Dasha Burns (33) ist Leiterin des POLITICO-Büros im Weißen Haus. POLITICO ist mit BILD, WELT, ONET und BUSINESS INSIDER im Global Reporters Network verbunden.
Herr Präsident, vielen Dank, dass Sie sich für dieses Gespräch Zeit nehmen.
Donald Trump: Danke.
POLITICO hat Sie zur einflussreichsten Person benannt, die Europa prägt – im Rahmen unserer jährlichen Liste „POLITICO 28“. Auf dieser Liste standen in der Vergangenheit unter anderem Präsident Wolodymyr Selenskyj, Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Präsident Viktor Orbán ganz oben. In diesem Jahr hat POLITICO mit der Tradition gebrochen und zum ersten Mal in der jahrzehntelangen Geschichte der P28 einen Amerikaner an die Spitze gesetzt. Und, Herr Präsident, es steht außer Frage, dass Sie eine tektonische Wirkung auf den Kontinent und seine Politik ausüben. Eines der drängendsten Themen in Europa ist derzeit der Krieg zwischen Russland und der Ukraine.
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Donald Trump: Ich würde nicht sagen, eines der wichtigsten, sondern das wichtigste Thema.
Ihr Team pendelt seit einiger Zeit zwischen Putin und Selenskyj hin und her, um verschiedene Entwürfe eines Friedensplans auszuloten. Welche Seite ist Ihrer Ansicht nach im Moment in der stärkeren Verhandlungsposition?
Donald Trump: Nun, daran kann es keinen Zweifel geben. Es ist Russland. Es ist ein viel größeres Land. Es ist ein Krieg, der niemals hätte stattfinden dürfen. Ehrlich gesagt wäre er nicht passiert, wenn ich Präsident gewesen wäre – und er ist während meiner vier Jahre im Amt auch nicht passiert. Ich habe gesehen, wie sich das anbahnte, und mir gedacht: „Wow, das wird Probleme geben.“ Und dann ging es los, und es hätte sich zu einem Dritten Weltkrieg entwickeln können, ganz ehrlich. Ich glaube, das wird jetzt wahrscheinlich nicht mehr passieren. Ich denke, wenn ich nicht Präsident wäre, hätten wir einen Dritten Weltkrieg bekommen. Wir hätten ein viel größeres Problem, als wir es jetzt haben – aber auch jetzt ist es ein großes Problem. Es ist ein großes Problem für Europa. Und sie gehen damit nicht gut um.
Das komplette Trump-Interview im Video (Eng): „Die meisten europäischen Staaten verfallen“
Quelle: Politico09.12.2025
Trump: Wichtiger Zeitpunkt für eine Wahl in der Ukraine
Gestern Abend (gemeint ist Sonntagabend, Anm. d. Red.) haben Sie gesagt, Sie seien sich nicht sicher, ob Präsident Selenskyj mit dem jüngsten Vorschlag einverstanden sei, dass er noch nicht so weit sei. Ich habe von Ihren Beratern um Thanksgiving herum gehört, dass man hoffte, das Ganze könnte bis zum Ende der Feiertage abgeschlossen sein – aber es ist immer noch nicht passiert. Trägt Selenskyj die Verantwortung für den stockenden Fortschritt, oder was ist da los?
Donald Trump: Nun, er muss den Vorschlag lesen. Er hat ihn noch nicht wirklich, er hat ihn noch nicht gelesen.
Den jüngsten Entwurf …
Donald Trump: Stand gestern. Vielleicht hat er ihn über Nacht gelesen. Es wäre schön, wenn er ihn lesen würde. Wissen Sie, es sterben viele Menschen. Also wäre es wirklich gut, wenn er ihn lesen würde. Seine Leute lieben den Vorschlag. Sie mögen ihn wirklich. Seine Stellvertreter, seine ranghöchsten Leute, sie mögen ihn, aber sie sagen, er habe ihn noch nicht gelesen. Ich finde, er sollte sich die Zeit nehmen, ihn zu lesen.
