Wie bekommt die Stadt München eine Million Wahlzettel gedruckt, von denen jeder so groß ist wie die Platte eines Küchentischs? Wie findet sie 14 000 Menschen, die auf jedem dieser Papiermonster bis zu 80 einzelne Stimmen auswerten? Und wo lagern eigentlich die ausgefüllten Zettel der Briefwahl, bis sie ausgezählt werden?
An all diesen Fragen und noch vielen weiteren arbeitet das zuständige Kreisverwaltungsreferat (KVR) bereits jetzt intensiv. Bei keiner anderen Wahl können die Münchnerinnen und Münchner mehr Stimmen vergeben als bei der Kommunalwahl, die zum nächsten Mal am 8. März 2026 stattfinden wird: 80 Stimmen für den Stadtrat, 19 bis 45 für den jeweiligen Bezirksausschuss und eine für den Kandidaten oder die Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters. Der Stimmzettel für die Stadtratswahl dürfte mit circa einem Quadratmeter zu den größten gehören, die es in Deutschland gibt.
Insgesamt muss die Stadt für die drei Wahlentscheidungen etwa drei Millionen Stimmzettel drucken. Etwa eine Million Wahlberechtigte dürfen daran teilnehmen, darunter 190 000 EU-Bürger. Eine solche Produktion schafft die Stadt nicht selbst, sie vergibt den Druck an eine private Firma. Von dort wird ein Teil umgehend für die Briefwahl verschickt, der Rest wird auf die Wahlräume verteilt. Die Stadt bewegt dafür etwa 50 Tonnen Papier. „Damit sind die Kommunalwahlen mit Abstand die umfangreichsten Wahlen, die wir im KVR organisieren“, sagt dessen Leiterin Hanna Sammüller.
Eine der schwierigsten Aufgaben von Sammüller, die qua Amt auch offizielle Wahlleiterin ist, wird die Anwerbung der etwa 14 000 Wahlhelferinnen und -helfer sein. Das sind so viele wie bei keiner anderen Wahl, und sie müssen auch so lange auszählen wie bei keiner anderen. „Wir brauchen jede helfende Hand und hoffen, dass neben den städtischen und staatlichen Mitarbeitenden auch wieder viele freiwillige Bürgerinnen und Bürger mit anpacken“, sagt die Wahlleiterin.
Stadtpolitik in München
:Wahltermin verschoben – der Migrationsbeirat protestiert
Ursprünglich sollte die Wahl des Migrationsbeirats zeitgleich mit der Kommunalwahl stattfinden. Zu teuer und kompliziert, befand der Stadtrat. Die Wahl des Gremiums wurde deshalb in den Herbst 2026 verlegt. Warum sich Vertreter des Gremiums nun empört zeigen.
Ungefähr 8000 Helfer hat das KVR schon, es fehlen noch etwa 6000 Freiwillige. Die Stadt lockt mit einem freien Tag als Ausgleich auch bei Arbeitnehmern in privaten Firmen oder 50 Euro auf die Hand. Dazu gibt es je nach Aufgabe 130 bis 180 Euro als Entschädigung für den Aufwand. Dafür müssen die Wahlhelfer nicht nur am Sonntag ran, sondern auch am nächsten Morgen weiter die Stimmen für den Stadtrat auszählen. Die Lohnkosten der Arbeitgeber für den Montag übernimmt die Stadt.
Je nach Stimmzettel kann sich das Auswerten sehr kleinteilig gestalten. Die Wähler können die 80 Stimmen für den Stadtrat auf einzelne Kandidaten aufteilen, aber auch einer Person bis zu drei geben.
Zehntausende Plakate sollen geklebt, davor aber erst genehmigt werden
Am Wahltag selbst gibt es Aufgaben in einem der 686 Wahlräume, die in Schulen, Kulturzentren und Gaststätten quer über die Stadt verteilt sind, und auch in den Auszählzentren für die Briefwahl. Die Stadt hat schon jetzt vier Messehallen in Riem sowie das MOC-Messezentrum im Münchner Norden reserviert. Mitmachen als Wahlhelfer können alle wahlberechtigten Münchner. Wer sich bis zum 31. Dezember freiwillig meldet, kann mit Freunden, Kollegen oder der Familie ein Team bilden. Alles, was man für die Aufgabe wissen muss, erfährt man in Schulungen, die das Wahlamt in Präsenz und online anbietet.
EIne Helferin beim Auszählen der Stimmen für die OB-Stichwahl 2020. (Foto: Florian Peljak)
Schon seit Anfang Dezember müssen die Experten des Wahlamts, das im KVR angesiedelt ist, auch darauf achten, welche Termine und Fristen für die Parteien und Bewerber gelten. Erst seit dem 7. Dezember dürfen sie Plakate in der Stadt verteilen, bei denen es ausschließlich um Wahlwerbung geht. Davor mussten sie auf konkrete Veranstaltungen hinweisen. Das KVR ist für die Genehmigung der Plakate zuständig, und die Zahl dürfte auch diesmal wieder enorm werden. Bei der vergangenen Kommunalwahl hatten Parteien und Listen 47 210 Plakate beantragt.
Dafür müssen die Bürger in der Stadt-Information im Rathaus, ins Kreisverwaltungsreferat, in die Bezirksinspektionen Ost oder West oder ins Bürgerbüro Scheidplatz kommen. „Für die Eintragungsstellen gelten erweiterte Öffnungszeiten, damit alle Wahlberechtigten die Möglichkeit haben, Parteien und Wählergruppen bei ihrer Kandidatur zu unterstützen“, sagt KVR-Chefin Sammüller.
Seit dem 9. Dezember läuft die Frist, in der die Bewerber für den Stadtrat und das Amt des Oberbürgermeisters offiziell vorgeschlagen werden müssen. Das ist noch bis zum 8. Januar um 18 Uhr möglich. Parteien und Gruppen, die bisher nicht im Stadtrat vertreten waren und bei der jüngsten Europa-, Bundestags- oder Landtagswahl in Bayern nicht fünf Prozent der Stimmen erreicht haben, dürfen nur antreten, wenn sie mindestens 1000 Unterschriften von Unterstützern vorweisen können. Vorliegen müssen sie am 19. Januar um 12 Uhr.
Bis zum 15. Februar sollen alle ihre Wahlunterlagen erhalten
Sind alle Unterschriften und Wahlvorschläge geprüft und genehmigt, wird der Wahlzettel in Druck gegeben. Der Versand der Wahlbenachrichtigungen beginnt am 26. Januar. Bis zum 15. Februar sollten alle Münchnerinnen und Münchner ihre Wahlunterlagen erhalten haben. Am Tag darauf beginnt die Frist, in der die Wahlberechtigten die Briefwahl beantragen können.
Im Gegensatz zum jüngsten Bürgerentscheid werden die dafür nötigen Unterlagen bei einer Kommunalwahl nicht automatisch zugeschickt. Trotzdem rechnet Wahlleiterin Sammüller mit einer Rekordquote. „Die zurückliegenden Wahlen haben gezeigt, dass immer mehr Wählerinnen und Wähler die Briefwahl nutzen. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend auch bei den Kommunalwahlen fortsetzt und haben deshalb die Zahl der Briefwahlgremien um ein Drittel erhöht“, sagt die KVR-Chefin.
Insgesamt 690 solche Briefwahlgremien soll es geben. Bis am 8. März ausgezählt wird, müssen die vorher eingegangenen Stimmzettel sicher in einem Lager aufbewahrt werden. Am Wahltag werden sie in die Hallen der Messe gefahren und dort auf den Tischen der Briefwahlvorstände bereitgelegt.
