Barcelonas Jules Kounde bejubelt seinen Treffer

Stand: 09.12.2025 23:08 Uhr

Nach der Bundesliga-Klatsche bei RB Leipzig sollte es die Überraschung in der Champions League beim FC Barcelona geben – das gelang Eintracht Frankfurt aber nicht, weil jemand doppelt traf, der sonst fast nie trifft. Jules Koundé sorgte mit zwei Kopfballtoren innerhalb von drei Minuten (50./53.) für eine 1:2 (1:0)-Niederlage der Frankfurter, die durch Ansgar Knauff (21.) sogar in Führung gegangen waren.


Sebastian Hochrainer

Die Defensive vor diesem Spiel als Schwachstelle der bisherigen Eintracht-Saison zu bezeichnen, war sicherlich keine allzu gewagte These. In neun Pflichtspielen hatte es vor der Partie in Barcelona mindestens drei Gegentore gegeben, vor der 0:6-Klatsche am vergangenen Wochenende in Leipzig gab es in der Champions League auch schon zwei 1:5-Niederlagen bei Atletico Madrid und gegen den FC Liverpool. Doch davon war im neuen Camp Nou zunächst nichts zu sehen – das galt zumindest für weite Teile des Spiels.

Brown entnervt Yamal und bereitet für Knauff vor

Zwar traf Robert Lewandowski früh zum vermeintlichen 1:0, vor dem Raphinha allerdings im Abseits gestanden hatte (10.), und Gerard Martin forderte Michael Zetterer mit einem Fernschuss (14.), ansonsten hatte die Eintracht-Hintermannschaft die ständigen Angriffsversuche des Gegners sehr gut unter Kontrolle. Besonders zu nennen war Nathaniel Brown, der es mit Weltstar-Teenager Lamine Yamal zu tun bekam und ihn nicht nur stark bekämpfte, sondern sogar selbst zum entscheidenden Offensivmann wurde.

In der 21. Minute luchste Brown dem Spanier nicht zum ersten Mal den Ball ab, schaltete sofort um, dribbelte zwei andere Barcelona-Profis aus und steckte auf Knauff durch. Der 23-Jährige war aufgrund seines Tempos und der Ausfälle von Jonathan Burkardt und Michy Batshuayi als Mittelstürmer aufgeboten, was sich schon in dieser Szene auszahlte. Knauff lief den Barca-Verteidigern davon und verwandelte ganz ruhig zum 1:0 (21.).

Frankfurt total stabil, Garcia hat Glück nach üblem Tritt

Die Mannschaft von Trainer Hansi Flick dominierte die Partie in jeder Phase, aber der Druck war nie so groß, dass sie die Defensive des Bundesligisten überforderte. Auch bei Fermin Lopez‘ Schuss aus elf Metern, bei dem Zetterer wohl keine Chance gehabt hätte, war mit Robin Koch noch ein Frankfurter zur Stelle (26.). Und so hatte die Eintracht sogar vor der Pause die größte Chance auf das zweite Tor, ein Schlenzer von Ellyes Skhiri rauschte aber knapp über die Latte (45.+1).

Zuvor hatte es allerdings einen noch größeren Aufreger gegeben. Eric Garcia traf mit den Stollen das Schienbein von Fares Chaibi, Frankfurt forderte Rot, es gab aber „nur“ Gelb (41.). Eine durchaus streitbare Einschätzung, die Schiedsrichter Davide Massa nur per Funk bestätigen ließ und sich die Situation selbst nicht mehr am Videobildschirm anschaute.

Rashford glänzt als Vorbereiter und Koundé als Doppelpacker

Eine Halbzeit lang brillierte die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller da, wo sie in den vergangenen Wochen so viele Probleme hatte – doch die kamen dann nach der Pause wieder. Flick brachte Marcus Rashford, der sofort eine Topchance für Raphinha vorbereitete, dessen Schuss über das leere Tor flog (48.). Doch kurz danach profitierte Koundé von einer perfekten Rashford-Flanke und köpfte das 1:1 (50.).