Ist es Ihrer Meinung nach Zeit für die Ukraine, eine Wahl abzuhalten?
Donald Trump: Ja, ich denke schon. Es ist lange her. Es läuft nicht besonders gut. Ja, ich denke, es ist Zeit. Es ist ein wichtiger Zeitpunkt für eine Wahl. Sie nutzen den Krieg als Vorwand, um keine Wahl abzuhalten, aber ich denke, das ukrainische Volk sollte diese Wahl haben. Und vielleicht würde Selenskyj gewinnen. Ich weiß nicht, wer gewinnen würde. Aber sie haben seit langer Zeit keine Wahl mehr gehabt. Man redet von einer Demokratie, aber irgendwann ist es dann keine Demokratie mehr.
Am Sonntag hat Ihr Sohn, Donald Trump Jr., auf die Frage eines Reporters, ob Sie sich von der Ukraine abwenden werden, geantwortet: „Ich denke, er könnte.“ Stimmt das?
Donald Trump: Nein, das stimmt nicht. Aber es ist auch nicht völlig falsch. Wir müssen … wissen Sie, sie müssen mitspielen. Wenn sie die Vereinbarungen, mögliche Vereinbarungen, nicht lesen, dann ist das nicht leicht mit Russland, weil Russland den Vorteil hat, die Oberhand. Und die hatten sie immer. Sie sind viel größer. Sie sind in dieser Hinsicht deutlich stärker. Ich zolle der Ukraine, ich zolle den Menschen in der Ukraine und dem Militär der Ukraine enorme Anerkennung für ihren Mut, für ihren Widerstand, für das Kämpfen und all das. Aber wissen Sie, irgendwann setzt sich Größe in der Regel durch. Und in diesem Fall reden wir über eine gewaltige Größenordnung … wenn man sich die Zahlen anschaut, ich meine, die Zahlen sind einfach verrückt.
Das ist kein Krieg, der hätte stattfinden dürfen. Es ist ein Krieg, der niemals passiert wäre, wenn ich Präsident gewesen wäre. So traurig – Millionen Menschen sind tot, sehr viele Soldaten. Im vergangenen Monat haben sie 27.000 Soldaten verloren, und manche Menschen sind durch Raketenangriffe auf Kiew und andere Orte ums Leben gekommen. Was für eine traurige Sache für die Menschheit. Wissen Sie, das betrifft uns eigentlich nicht direkt. Unser Land zahlt keinen einzigen Cent mehr, seitdem Biden ihnen so dumm 350 Milliarden Dollar gegeben hat. Und wissen Sie, wenn er das nicht gemacht hätte, wäre vielleicht etwas anderes passiert.
Aber Sie, Herr Präsident …
Donald Trump: Aber Putin hatte keinen Respekt vor Biden, und er hatte keinen Respekt vor Selenskyj. Er mochte Selenskyj nicht. Die beiden hassen sich wirklich. Und ein Teil des Problems ist, dass sie sich wirklich sehr stark hassen, wissen Sie. Und es ist für sie sehr schwer, einen Deal zu machen. Es ist schwieriger als in den meisten Fällen. Ich habe acht Kriege beendet, und das hier wäre der neunte gewesen. Das hier wäre, hätte ich gesagt, der einfachste gewesen – oder einer der einfacheren. Ich meine, ich habe einen Konflikt beigelegt, der 36 Jahre lang andauerte. Ich habe Pakistan und Indien befriedet. Ich habe so viele Konflikte gelöst. Darauf bin ich sehr stolz. Und es gelingt mir ziemlich routiniert, ziemlich leicht. Es fällt mir nicht schwer. Das ist das, was ich tue. Ich mache Deals. Dieser hier ist schwierig. Einer der Gründe ist das enorme Maß an Hass zwischen Putin und Selenskyj.
