Deutschlands Emily Vogel und Aimee von Pereira bejubeln ihren Treffer

Stand: 09.12.2025 18:58 Uhr

Die deutschen Handballerinnen verlassen Deutschland – und das ist eine gute Nachricht. Nach der nächsten souveränen Vorstellung beim 30:23 (17:11) gegen Brasilien geht für sie das WM-Turnier in den Niederlanden weiter, die Halbfinale finden in Rotterdam statt.


Sebastian Hochrainer

Deutschland legte einen Traumstart hin, Lisa Antl sorgte bereits für eine deutliche 4:1-Führung – und dann zeigte sich, auf wen bei den Brasilianerinnen besonders zu achten war. Bruna de Paula gilt als eine der besten Rückraumspielerinnen der Welt, und warum das so ist, zeigte sie in den ersten Minuten. Mit ihren starken Einzelaktionen und drei Toren brachte de Paula ihr Team wieder auf 3:4 heran.

DHB-Frauen gestalten das Spiel mit Ruhe deutlich

Die deutschen Frauen gerieten dann in Unterzahl, doch statt des Ausgleichs gab es eine Signalwirkung für den Rest des Spiels. Das Team von Bundestrainer Markus Gaugisch „gewann“ diese Situation und zog danach weg. Vor allem angetrieben von Viola Leuchter baute Deutschland den Vorsprung aus, mit ihrem vierten Treffer bei einer perfekten Wurfquote erzielte die 21-Jährige das 9:4 (13. Minute).

Im Anschluss gab es eine Schwächephase, Brasilian verkürzte auf 9:7 – doch dann kam Antje Döll ins Spiel, sorgte mit ihren ersten beiden Treffern wieder für einen Vier-Tore-Vorsprung (19.). Gaugisch sprach in der Auszeit dennoch an, dass sein Team zu hektisch agierte, forderte: „Ruhig spielen.“ Die Ruhe weg hatte weiter Döll, die das dritte deutsche Tor in Folge warf, zum zweiten Mal per Siebenmeter (12:8/23.). Vom Strich besserte sie damit ihre Topquote im Turnier auf 14 von 16 verwandelten Versuchen auf.

Aus dem Feld hatte Döll aber Probleme, die brasilianische Torhüterin Renata Lais de Arruda konnte nicht nur von der Linksaußen mehrere Bälle abwehren – so blieben die Südamerikanerinnen noch einigermaßen im Spiel. Deutlich blieb es aber, auch, weil Katharina Filter im richtigen Moment ihre Klasse im deutschen Tor zeigte, insgesamt hielt sie drei Würfe in der ersten Halbzeit, unter anderem kurz vor der Pause – Nina Engel konnte so schon auf 17:11 (30.) stellen.

Filter brilliert erneut im deutschen Tor

Das deutsche Team schien alles im Griff zu haben, erhöhte sogar auf 20:12 durch Jenny Behrend (35.), doch dann schlichen sich mehrere Fehler ein. De Paula konnte so mit ihrem fünften Treffer auf 15:20 verkürzen (38.), die brasilianische Ausnahmespielerin verletzte sich aber in dieser Situation und musste vorerst auf die Bank. Und weil ohne sie grundsätzlich deutlich weniger bei ihrem Team geht, war die Verkürzung nur ein kurzes Strohfeuer – Deutschland stellte den Sieben-Tore-Vorsprung wieder her.

Mit Filter ragte in dieser Phase aber vor allem eine Spielerin heraus. In den ersten elf Minuten des zweiten Durchgangs parierte sie vier Würfe und bestätigte die herausragenden Eindrücke des Turniers mit einer Quote von bisher 38 Prozent gehaltener Bälle. Und mit dieser Sicherheit im Rücken konnte Annika Lott trotz einiger vergebener Chancen des DHB-Teams mit 23:15 (43.) schon fast alle Zweifel am Einzug ins Halbfinale beiseiteschaffen.

Brasilien kommt ran, doch dann trifft Engel entscheidend

Danach war aber der Wurm drin, mit einem 7:2-Lauf kam Brasilien auf drei Treffer (25:22/52.) heran. Zum ersten Mal wirkte es so, als könnte die Partie wirklich kippen. Ganz wichtig war dann, dass Nina Engel einen ganz schwierigen Wurf zum 26:22 traf, als die überragende Arruda wieder mit den Fingern dran war (53.). Vogel erhöhte dann wieder auf fünf Tore Unterschied (55.) – und das war die Entscheidung.

Behrend legte nach, die Halle in Dortmund stand Kopf und niemand zweifelte mehr daran, dass es für das deutsche Team nun auf Reisen gehen wird. Ab dem Halbfinale finden alle Partien im niederländischen Rotterdam statt und nun herrschte Klarheit, dass zu den besten vier Teams der Welt auch erstmals seit Bronze im Jahr 2007 die DHB-Frauen gehören werden.

Am Freitag geht es entweder gegen Frankreich oder Dänemark, am Mittwoch ab 21 Uhr entscheidet sich, wer als Nächstes versucht, die deutschen Frauen (bisher alle Partien deutlich gewonnen) in diesem Turnier aufzuhalten, nachdem auch Brasilien beim 30:23 keine Chance hatte. Auch, weil Filter, die als beste Spielerin des Matches ausgezeichnet wurde, insgesamt satte 14 Bälle parierte.