Auf den offenen Streit der Frauen-Bundesliga-Clubs mit dem Deutschen Fußball-Bund folgt die eigenständige Gründung des Ligaverbands. Bei der Pressekonferenz in Frankfurt wird aber klar, dass die Tür für den DFB noch lange nicht zu ist.

Katharina Kiel von Eintracht Frankfurt

Katharina Kiel von Eintracht Frankfurt ist neue FBL-Präsidentin.
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00:34 Min.|10.12.25|Daniel Höhr

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Zwischen dem Wunsch des DFB und den Plänen der Frauen-Bundesligisten lagen an diesem Mittwoch in Frankfurt rund 1,5 Kilometer. Die ursprünglich geplante Gründungsfeier des neuen Ligaverbands auf dem Campus des Deutschen Fußball-Bundes wurde kurzfristig abgesagt und in eine Stadion-Loge von Eintracht Frankfurt verlegt. DFB-Präsident Bernd Neuendorf war zwar zu Gast, mehr als ein Grußwort steuerte er aber nicht bei.

Sechs Tage nach dem öffentlich angestoßenen Bruch mit dem Dachverband machten die Clubs in der Frankfurter Arena ernst und gründeten in Eigenregie den neuen Ligaverband. Die Sitzung, auf der die Revolution in die Tat umgesetzt wurde, dauert dann deutlich länger als geplant. Die für 16 Uhr anberaumte Vollzugs-Verkündung begann mit einer Verzögerung von mehr als einer Stunde. Die Botschaft war trotz des zeitlichen Verzugs im Deutsche-Bahn-Ausmaß klar: Die Vereine ziehen jetzt erst einmal ohne das Zugpferd DFB durch.

Ligaverband stimmt versöhnliche Töne an

„Heute ist ein historischer Tag für den Frauenfußball und Historisches braucht ab und zu etwas länger“, begann Eintracht-Medienchef Jan Strasheim dann standesgemäß die Pressekonferenz. Neben ihm auf dem Podium saßen die neugewählte Präsidentin Katharina Kiel von Eintracht Frankfurt, die 1. Vizepräsidentin Veronica Saß von Bayern München und der 2. Vizepräsident Florian Zeutschler von der SGS Essen. Alle drei begannen ihre Ausführungen mit einer Entschuldigung. „Sorry, dass es so lange gedauert hat.“

Ein sehr zurückhaltender Tonfall, der im Verlauf der Frage-Antwort-Runde mit den Medien dann zwar nicht ganz fortgeführt wurde. Wer nach dem Austausch verbaler Giftpfeile in den vergangenen Tagen zwischen den Clubs und dem DFB jedoch mit einer harten Kante des neuen FBL-Präsidiums gerechnet hatte, der wurde enttäuscht.

Es gibt Knackpunkte

Zwar betonte Kiel, dass es weiter Streitpunkte zwischen dem Ligaverband und dem DFB gebe. Die Clubs, die in den nächsten Jahren insgesamt 700 Millionen Euro investieren wollen, beanspruchen die Entscheidungsgewalt bei möglichen Streitfragen. Zudem soll die vom DFB offenbar ins Spiel gebrachte Ausstiegsmöglichkeit gestrichen werden. „Diese Partnerschaft sollte nicht nach vier Jahren kündbar sein“, betonte Kiel. Insgesamt, das wurde aber sehr klar, ist der Graben keineswegs so tief, dass er nicht gemeinsam durchschritten werden könnte.

„Unsere Aufgabe bleibt es, ergebnisoffen die nächsten Schritte zu gehen. Jeder Weg hat Vorteile und Nachteile“, fasste Kiel zusammen, ohne dabei ins Detail zu gehen. Welche Ziele der Ligaverband anstrebt, blieb genau so offen wie die Umsetzung des möglichen Szenarios eines Ligabetriebs ohne den DFB. Wer würde in diesem Fall die Schiedsrichter stellen? Wie ist es mit der Gerichtsbarkeit? Und wie läuft das im Zusammenspiel mit der UEFA? Viele Fragen, keine Antworten. „Das Entscheidende heute ist, dass der Ligaverband gegründet wurde“, so Zeutschler.

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23:15 Min.|10.12.25|hr

Die gesamte PK zur Gründung des Frauen-Ligaverbandes

Die Pressekonferenz zur Gründung des Ligaverbands FBL e.V.

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Die Pressekonferenz zur Gründung des Ligaverbands FBL e.V.
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Die Arbeit beginnt sofort

Dass der nun als eingetragener Verein existierende Ligaverband die Voraussetzung für das zuvor von den Clubs und dem DFB angestrebte Joint Venture ist, kann als weiteres Zeichen dafür gesehen werden, dass eine Zusammenarbeit weiter wahrscheinlicher ist als ein endgültiger Bruch. Das Joint Venture sollte sowieso erst in einem zweiten Schritt eingeführt werden. Der DFB und die Vereine sollen dabei jeweils mit 50 Prozent beteiligt werden, der Verband will weitere 100 Millionen Euro in die Zukunft des Frauenfußballs investieren. „Die Idee ist nicht zerschlagen, das will ich noch einmal betonen“, so Kiel.

Wie genau es nun weitergeht, ist erst einmal unklar. Angesichts der zu verhandelnden Medienrechte ab der Saison 2027/28 ist aber Eile geboten. „Wir haben wenig Zeit und werden sofort mit der Arbeit beginnen“, unterstrich Kiel. „Es liegen einige Punkte auf dem Tisch.“ Ein intensiver Austausch mit dem DFB und die Suche nach einer gemeinsamen Lösung ist einer davon.

Sendung:
hr1, Ligaverband FBL e.V. in Frankfurt gegründet,

10.12.25, 18:30 Uhr

Quelle: hessenschau.de