„Ich will aufhören, zu sehen, dass Menschen getötet werden“
Sie haben recht, Sie geben kein Geld aus, aber Sie investieren Ihre Zeit und Ihre Energie …
Donald Trump: Das tue ich. Ich will …
… in dieser Sache.
Donald Trump: Ich will aufhören, zu sehen, dass Menschen getötet werden.
Wenn Selenskyj diesen Deal ablehnt …
Donald Trump: Ja.
… gibt es da einen Zeitpunkt, an dem Sie sagen: „Okay, jetzt ist Schluss“?
Donald Trump: Nun, er muss in die Gänge kommen und anfangen, Dinge zu akzeptieren. Wissen Sie, wenn man verliert – und er verliert …
Hat die Ukraine … glauben Sie, die Ukraine hat diesen Krieg verloren?
Donald Trump: Nun, sie haben Territorium verloren, lange bevor ich hier war. Sie haben einen ganzen Küstenstreifen verloren, einen großen Küstenstreifen. Ich meine, schauen Sie sich die Karten an. Ich bin jetzt seit zehn Monaten hier. Aber wenn Sie zehn Monate zurückgehen und sich das ansehen, sehen Sie, sie haben diesen ganzen Streifen verloren. Jetzt ist es ein größerer Streifen. Es ist ein breiterer Streifen. Sie haben viel Land verloren – und es ist sehr gutes Land, das sie verloren haben. Man kann das sicher nicht als Sieg bezeichnen. Ich könnte Ihnen ein Diagramm zeigen. Es ist eine Menge Land, das sie verloren haben.
Es ist eine Menge Land. Ich glaube, die …
Donald Trump: Wenn unsere Wahl nicht manipuliert worden wäre – es war eine manipulierte Wahl, jetzt weiß das, jeder. Es wird in den nächsten Monaten noch sehr laut und deutlich werden, denn wir haben alle Informationen und alles. Aber wenn diese Wahl nicht manipuliert worden wäre (…), würden Sie heute gar nicht über die Ukraine sprechen.
Der überwältigende Konsens in Europa ist derzeit, dass man die Ukraine so lange unterstützen will, bis sie diesen Krieg gewinnen kann.
Donald Trump: Bis sie umfallen, ja.
Ist das …
Donald Trump: Nun, dann sollten sie sie unterstützen.
… in Ihren Augen realistisch?
Donald Trump: Ich meine, hören Sie, dann sollen sie sie unterstützen. Europa ist … ich bin mit allen befreundet. Ich meine, ich mag sie alle. Ich habe keine wirklichen Feinde. Es gab ein paar, die ich über die Jahre nicht mochte. Aber die aktuelle Truppe mag ich. Ich mag sie sehr. Und ich kenne sie sehr gut. Ich kenne sie wirklich sehr gut. Einige sind Freunde. Einige sind okay. Ich kenne die guten Führungspersönlichkeiten. Ich kenne die schlechten Führungspersönlichkeiten. Ich kenne die Klugen. Ich kenne die Dummen. Es gibt auch ein paar richtig Dumme. Aber, sie machen keinen guten Job. Europa macht in vielerlei Hinsicht keinen guten Job. Sie machen keinen guten Job.
Ja, darauf wollte ich Sie …
Donald Trump: Sie reden zu viel.
… ansprechen.
Donald Trump: Und sie liefern nicht. Wir sprechen über die Ukraine. Sie reden, aber sie liefern nicht. Und der Krieg geht einfach immer weiter und weiter. Vier Jahre jetzt läuft er schon, lange, bevor ich hierhergekommen bin. Das ist nicht mein Krieg. Das ist Joe Bidens Krieg – aus amerikanischer Sicht. Es ist eine sehr traurige Sache. Und der einzige Grund, warum mir das wirklich am Herzen liegt, ist, dass ich es hasse, zu sehen, wie junge, wunderschöne Menschen getötet werden. Das ist im Wesentlichen der Grund, warum ich mich engagiert habe. Ich meine, wenn Sie auf den Kongo und Ruanda schauen – dort läuft das schon lange. Vierzehn Millionen Menschen, mindestens, sind getötet worden. Niemand weiß genau, wie viele. Macheten … viele Machetenmorde. Äußerst brutal. Aber wenn Sie auf die Kriege schauen … und auf einige Kriege, bei denen es sonst Millionen und Abermillionen Tote gegeben hätte. Der Premierminister von Pakistan hat gesagt, ich hätte Millionen Menschen gerettet, indem ich mich eingeschaltet und den Konflikt zwischen Indien und Pakistan gestoppt habe.
