161,2 Millionen lautet die neue Summe. 161,2 Millionen Euro soll das Pina Bausch Zentrum nach den aktuellen Berechnungen des Gebäudemanagements (GMW) kosten. Die Fachplaner präsentierten diese Summe jetzt dem Kulturausschuss in seiner ersten Sitzung der neuen Wahlperiode. Eine Summe, die sich aus den (erstmals) genauen Kosten für die Modernisierung und Sanierung von Schauspielhaus und Sopp’schem Pavillon (97,9 Millionen Euro) und geschätzten Kosten für den Neubau des Architekturbüros Diller Scofido + Renfro aus New York (63,4 Millionen Euro) zusammensetzen. Und eine Summe, die nicht mehr viel mit jener zu tun hat, die 2018 genannt wurde, als das Projekt in den Kinderschuhen steckte und man noch mit 60 Millionen Euro kalkulierte. Deutlich verändert hat sich seither auch der aktuelle Zeitplan: Jetzt wird das Jahr 2032 für die Eröffnung anvisiert.

Am Montag wurden die erforderlichen Antrags- und Bauunterlagen für den Altbau beim Bund, genauer gesagt beim Bundesstaatsministerium für Kultur und Medien fristgerecht eingereicht (wir berichteten). Das ist ein Ergebnis eines mit Berlin abgesprochenen Verfahrens, das den Alt- vom Neubau trennt und schrittweise vorgeht. Dies sei Bedingung, damit die Stadt „fördermittelsicher beim Bund im Verfahren bleibt“ und sich dessen vor Jahren zugesagte 37,2 Millionen Euro sichert, erklärt Stadtdirektor und Projektleiter Matthias Nocke. Zu den städtischen Unterlagen gehören auch die gesamten Investitionskosten am Altbau und die städtische Zusicherung der Finanzierung des Wuppertaler Anteils. Dafür stellt die Stadt Kreditmittel über 48,2 Millionen Euro sowie Zuschüsse über 49,7 Millionen Euro (Bund: 37,2 Millionen Euro; NRW: 12,5 Millionen Euro) in den Wirtschaftsplan 2026 des GMW ein. Dieser ist Bestand des Haushaltsentwurfs 2026, der nächste Woche im Rat eingebracht und zusammen mit einem Konsolidierungskonzept voraussichtlich im Frühjahr verabschiedet wird, so Nocke weiter.

Die eingereichten Unterlagen sind Bedingung auch für das Gesamtprojekt (Alt und Neubau), das – inklusive Business Cases, Wirtschaftspläne, Finanzierung, Träger, Betriebsstruktur sowie allen noch nicht final schriftlich fixierten Vereinbarungen zwischen Pina Bausch Foundation und Stadt – 2026 weiter vorangetrieben werden kann und soll. Damit endlich die Gesamtkosten fix sind. Entweder vor oder direkt nach der Sommerpause 2026 soll das Paket dem Rat vorgelegt werden. Erst dessen finales Okay kann dazu führen, dass das Vorhaben Pina Bausch Zentrum Wirklichkeit wird.

Von 60 Millionen Euro 2018
auf 161 Millionen Euro 2025

2026 würde dann der Förderantrag gestellt, Mitte 2027 der Bauantrag eingereicht, zeitgleich die Ausführungsplanung erfolgen. Ab Mitte 2028 würden der Rückbau und der Baubeginn erfolgen, ab Mitte 2030 die Außenanlagen erstellt werden und 2032 erstmals der Vorhang für eine Aufführung aufgehen – so jedenfalls die Daten von Annette Sengespeick, die beim GMW das Team Pina Bausch Zentrum leitet, im Ausschuss.

Für die aktuelle Gesamtsumme von 161,2 Millionen Euro erhöht die Stadt laut GMW-Vorlage ihre Kreditmittel für das Projekt auf 111,5 Millionen Euro (48,2 Millionen für den Bestands- und 63,4 Millionen Euro für den Neu-Bau). Summen, die wohl noch höher ausfallen würden, wenn nicht Einsparungen vorgenommen worden wären. Sie betreffen die Fassadenkonstruktion des Neubaus, die technisch vereinfacht wurde, den Tunnel zum Sopp’schen Pavillon, eine Personenaufzugsanlage und die fahrbare Überdachung im Performance-Hof, die allesamt wegfallen sollen. Außerdem wurde die im Entwurf „Wupperblick“ genannte Konstruktion über der Wupper (1 Million Euro) zum Bedauern des Kulturausschusses gestrichen. Im Schauspielhaus sollen eine Aufzugsanlage sparsamer erweitert und die Pfosten-Riegel-Fassaden nicht komplett erneuert werden.

Die dennoch hohen Preissteigerungen, besonders beim Altbestand, erklärt das GMW mit dessen Bühnentechnik, die auf aktuellen Stand gebracht werden müsse, der angestrebten Barrierefreiheit, erstmals genau berechneten Kosten statt relativ spekulativer Hochrechnungen und der Einrechnung eines Kostenindex (aktuell 3,5 Prozent pro Jahr) und eines Risikopuffers (für unvorhersehbare Dinge wie Schadstoffe, Probleme bei der Vergabe, insolvente Unternehmer, Abriss). Nocke weist darauf hin, dass der Graubner-Bau denkmalgeschützt sei und als Gebäude der 1960er Jahre einen hohen Sanierungs- und Modernisierungsstau habe. Hinzu kommen Verzögerungen, die die Kosten in die Höhe getrieben haben. Entstanden seien sie durch Starkregen, Pandemie und das lange wie vergebliche Warten auf eine Beteiligung des Bundes an den Betriebskosten. Generelle, teilweise durch den Ukrainekrieg forcierte Probleme wie Fachkräftemangel und Materialengpässe sowie die Explosion der Bau- und Energiekosten tun ihr Übriges. Schließlich, so Nocke, arbeite in Wuppertal ein relativ kleines Team an einem komplexen Mammut-Projekt.

Entsprechend stolz präsentierten die Vertreter des GMW dem Ausschuss ihre Pläne. Legten aktuelle Visualisierungen der New Yorker Architekten vor, die einen lichten Baukörper mit viel, auch transluzentem Glas zeigen, mit vielen Plätzen und Möglichkeiten, um auf die Wupper zu schauen. Den optimistischen Ausblick komplettierte Bettina Milz, die die Vorlaufphase im Pina Bausch Zentrum leitet. In ihrem Rückblick auf knapp vier Jahre volles Programm im Schauspielhaus erinnerte sie zudem an die Bedeutung von Gebäude und Choreografin, deren Name das Zentrum dereinst tragen soll.