Seit dem überraschenden Wahlerfolg bei den britischen Kommunalwahlen im Mai 2025 regiert Nigel Farages konservativen Partei Reform UK in zehn lokalen Gemeinderäten und zwei Bürgermeisterämtern – und der Ton in der Praxis ist deutlich gemässigter als befürchtet, berichtet der Economist.
Statt mit radikaler Agenda zu polarisieren, beschäftigen sich Reform-Verantwortliche wie Mark Arnull, Ratsvorsitzender von West Northamptonshire, vor allem mit Alltagsthemen: Haushaltslöcher stopfen, Schlaglöcher reparieren und den Müll entsorgen. Die angekündigte «Trumpisierung» der Kommunalpolitik blieb bislang aus – auch weil die Realität mit über acht Millionen zu verwaltenden Bürgern kaum Spielraum für Ideologie lässt.
Symbolische Gesten gibt es dennoch: Net-Zero-Ziele wurden gestrichen, Regenbogenflaggen durch Union Jacks ersetzt. Doch grössere Reformvorhaben – etwa ein Verbot von Homeoffice oder das Ende von Diversity-Programmen – scheitern bislang an rechtlichen Hürden oder wirtschaftlicher Vernunft. Selbst Steuererhöhungen werden nun in Betracht gezogen, obwohl Reform im Wahlkampf das Gegenteil versprach.
Auch beim Thema Migration zeigt sich die Partei pragmatischer: Während Farage anfangs forderte, Hotels mit Geflüchteten zu schliessen, setzen Reform-Räte nun auf langwierige rechtliche Verfahren – genau wie konservative oder Labour-geführte Räte.
Insgesamt zeigt sich: Der Schritt in die Verantwortung zwingt Reform UK zur Mässigung. Extrempositionen weichen Verwaltungsrealität, und auch personell setzt Farage zunehmend auf moderatere Akteure aus der Wirtschaft, schreibt der Economist.