Ich möchte aber trotzdem noch einmal kurz nach Europa zurückkommen, weil Sie gesagt haben, sie machten dort in Ihren Augen eine ganze Menge falsch. Und gerade erst …
Donald Trump: Nun, sie können nicht so viel richtig machen, wenn man sich anschaut, was passiert ist.
„Europa ist heute ein anderer Ort als früher“
Ihre Regierung hat gerade eine neue Nationale Sicherheitsstrategie vorgelegt, die in Europa für erhebliche Erschütterungen gesorgt hat. In dieser Strategie heißt es, ein zentrales Ziel der amerikanischen Außenpolitik müsse es sein, „Widerstand gegen Europas derzeitigen Kurs innerhalb europäischer Staaten zu stärken“. Wie sehr müssen sich europäische Regierungschefs darauf einstellen, dass Ihre Regierung versuchen wird, die Politik auf dem Kontinent umzugestalten?
Donald Trump: Nun, Europa ist ein anderer Ort.
Was meinen Sie damit?
Donald Trump: Und wenn es so weitergeht wie bisher, wird Europa … nach meiner Auffassung werden viele dieser Länder nicht länger lebensfähig sein. Ihre Migrationspolitik ist eine Katastrophe. Was sie in der Migration tun, ist eine Katastrophe. Bei uns zeichnete sich ebenfalls eine Katastrophe ab, aber ich habe sie stoppen können. Wissen Sie, durch unsere Grenzen kommt jetzt niemand mehr – null, seit sieben Monaten. Ich meine, wer hätte gedacht, dass wir bei Null landen? Wir sind von Millionen Menschen – in manchen Monaten waren es Millionen – auf null gegangen.
So sieht es in Europa nicht aus.
Donald Trump: Im Gegenteil, nein. In Europa kommen sie aus allen Teilen der Welt. Nicht nur aus dem Nahen Osten, sie kommen aus dem Kongo, in riesiger Zahl aus dem Kongo. Und noch schlimmer: Sie kommen aus den Gefängnissen des Kongo und vieler anderer Länder. Und aus irgendeinem Grund wollen die Europäer politisch korrekt sein – was in meinen Augen das Gegenteil von politisch korrekt ist. Aber sie wollen politisch korrekt sein und diese Leute nicht zurückschicken, dahin, wo sie herkommen. Und Europa ist … wenn Sie sich Paris ansehen: Das ist ein völlig anderer Ort. Ich habe Paris geliebt. Es ist heute ein ganz anderer Ort als früher. Wenn Sie sich London ansehen: Dort haben Sie einen Bürgermeister namens Khan. Er ist ein schrecklicher Bürgermeister. Er ist inkompetent, und er ist ein furchtbarer, bösartiger, widerlicher Bürgermeister. Ich finde, er macht einen schrecklichen Job. London ist ein anderer Ort. Ich liebe London. Ich liebe London. Und es tut mir weh, das zu sehen. Wissen Sie, meine Wurzeln liegen in Europa, wie Sie wissen.
Und ich hasse es, das mitanzusehen. Das ist einer der großartigsten Orte der Welt, und sie erlauben es einfach, dass Menschen unkontrolliert hereinkommen, ohne jede Kontrolle, ohne jede Überprüfung.
