Berlin – Die Pflasterung auf dem Hackeschen Markt ist defekt. Das Bezirksamt verweigert die Reparatur – mit fadenscheinigen Argumenten.
Zugegeben, es gibt größere Probleme in Berlin als schlechtes Straßenpflaster. Aber insgesamt wirkt die Stadt verwahrlost, unsauber, heruntergekommen. Das empfinden viele Berliner so und viele Besucher. Und oft sind es die zahlreichen Kleinigkeiten und Details, die dieses Bild erzeugen.
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So ist es am Hackeschen Markt. Ich meine den Bereich nördlich vom S-Bahnhof, die „Neue Promenade“ zwischen „An der Spandauer Brücke“ und „Burgstraße“. Dieser Bereich wurde vor 30 Jahren in eine Fußgängerzone verwandelt und mit besonders schönen großen Granitsteinen gepflastert, die an der Oberfläche angeschliffen sind. Auf diese Weise entsteht nicht das übliche Berliner Kopfsteinpflaster, sondern eine glatte Ebene, die edler wirkt.
Diese Wirkung aber ist verflogen, denn die schön gesetzten Steine liegen schief und krumm. Man stößt mit der Schuhspitze gegen die Kanten, ältere Leute müssen aufpassen, dass sie nicht stürzen. Viele der schönen Granitquader fehlen ganz. In die leeren Lücken wurde hässlicher schwarzer Teer gekippt.
Kurzum, es sieht aus wie in einer armen Stadt am Stadtrand, nicht aber so, wie man es sich im Zentrum der deutschen Hauptstadt vorstellen würde.
Verantwortlich für das unschöne Bild ist Stadtrat Christopher Schriner (Grüne) aus Mitte. Auf Nachfrage teilte uns das Bezirksamt mit, Ursache der beschädigten Pflasterung sei eine „Fehlnutzung“. Schwere Fahrzeuge, für die das Pflaster nicht geschaffen ist, würden den Platz befahren, zum Beispiel um den Wochenmarkt dort zu beliefern. Es handle sich um eine „illegale Befahrung ohne Schutzmaßnahmen“.
Nachfrage: Werden die Schäden nicht registriert? Antwort. Doch. „Grundsätzlich wird das öffentlich gewidmete Straßenland regelmäßig von Mitarbeitenden des Straßen- und Grünflächenamtes Mitte begangen.“
Werden die Schäden denn nicht beseitigt? Doch, „die Beseitigung der in den Begehungen festgestellten Gefahrenstellen und Schäden (…) wird unverzüglich beauftragt und behoben.“
Das allerdings scheint eine wahrheitswidrige Behauptung zu sein. Wir haben die Schäden dokumentiert, die eben nicht „behoben“ werden. Und nun noch eine Frage an das Bezirksamt: Warum werden die fehlenden Pflastersteine durch Teer ersetzt?
Darauf gibt es zwei Antworten, die eher wie eine Ausrede wirken. Erstens: „Flächen werden dauerhaft wieder instand gesetzt, sobald die Mittel und die personellen Kapazitäten im Amt und bei den Baufirmen vorhanden sind (…). Zweitens: „Größere Baumaßnahmen (…) bedürfen einer längeren Vorbereitungszeit, um die Baumaßnahme zu planen, die verkehrsrechtliche Anordnung zu erhalten und die Baufirma zu organisieren.“
Wir fassen zusammen: Das Bezirksamt behauptet, weder über Zeit noch über Geld und Personal zu verfügen, um den Hackeschen Markt herzurichten. Was für ein trauriges, lächerliches Bekenntnis und wie unglaubwürdig! Ist es dem Stadtrat Schriner denn vollkommen egal, wie die Stadtmitte aussieht, für die er die Zuständigkeit hat?
Das ist es, was Berlin am meisten fehlt: Menschen, die Verantwortung übernehmen.
Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de