Baden-Württembergs Landeshauptstadt Stuttgart wurde von der AEE als Energiekommune ausgezeichnet. (Foto: Jan Böttinger on Unsplash License)
In Sachen Energie- und Klimawende punkten die Stuttgarter mit einer flächendeckenden energetischen Sanierung, zukunftsorientierter Quartiersentwicklung und einer europäischen Energie-Partnerschaft. Bei der Mobilitätswende ist aber noch viel zu tun.
11.12.2025 – Die baden-württembergische Landeshauptstadt überzeugt seit Jahren mit ihren Bestrebungen hin zu einer klimaneutralen Stadt, findet die Agentur für Erneuerbare Energien e. V. (AEE) und zeichnet die Stadt Stuttgart als Energie-Kommune des Monats Dezember 2025 aus. Bereits Mitte der Siebzigerjahre begann Stuttgart demnach mit einem kommunalen Energiemanagement. Das 1995 entwickelte stadtinterne Contracting gilt als Vorreitermodel.
Dank der städtischen Energierichtlinie sollen alle städtischen Neubauten als Plusenergiegebäude konzipiert werden. Die Stadt saniert öffentliche Gebäude wie Schulen im großen Stil energetisch und unterstützt auch Maßnahmen privater Haushalte finanziell. Programme zur Begrünung von Dächern und Fassaden, zur Regenwasserbewirtschaftung sowie zur nachhaltigen Mobilität ergänzen dieses Angebot, berichtet die AEE.
Auch die Stuttgarter Quartiersentwicklung sei ein Teil der lokalen Nachhaltigkeitsstrategie. Unter Beteiligung der Bürger werden im NeckarPark und dem geplanten Quartier Rosenstein urbane, soziale und klimaangepasste Stadtgebiete entwickelt.
Energie-Partnerstadt 3.0
Gegenwärtig steht Stuttgart mit der moldawischen Stadt Bălți im interkulturellen Austausch und Wissenstransfer zu Erneuerbaren Energien. „Im Projekt Energiewende Partnerstadt 3.0 konnte die Landeshauptstadt Stuttgart ihre Vorreiterrolle im Bereich Erneuerbare Energien auch im europäischen Ausland einbringen“, sagt Andreas Neft, Leiter des Umweltamts. „Wir freuen uns, dass wir im Austausch mit der Stadt Bălți die Vorzüge eines fortlaufenden Energiemanagements aufzeigen konnten und nach unserem Vorbild eine Energierichtlinie entwickelt wurde.“
Die Stadt Stuttgart habe schon früh erkannt, worauf es bei der Energiewende ankommt, kommentiert AEE-Geschäftsführer Robert Brandt die Auszeichnung. „Ambitioniertes kommunales Engagement und Kontinuität sind zwei wesentliche Faktoren einer positiven Stadtentwicklung im Sinne der Energiewende, womit die Landeshauptstadt ihrer Strahlkraft gerecht wird.“
Nachgefragt
„Ein Cappuccino mit Winfried Kretschmann? Gerne!“Dieselskandal, Gasbohrungen, Pestizide: Seit 50 Jahren setzt sich die Deutsche Umwelthilfe für Natur- und Verbraucherschutz ein. Die Folge sind massive Kritik und Kampagnen der fossilen Industrie. Doch insgesamt überwiegen die positiven Rückmeldungen, berichtet Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch im Gespräch.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH)
Mobilitätswende noch in Schieflage – aber auf dem Weg
Bei Stuttgart denken wohl viele zuerst an die Probleme beim Bau von Stuttgart 21, das nicht aus den Schlagzeilen kommt. Für den unterirdischen Bahnhof wurde bereits viel Energie verbraucht und CO2 emittiert – für viele Kilometer neue Tunnel, zwei Tiefbahnhöfe, einen neuen Abstellbahnhof, Brücken und die Verlegung von Stadtbahnstrecken. Stadtgrün ging dabei verloren und stadtklimatisch gesehen werde die Frischluftversorgung des städtischen Kessels dadurch eingeschränkt, beklagen Umweltschützer.
Die vielen Milliarden Euro für Stuttgart 21 hätten aus Sicht des BUND sinnvoller, etwa für den Ausbau und die Elektrifizierung von Bahnstrecken in ganz Baden-Württemberg, eingesetzt werden können. In der Region Stuttgart beträgt die tägliche Pkw-Verkehrsleistung über 53 Millionen Kilometer, 40 Prozent der Verkehrsleistung resultierten allein aus dem Berufsverkehr, berichtet die Wirtschaftsförderung Stuttgart auf ihrer Website und rät dazu, eine neue Richtung einzuschlagen – für eine nachhaltige Mobilität.
Mit dem Verkehrsentwicklungskonzept 2030 sei die Landeshauptstadt auf dem richtigen Kurs, aber es gibt noch sehr viel zu tun. Der Aktionsplan 2023 Nachhaltig und innovativ mobil in Stuttgart sieht demnach vor, in den kommenden Jahren den nicht‐motorisierten Verkehr weiter zu fördern, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen und mehr Fahrradstraßen einzurichten. Die Energiekommune muss also auf dem Weg zur Klimaneutralität hinsichtlich der Mobilitätswende noch einiges anpacken. na