Wie stark werden Sie sich einmischen? Könnten wir erleben, dass Sie sich zum Beispiel in europäische Wahlen einmischen?
Donald Trump: Ich will die Vereinigten Staaten führen. Ich will nicht Europa führen. Ich bin sehr stark in Europa engagiert …
Würden Sie Kandidaten unterstützen?
Donald Trump: Die Nato nennt mich „Daddy“. Ich habe dort eine Menge zu sagen. Sehen Sie, ich habe den Anteil der Wirtschaftsleistung, also das BIP-Ziel, von 2 Prozent auf 5 Prozent erhöht; die 2 Prozent haben sie nicht gezahlt, und die 5 Prozent zahlen sie. Und sie zahlen, weil, wenn wir etwas liefern, die Nato dafür bezahlt – und ich nehme an, das geht dann an die Ukraine weiter. Aber Europa wird zerstört.
Würden Sie in Erwägung ziehen, sich in einige dieser Wahlen einzumischen, um Führungspersönlichkeiten zu installieren, von denen Sie glauben, dass sie besser geeignet sind?
Donald Trump: Nun, ich habe Leute unterstützt. Ich habe Leute unterstützt, die viele Europäer nicht mögen. Ich habe Viktor Orbán unterstützt. Ich habe, wenn man nach Südamerika schaut, Lateinamerika … Südamerika, Milei in Argentinien unterstützt. Er lag in den Umfragen zurück, und ich habe ihn unterstützt – und er hat dann mit überwältigender Mehrheit gewonnen.
Im Fall Viktor Orbán – über eine bloße Unterstützung hinaus – hat er kürzlich gesagt, Sie hätten ihm Zugang zu einem US-gestützten finanziellen Schutzschirm im Volumen von bis zu 20 Milliarden Dollar zugesagt. Stimmt das?
Donald Trump: Nein, ich habe es ihm nicht versprochen, aber er hat auf jeden Fall darum gebeten. Aber was ich …
Würden Sie so etwas in Erwägung ziehen?
Donald Trump: Ich finde, dass er in einer Hinsicht einen sehr guten Job macht, nämlich bei der Migration. Sein Land ist eingekesselt, es ist von Land umgeben. Er hat ein anderes Land als viele andere. Er hat keinen Zugang zum Meer, er kann also keine Schiffe mit Energieversorgung hereinkommen lassen. Er hat eine große Pipeline aus Russland. Die gibt es seit Langem. Das ist eine andere Situation, die er hat.
Also würden Sie eine finanzielle …
Donald Trump: Aber eines … eines hat er wirklich …
Unterstützung dort in Betracht ziehen?
Donald Trump: … wirklich gut gemacht, und das ist die Migration, weil er … er lässt niemanden in sein Land. Und Polen hat in dieser Hinsicht ebenfalls einen sehr guten Job gemacht. Aber die meisten europäischen Staaten, sie … sie verfallen. Sie verfallen.
Man kann sich vorstellen, dass einige Regierungschefs in Europa angesichts Ihrer Haltung ziemlich verunsichert sind, dass sie sich fragen, was Ihre Linie bedeutet, und europäische …
Donald Trump: Nein, sie sollten verunsichert sein durch das, was sie ihren Ländern antun. Sie zerstören ihre Länder und sie …
Nun, der Präsident des Europäischen Rates …
Donald Trump: Und es sind Leute, die ich mag. Sehen Sie, ich mag sie. Ich komme mit ihnen aus, das wissen Sie. Aber sie dürfen das nicht geschehen lassen, und irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem man es nicht mehr korrigieren kann. Es wird einen Punkt geben – und wir sind sehr nah an diesem Punkt …
Und was bedeutet das?
Donald Trump: Es wird bedeuten, dass sie keine starken Nationen mehr sein werden oder …
Bedeutet das, dass sie dann nicht mehr unsere Verbündeten sein werden?