Der Franzose gilt als einer der besten Rechtsverteidiger der Welt, seine Knipser-Qualitäten waren bisher aber unentdeckt geblieben. In 41 Champions-League-Einsätzen hatte Koundé zuvor einen Treffer erzielt – doch Frankfurt ermöglichte ihm sogar einen Doppelpack. Denn nach einer turmhohen Flanke von Yamal kam Koundé wieder völlig unbedrängt zum Kopfball und legte den Ball ins lange Eck (53.).

Frankfurt verteidigt am Ende wieder gut, aber mehr auch nicht

Frankfurt erinnerte in dieser Phase wieder an das Spiel in Leipzig, nach dem es für den Klub vor allem darum ging, in Barcelona eine Reaktion zu zeigen. Die war dem Team nicht abzusprechen, aber die Qualität in der Defensive fehlte, um dem Starensemble des Flick-Teams zu jeder Zeit standzuhalten. Immerhin gelang es Arthur Theate allerdings, bei einer Eins-gegen-vier-Situation den dritten Gegentreffer zu verhindern, als er einen Schuss von Rashford noch blocken konnte (59.).

Danach hatte Frankfurt Glück, dass Ferran Torres, der zuletzt beim 5:3-Erfolg bei Betis Sevilla drei Tore erzielt hatte, kurz nach seiner Einwechslung mit einem Flachschuss knapp das lange Eck verpasste (69.), kurz darauf war Zetterer gegen den Stürmer zur Stelle (71.). Allerdings passierte danach nicht mehr allzu viel vor dem Eintracht-Gehäuse – was aber nicht bedeutete, dass die Hoffnung auf eine Wende größer wurde.

Krösche mit dem SGE-Auftritt zufrieden

Denn das Toppmöller-Team schaffte es selbst nicht, das gegnerische Tor in Bedrängnis zu bringen. „Es war wichtig, dass wir als Mannschaft aufgetreten sind, das war das, was uns in Leipzig überhaupt nicht gelungen ist. Wir haben es gegen eine sehr gute Mannschaft sehr gut verteidigt, dann ist es ein bisschen ärgerlich, dass wir die beiden Tore bekommen. Wir können aber mit der Leistung zufrieden sein“, sagte Sporvorstand Markus Krösche.

So war es zwar eine deutliche Leistungssteigerung, aber keine gänzliche Wiedergutmachung für die Schmach in Leipzig. Im April 2022 hatte Eintracht noch im „alten“ Camp Nou mit zigtausenden eigenen Fans einen 3:2-Sieg in der Europa League gefeiert, einige Wochen später gab es den Titel in diesem Wettbewerb.

Eintracht droht das frühe Aus

Diesmal gab es ein trotz der guten Leistung enttäuschendes Ergebnis, das Folgen hat. Mit vier Zählern rückt das sofortige Ausscheiden in der Königsklasse immer näher, in den übrigen Partien bei Qarabag Agdam (21. Januar) und gegen Tottenham Hotspur (28. Januar) braucht es dringend wieder Erfolgserlebnisse, um es in die Playoffs zu schaffen.

„Wir mussten eine Reaktion zeigen, das ist uns gelungen. Am Ende ist es trotzdem ärgerlich, wir werden aber bis zum Schluss kämpfen. Sofern wir noch eine Möglichkeit haben, werden wir alles in die Waagschale werfen, um noch die Punkte zu holen“, sagte Frankfurts Mittelfeldspieler Mario Götze bei „PrimeVideo“.

Zunächst soll es nach nur einem Remis aus den vergangenen vier Partien nun aber erstmal in der Bundesliga wieder aufwärts gehen. Am Samstag ist Frankfurt beim Hamburger SV zu Gast (15.30 Uhr) – der am vergangenen Wochenende im eigenen Stadion erst das Nordderby gegen Werder Bremen (3:2) gewinnen konnte.