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Online-Shopping aus China wird teurer für deutsche Verbraucher. Die EU beschließt neue Zollregeln gegen die Paketflut aus Fernost.
Brüssel – Das Schnäppchen aus Fernost wird bald deutlich kostspieliger. Während Millionen Deutsche täglich auf Plattformen wie Temu, Shein oder AliExpress nach günstigen Produkten suchen, bereitet die Europäische Union (EU) eine Maßnahme vor, die das Online-Shopping aus Drittländern grundlegend verändern wird.
Die EU will den Betrugsmaschen von Billiganbietern aus China einen Riegel vorschieben. © Collage NurPhoto/IMAGO – Achille Abboud/IMAGO – ABACAPRESS/IMAGO
Die EU-Finanzminister haben sich auf eine neue Regelung verständigt, die im Sommer 2026 eintreten soll. Damit wollen sie die Flut billiger Importe aus China eindämmen. Doch was genau ist geplant?
Bestellungen werden teurer: EU beschließt Drei-Euro-Gebühr für alle Pakete unter 150 Euro
Ab dem 1. Juli 2026 unterliegen Waren, die in kleinen Sendungen in die EU gelangen und einen Wert von weniger als 150 Euro haben, einem festen Zoll von 3 Euro, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des EU-Rates. Die Gebühr wird pro Paket erhoben, nicht pro Artikel – das bedeutet: Werden drei Artikel in einem Paket verschickt, fallen drei Euro an, werden sie in drei separaten Paketen geliefert, kostet jedes einzelne Paket drei Euro.
Nach Angaben des Handelsverbandes Deutschland (HDE) werden täglich etwa 400.000 Pakete von Shein und Temu allein an deutsche Kunden verschickt. Der Umsatz der beiden Portale in Deutschland lag 2024 zwischen 2,7 und 3,3 Milliarden Euro. Die Zölle sollen nun unlauterem Wettbewerb und hohem Betrugsaufkommen entgegenwirken, so die Idee.
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Denn der systematische Missbrauch der aktuellen Regelungen ist enorm: Nach Schätzungen der Europäischen Kommission wird bei 65 Prozent der in die EU geschickten Pakete bewusst ein zu niedriger Wert in der Zollanmeldung angegeben, um die Befreiung in Anspruch zu nehmen.
Handelsverband befürwortet Entscheidung – doch sie gilt nur vorübergehend
HDE-Präsident Alexander von Preen begrüßt in einem Pressestatement die Entscheidung. Europa setze „ein klares Zeichen für einen fairen Wettbewerb im Online-Handel“. Die Geschlossenheit der Mitgliedsstaaten sende „ein starkes Signal in die Welt“, das der Verband seit Jahren gefordert hatte.
Allerdings: Die neue Regelung ist zunächst als Übergangslösung gedacht. Sie bleibe in Kraft, „bis ein dauerhafter Mechanismus für solche Pakete in Kraft tritt“, erklärt der EU-Rat. Ab 2028 soll die 150-Euro-Freigrenze komplett abgeschafft werden – dann würden alle Importe vom ersten Euro an zollpflichtig.
Paketflug stellt Europa vor logistischen Herausforderungen – viele Produkte zudem unsicher und „giftig“
2024 verarbeiteten die Zollbehörden laut der Europäischen Kommission etwa 4,6 Milliarden geringwertige Pakete aus dem Online-Handel – das entspricht durchschnittlich zwölf Millionen Paketen pro Tag. Dies ist eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Die Paketflut stellt die europäischen Zollbehörden vor enorme logistische Probleme. Die Bearbeitung von Millionen kleiner Sendungen täglich überfordert die bestehenden Systeme und führt zu Verzögerungen und erhöhten Verwaltungskosten.
Viele der importierten Billigprodukte entsprechen zudem nicht den EU-Sicherheitsstandards. Von der Stiftung Warentest werden sie regelmäßig als „giftig“ und „gefährlich“ eingestuft. Die schiere Menge der Sendungen macht eine ordnungsgemäße Kontrolle nahezu unmöglich. (Quellen: Pressemitteilung Europäischer Rat, Handelsverband Deutschland, Europäische Kommission) (jaka)
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