Donald Trump: Oder sie werden … nun, das hängt davon ab. Sie werden ihre Ideologie ändern, offensichtlich – denn die Menschen, die hineinkommen, haben eine völlig andere Ideologie. Aber es wird sie … es wird sie sehr schwächen. Sie werden viel schwächer sein, und sie werden sehr anders sein.
Was bedeutet das für unsere Beziehungen zu ihnen?
Donald Trump: Ich meine, schauen Sie, schauen Sie sich doch ihren Bürgermeister von London an. Er ist eine Katastrophe. Er ist eine Katastrophe. Er hat eine völlig andere Ideologie, als er eigentlich haben sollte. Und er wird gewählt, weil so viele Menschen zugezogen sind. Sie wählen ihn jetzt, weil, wissen Sie, das ist so eine … so eine Dynamik. Aber ich hasse, was aus London geworden ist, und ich hasse, was aus Paris geworden ist. Ich hasse es, das zu sehen.
Wissen Sie, Herr Präsident, es ist manchmal schwer zu erkennen, ob Sie mit solchen Aussagen eine Art „tough love“-Botschaft an unsere Verbündeten senden wollen, um sie zu Reformen zu drängen …
Donald Trump: Nein. Nein.
… oder ob Sie viele von ihnen einfach für schwach halten und eigentlich gar nicht mit ihnen verbündet sein wollen.
Donald Trump: Ich halte sie für schwach, aber ich glaube auch, dass sie unbedingt politisch korrekt sein wollen. Ich glaube, sie wissen nicht, was sie tun sollen. Europa weiß nicht, was es tun soll. Sie wissen auch nicht, was sie im Handel tun sollen. Ich meine, wenn ich mir die Situation ansehe, die sich dort beim Handel entwickelt – das ist ein bisschen gefährlich. Aber Europa, sie wollen politisch korrekt sein, und das macht sie schwach. Das ist es, was sie schwach macht.
Es klingt, als wollten Sie in Europa ziemlich tiefgreifende Veränderungen sehen.
Donald Trump: Nun, ich finde, sie sollten die Menschen wieder ausweisen, die illegal in ihre Länder gekommen sind.
Ich möchte nach der Nato fragen …
Donald Trump: Wissen Sie, wenn Sie sich Schweden ansehen: Schweden galt einst als das sicherste Land in Europa …
Richtig.
Donald Trump: … eines der sichersten Länder der Welt. Jetzt gilt es als sehr unsicher … nun ja, als ziemlich unsicheres Land. Das ist kaum zu glauben. Es ist ein völlig anderes Land, Schweden.
„Es gibt Länder, die es der Nato schwer machen“
Und Schweden ist vor Kurzem der Nato beigetreten. Eines der Dinge, die in der Nationalen Sicherheitsstrategie stehen, ist, dass die USA darauf hinarbeiten sollten, sowohl den Eindruck als auch die Realität zu beenden, dass die Nato ein sich ständig erweiterndes Bündnis sei. Gibt es Länder in der Nato, von denen Sie glauben, sie sollten nicht Teil des Bündnisses sein?
Donald Trump: Nun …
Schweden zum Beispiel.
Donald Trump: … es gibt Länder, die es der Nato schwer machen. Nicht, dass sie nicht dabei sein sollten. Ich denke, es ist gut, sie dabeizuhaben. Die Türkei ist ein Beispiel. Erdoğan ist ein Freund von mir. Immer wenn es ein Problem mit Erdoğan gibt, bitten sie mich, ihn anzurufen, weil sie nicht mit ihm sprechen können. Er ist ein harter Brocken. Ich mag ihn wirklich sehr. Ich finde, er hat, sehen Sie, ein starkes Land aufgebaut, ein starkes Militär. Aber sie tun sich schwer mit ihm, und sie bitten mich, ihn anzurufen. Und ich rufe ihn an, und ich kriege es mit ihm immer geregelt. Er und ich klären das sehr … wirklich sehr schnell. Wir hatten Menschen, die er freigelassen hat, obwohl sie festgenommen worden waren und jahrelang durch Gerichte und alles Mögliche gegangen wären. Und ich habe gesagt: „Sie müssen sie freilassen“ – und das hat er getan. Er ist sehr anders als viele andere Führungspersönlichkeiten, aber sie tun sich schwer mit ihm. Dabei müssten sie sich eigentlich nicht so schwer mit ihm tun.
