingers“ dazu einladen. In Scharen strömten Menschen in die Ortenberger Marienkirche, die Lust hatten auf „A cappella im Advent“.
Spaß am Singen
Der Spaß am Singen war es, der die fünf einst als 16-Jährige am Gymnasium Nidda zusammenbrachte, der Spaß am Singen war es, der die „Matzingers“ über vier Jahrzehnte zusammenschweißte, und der Spaß am Singen ist es auch heute noch, der sie dazu motiviert, begeisternde Konzerte wie das in Ortenberg zu geben. Als sechsten Mann hatten sie im Jubiläumsjahr stets Dr. Peter Kristen als kenntnisreichen und sympathischen Moderator mit dabei, der auch in der Marienkirche wieder launig durchs Programm führte.
Unter diesem Motto stand der Auftritt, mit dem Klaus Stefan Kaiser (Tenor), Martin Peppler (Tenor), Christian Renner (Bariton), Oliver Rühr (Bariton/Counter Tenor) und Christoph Duchardt (Bass) einen festlichen und stimmungsvollen Schlusspunkt hinter das Jahr zu ihrem 40-jährigen Bestehen setzten.
Wobei es eigentlich eher ein Ausrufezeichen war, denn in den knapp eineinhalb Stunden, die das Konzert dauerte, lieferten die „Matzsingers“ wieder ein grandioses Programm ab mit Liedern vom Gospel bis zum Popsong, vom französischen Wiegenlied bis zur Weihnachtsweise aus dem Sudetenland.
Das alles serviert mit der einzigartigen Kombination aus gesanglichem Können und augenzwinkerndem Humor, die den besonderen Charme des Ensembles ausmacht. Denn wenn nach 40 Jahren „Matzsingers“ eines feststeht, dann ist es die Tatsache, dass die Sänger sich nichts mehr beweisen müssen – und ihrem Publikum erst recht nicht.
Andächtige Atmosphäre
Mit dem bekannten alpenländischen Weihnachtslied „Es wird scho glei dumpa“ eröffneten die „Matzsingers“ den Abend ausgesprochen stimmungsvoll. Zweites Stück war der Adventshymnus „Veni, veni, Emmanuel“, der auf die Worte des Propheten Jesaja zurückgeht, mit denen dieser schon Jahrhunderte vor Christi Geburt das eines Tages bevorstehende Ereignis ankündigte.
Kein Weihnachts-, aber ein Abendlied ist der amerikanische Folksong „In the Evening by the Moonlight“, den das Ensemble als Nächstes sang, und mit einem weiteren Abendlied – dem bekannten „Abend wird es wieder“ – setzten sie das Programm fort.
Auch die nächsten Stücke waren keine Weihnachtslieder, und dennoch passten sie wunderbar in dieses Konzert, in die andächtige, nachdenkliche Atmosphäre, in die Zeit. Mit „Halleluja“ von Leonard Cohen und dem 80er-Jahre-Popsong „Mad World“ von Tears For Fears, den Peter Kristen des depressiven Textes wegen mit den Worten „Wir kommen nun zum stimmungsmäßigen Tiefpunkt des Abends“ ankündigte, setzten die „Matzingers“ großartige Akzente.
In starkem musikalischem Kontrast standen danach der Gospel „I’ll Fly Away“ und das „Coventry Carol“, ein englisches Weihnachtslied aus dem 16. Jahrhundert, das den im Matthäus-Evangelium überlieferten, von König Herodes in Auftrag gegebenen Mord an allen neugeborenen Knaben Bethlehems thematisiert und das Ereignis aus Sicht der Mütter der Babys betrachtet.
Oft und gerne gesungene „Matzsingers“-Klassiker sind „That Lonesome Road“ von den „Kings’s Singers“ und „Caravan of Love“ von den Housemartins, die zur Freude der Zuhörer auch in diesem Konzert nicht fehlen durften.
Ausflug ins leicht Absurde
Die von Peter Kristen in oberhessischer Mundart vorgetragene Geschichte von der einbeinigen Weihnachtsgans leitete dann fröhlich zum zweifellos skurrilsten Lied des Abends über. Mit „O du fette Weihnachtsgans“, in den 1970er Jahren von Chris Roberts auf den Schlagermarkt geworfen, hatten die „Matzsingers“ eine echte Perle der weniger festlichen Adventsmusik aufgetan, die für Heiterkeit im Publikum sorgte. Nach diesem Ausflug ins leicht Absurde ging es dann wieder feierlich weiter – zunächst mit „Abide with Me“, das ebenfalls von den „King’s Singers“ berühmt gemacht wurde, dann mit „Die Könige“ aus dem Weihnachtsliederzyklus von Cornelius und schließlich mit „Jul, Jul, stralande Jul“ – „Weihnachten, Weihnachten, strahlendes Weihnachten“, das in Schweden einen ähnlichen Status genießt wie hierzulande „Stille Nacht“.
Zwei Wiegenlieder, „Fais dodo“ aus Frankreich und „Dormi, dormi bel bambin“ aus Italien leiteten über zum „Trommellied“, mit dem das Konzert einen wunderbaren Schlusspunkt fand.
Zwei Zugaben waren nach Standing Ovations und frenetischem Beifall natürlich gesetzt. Mit einer alternativen Fassung des zuvor schon gehörten „I’ll Fly Away“-Themas und der dem Gedenken Martin Luther Kings gewidmeten Hymne „MLK“ von U2 entließen die „Matzsingers“ ihr restlos begeistertes Publikum in den Adventabend.