Jamie Leweling hat den VfB Stuttgart zum 4:0-Sieg beim SV Werder Bremen geführt – und dabei fulminant getroffen. Es war ein Tor mit einer interessanten Vorgeschichte.
Wenn ein Schuss aus 32 Metern abgefeuert wird, und der Ball kurz danach im Netz zappelt, stellt sich meist eine zentrale Frage. An den beteiligten Torhüter: „War der haltbar.“ Die Antwort gab am späten Sonntagabend in Bremen jedoch derjenige, der sich in der 44. Minute der Partie des VfB Stuttgart beim SV Werder dazu entschieden hatte, abzuziehen.
„Nein. Hat man ja gesehen.“ Sagte Jamie Leweling. Der nicht nur wegen dieses wunderschönen Treffers der Mann des Spiels war an der Weser. „Völlig verdient“ übrigens, wie Sebastian Hoeneß fand.
Viel zu überlegen gab es da ja auch nicht bei der Wahl. Zwar hatte Jamie Leweling nicht den besten Start in die Partie gehabt, sich dann aber fulminant gesteigert – und eine beachtliche Statistik abgeliefert. Zwei Tore vorbereitet, eines selbst erzielt, dazu als Offensivspieler fast 70 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen. „Es war nicht mein bestes Spiel“, sagte er zwar bescheiden. Jamie Leweling in Bremen – das wird dennoch in Erinnerung bleiben. Vor allem wegen dieses Schusses kurz vor der Pause.
Wie gesagt: 32 Meter war die Entfernung zum gegnerischen Tor, als Leweling eine Entscheidung traf, die hinterher auch Sebastian Hoeneß etwas überraschte. „Wir haben erst kürzlich darüber geredet, dass wir keine Mannschaft sind, die viele Weitschusstore erzielt“, erinnerte sich der VfB-Coach – und meinte noch: „Es war ja eine gehörige Distanz.“ Aber auch eine enorme Wucht.
„Eine Urgewalt“, nannte es Fabian Wohlgemuth. Der Sportvorstand ergänzte: „Da möchte man nicht im Weg gestanden haben.“ Es stand auch keiner im Weg, weshalb am Ende Mio Backhaus derjenige war, der noch Schlimmeres aus Bremer Sicht hätte verhindern können. Tat der Werder-Keeper aber nicht – weshalb nach der Partie das eine oder andere Geheimnis gelüftet wurde. Zufall war der Treffer des deutschen Nationalspielers nämlich nicht.
„Diesen Schuss“, verriet Deniz Undav, der nach Leweling-Zuspiel zum 3:0 getroffen hatte, „den trainieren wir seit einer Woche.“ Der Stürmer gab zwar zu, dass eigentlich geplant war, es im Spiel dann bei einem Freistoß zu versuchen, Jamie Leweling traf dann aber aus dem Spiel heraus. Übrigens: Auch dank Pascal Stenzel.
Der Anteil von Pascal Stenzel
„Der kann diesen Schuss am besten“, sagte Undav. Leweling meinte, er habe sich vom Kollegen ein bisschen was abgeschaut und noch am Tag vor dem Spiel in Bremen im Anschluss an das Training 20 Versuche gestartet. Das Fazit der Versuchsreihe: „Die waren gut.“ Die Serienreife wurde dann im Weserstadion präsentiert.
„Ein brutaler Schuss, ein Wahnsinns-Tor“, freute sich Alexander Nübel. Zudem war der VfB-Keeper wohl froh, selbst nicht damit konfrontiert worden zu sein: „Der zieht im letzten Moment noch weg“, analysierte er und kam zu dem Schluss: „Ein ganz schwerer Ball.“ Deniz Undav unterstrich das auf seine Art: „Der hat geisteskrank geflattert.“ Und: „Jamie hat bums dahinter.“ 122 Kilometer pro Stunde ergab die Messung der Geschwindigkeit.
Viel Tempo prägt ja generell das Spiel des 24-Jährigen, der zuletzt richtig ins Rollen gekommen ist. Kürzlich hat er schon das Europa-League-Spiel bei den Go Ahead Eagles mit zwei Treffern mit entschieden. In jedem Wettbewerb kommt er mittlerweile auf Assists und/oder Tore. In Summer hat Leweling in diesem ersten Halbjahr der Saison vier Treffer erzielt und sieben vorbereitet. Was auch dazu geführt hat, dass er zuletzt der einzige Feldspieler des VfB gewesen ist, der vom Bundestrainer zu den Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft eingeladen worden ist.
Die WM-Teilnahme im kommenden Jahr ist ein großes Ziel des Flügelstürmers, der gerade wichtige Argumente sammelt, dass er auch 2026 dabeibleiben darf im Kreis der Nationalspieler. Was ja nicht ganz unwichtig ist, schließlich tut sich derzeit neue Konkurrenz im Offensivbereich hervor: Auch der junge Münchner Lennart Karl erzielt gerade wichtige und schöne Tore.
Jamie Leweling will derweil sicher auch weiter treffen, vor allem aber am kommenden Samstag (15.30 Uhr) noch gegen die TSG Hoffenheim gewinnen. Und sich dann in die „wohl verdiente“ Winterpause verabschieden.