Sollte die Nato aufhören, neue Mitglieder aufzunehmen? Sollte die Nato dort enden, wo sie jetzt steht?
Donald Trump: Nun, wissen Sie, es sind gar nicht mehr so viele übrig, wenn man ehrlich ist, richtig? Es sind nicht mehr so viele übrig. Lange vor Putin war die stillschweigende Übereinkunft, dass die Ukraine nicht in die Nato aufgenommen wird. Das war lange vor Putin, das muss man fairerweise sagen. Und jetzt haben sie gedrängt … wissen Sie, als Selenskyj das erste Mal ins Amt kam und Putin zum ersten Mal traf, sagte er: „Ich will zwei Dinge. Ich will die Krim zurück, und wir werden Nato-Mitglied.“ Er hat das nicht auf besonders nette Art gesagt. Wissen Sie, er ist ein großartiger Verkäufer. Ich nenne ihn P. T. Barnum (amerikanischer Zirkus-Pionier und Politiker, Red.). Sie wissen, wer P. T. Barnum war, richtig?
Ja.
Donald Trump: Einer der Größten überhaupt. Er konnte jedes Produkt zu jeder Zeit verkaufen. Das war sein Spruch: „Ich kann jedes Produkt jederzeit verkaufen.“ Und das stimmte. Er sagte: „Es ist egal, ob es funktioniert oder nicht.“ Aber Selenskyj ist P. T. Barnum. Wissen Sie, er hat den korrupten Joe Biden dazu gebracht, ihm 350 Milliarden Dollar zu geben. Und schauen Sie, was er davon hat: Etwa 25 Prozent seines Landes fehlen.
Äh …
Donald Trump: Und man muss zur Ehrenrettung Bidens sagen: Obama hat die Krim verschenkt.
Richtig, das alles passierte 2014.
Donald Trump: Obama … denn die Krim ist das Herzstück. Sie wissen, in meinem Herzen bin ich ein Immobilienmensch, richtig? Ich bin sehr gut im Immobiliengeschäft. Und wenn ich auf diese Karte schaue, jedes Mal, wenn ich auf diese Karte schaue, denke ich: „Oh, diese Krim ist so schön. Wow.“ Sie ist auf vier Seiten vom Meer umgeben, nur ein kleines Stück Land verbindet sie mit dem Festland. Ich meine, die Krim ist riesig. Aber sie ist verbunden mit dem Teil der Ukraine, über den wir jetzt reden, über eine kleine, schmale Landzunge. Sie ist an vier Seiten von Meer umgeben, im wärmsten Teil. Sie hat das beste Klima, alles ist großartig – und ich weiß, dass Sie Ukrainerin sind und die Ukraine sehr gut kennen. Und Obama hat sie gezwungen, die Krim aufzugeben. Das war ein … ich erinnere mich, als das passierte, aber ich war damals nicht so involviert wie heute, wissen Sie, ich hatte nicht dieses Wissen, das ich heute habe. Ich habe heute ein großes Wissen über die Ukraine. Ich habe großes Wissen über viele Länder.
Dieser Konflikt begann bereits 2014, das vergessen viele Leute, lange vor der Invasion vor ein paar Jahren.
Donald Trump: Nun, und wissen Sie, wann dieser Konflikt wirklich begonnen hat? Er hat zwar jahrelang geschwelt, aber als Obama die Krim aufgegeben hat, das war der große Einschnitt.
Ich möchte …
Donald Trump: Stimmen Sie dem zu? Das war ein großes Stück, das man da aufgegeben hat.
