Ein Lebensgefühl

Warum die Bratwurst in Nürnberg ein Heiligtum ist

13.12.2025 – 06:03 UhrLesedauer: 3 Min.

In einem kleinen Museum in der Nürnberger Alstadt wird ganz der Bratwurst gefrönt.Vergrößern des Bildes

In einem kleinen Museum in der Nürnberger Altstadt wird ganz der Bratwurst gefrönt. (Quelle: Meike Kreil/t-online)

Die Nürnberger Bratwurst ist mehr als nur ein Stück Fleisch – sie ist ein Stück Stadtidentität. Und sie hat sogar ein eigenes Museum. Was es hier alles zu entdecken gibt.

Sobald er die Türen zum Bratwurstmuseum öffnet, ist Björn Becker voll in seinem Element. Er liebt und lebt Bratwurst. Er ist Museumsleiter des kleinen Bratwurstmuseums, das vor vier Jahren am Trödelmarkt in der Altstadt eröffnet hat. Seitdem hat Becker sämtliche Literatur zum Thema gewälzt, das Stadtarchiv durchforstet oder auf Flohmärkten nach alten Nürnberg-Büchern gestöbert. Und noch immer entdeckt er neue Geschichten rund um die Nürnberger Bratwurst. Das hier sei sein Traumjob, „zu 200 Prozent“, sagt er.

Oft bekomme er von Touristen die Frage gestellt, was der tiefere Sinn hinter dem Bratwurstmuseum sei. Becker erklärt dann – wahlweise in tiefstem Fränggisch oder feinstem Englisch, was die Wurst hier bedeutet: „Jeder Nürnberger kann es unterschreiben, unsere Bradwoschd ist wirklich ein Nationalheiligtum.“ Und ohne die Bratwurst wäre Nürnberg vielleicht nicht das, was es heute ist.

Die Sinnfrage nach dem Museum, die habe Becker übrigens noch nie von einem Einheimischen gehört, sagt er im Gespräch mit der Nürnberger Lokalredaktion von t-online. Denn für sie sei die Antwort wohl klar: Die Bratwurst sei ein Lebensgefühl, der Geschmack von Heimat.

Die Einrichtung wurde vor vier Jahren auf Geheiß des Schutzverbands Nürnberger Bratwürste eröffnet, aus Spenden finanziert. Hier findet man Sagen und Legenden, die sich rund um die Fleischware aus dem Mittelalter ranken. Etwa, dass die berühmte Schlüsselloch-Legende nicht ganz so viel Wahrheitsgehalt enthält, wie vielfach angenommen. Die Ausstellung gibt auf etwa 100 Quadratmetern Fläche außerdem einen Einblick in die handwerkliche Kunst und Tradition der Nürnberger Metzger.

Rund 5.000 Besucher wollen das jährlich sehen, Tendenz steigend, sagt Rainer Heimler. Er ist der Vorsitzende im Schutzverband Nürnberger Bratwürste. Die Besucherzahlen lägen jährlich deutlich über den Erwartungen, meint er. Und worauf er auch stolz ist: Für das Museum wurde eigens die Bratwurstgasse erschaffen. Das sei „Nürnbergs kleinste Gasse“ und war ein „Geschenk der Stadt“. Die Bratwurstgasse hat nur eine Adresse, nämlich die des Museums. Direkt am Henkersteg gelegen, dort, wo die Touristen vorbeiziehen. Die Wohnungen im selben Haus darüber gehören dagegen zum Trödelmarkt 47.