Äh, ich meine, das war …
Donald Trump: Sie sind … Sie stammen aus der Ukraine.
Das war ein großer … ich meine, das war, ich erinnere mich, als ich in die Vereinigten Staaten gezogen bin, wussten viele Leute gar nicht, was die Ukraine überhaupt ist. Und 2014 war dann der Moment, in dem vielen plötzlich klar wurde, welche geopolitische Bedeutung diese Region hat.
Donald Trump: Nein, ich meine nur: Aus Sicht von Schönheit, Klima, all dem – die Krim ist der wärmste Teil. Sie hat ein enormes Potenzial. Und Obama hat sie gezwungen … Obama hat das gemacht. Das war nicht Biden. Nun, vielleicht war er beteiligt, aber ich bezweifle es. Er wusste damals vermutlich auch nicht sehr viel. Er war nie die hellste Kerze. Aber sehen Sie, Obama hat sie weggegeben … er hat sie zur Aufgabe gezwungen.
Merkel hat zwei große Fehler gemacht: Migration und Energie
Ich glaube, Ihr Ansatz gegenüber Europa unterscheidet sich sehr stark von dem Ihrer Vorgänger. Und diese …
Donald Trump: Ich möchte einfach ein starkes Europa sehen.
Und diese Nationale Sicherheitsstrategie sagt eine Menge darüber aus, welche Veränderungen Sie wollen …
Donald Trump: Nein, aber Sie … Sie müssen Folgendes verstehen, das ist mein Ansatz für Europa: Ich möchte ein starkes Europa sehen. Wenn sie Millionen Menschen erlauben, in ihre Länder zu strömen, und viele dieser Menschen schwere Straftaten begehen – und noch einmal: Schauen Sie nach Schweden. Ich will Schweden nicht schlechtreden. Ich liebe Schweden. Ich liebe die Menschen in Schweden. Aber sie sind von einem praktisch kriminalitätsfreien Land zu einem Land geworden, das jetzt sehr viel Kriminalität hat. Schauen Sie nach Deutschland. Deutschland war faktisch kriminalitätsfrei, und Angela hat zwei große Fehler gemacht: Migration und Energie. Und das waren zwei echte Hämmer.
Ein Land, das mit der Kursänderung der USA zufrieden ist, ist Russland. Ein Sprecher des Kremls bezeichnete das Strategiedokument als „positiven Schritt“ und sagte, die Veränderungen, die man beobachte, seien „weitgehend im Einklang mit Moskaus Sichtweise“. Halten Sie das für eine gute Sache?
Donald Trump: Nun, ich denke, er würde gern ein schwaches Europa sehen, und um ehrlich zu sein: Das bekommt er. Das hat nichts mit mir zu tun.
Aber er findet, dass die Veränderungen, die Sie vornehmen, und das, was Sie in Ihrem Europa-Bild skizzieren, genau das sind, was Moskau sich wünscht.
Donald Trump: Ich habe keine Vision für Europa. Alles, was ich sehen möchte, ist ein starkes Europa. Sehen Sie, ich habe eine Vision für die Vereinigten Staaten von Amerika – zuerst. Es ist „Make America Great Again“. Ich erkläre Europa Dinge, weil ich denke, wissen Sie, ich gelte ja als sehr kluger Mensch, ich kann … ich habe Augen. Ich habe Ohren. Ich habe Wissen. Ich habe ein gewaltiges Wissen. Ich sehe, was passiert. Ich bekomme Berichte, die Sie niemals zu Gesicht bekommen werden. Und ich finde, es ist furchtbar, was mit Europa passiert. Ich glaube, es bringt Europa in Gefahr, so wie wir es kennen. Europa könnte ein völlig anderer Ort werden. Und ich denke, die Menschen in Europa sollten etwas dagegen tun.
Herr Präsident, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch genommen haben. Ich weiß das sehr zu schätzen.
Donald Trump: Vielen Dank.