Nach dem Anschlag bei einer Chanukka-Veranstaltung in Sydney mit mindestens 15 Toten steht die öffentliche Chanukka-Zeremonie in München am heutigen Montag unter besonderer Aufmerksamkeit. In Australien hatten ein 50-jähriger Vater und sein 24-jähriger Sohn am Bondi Beach das Feuer auf dort versammelte jüdische Familien eröffnet.

Chanukka in München: Zeremonie mit Schweigeminute

Gegen Sonnenuntergang entzünden die Veranstalter am Jakobsplatz vor der Synagoge das zweite Licht am Chanukka-Leuchter. Neben Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) München und Oberbayern, wird auch der Antisemitismusbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle, an der Feier teilnehmen.

Für die Opfer von Sydney ist eine Schweigeminute geplant. Das sagte Richard Volkmann, Sprecher der IKG München und Oberbayern, dem BR. Die Polizei kündigte an, auf die aktuellen Ereignisse zu reagieren. Details zu Sicherheitsvorkehrungen nannte eine Sprecherin nicht.

Münchens OB Reiter zeigt sich „tief erschüttert“

Mit einem Beileidsschreiben reagierte auch der Oberbürgermeister von München, Dieter Reiter, und zeigte sich „tief erschüttert“. Der grausame Terroranschlag auf jüdische Familien hinterlasse ein Gefühl der Fassunsglosigkeit, so der OB. Das Schreiben ging an die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern, die Liberale Jüdische Gemeinde München Beth Shalom sowie das israelischen Generalkonsulat und den Zentralrat der Juden in Deutschland.

Der Angriff „auf unsere gemeinsamen Werte“ erinnert laut Reiter auch erneut daran, wie verletzlich und bedroht jüdisches Leben sei: „Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, jeglichem Antisemitismus entschieden entgegenzuwirken – sowohl hier in Deutschland als auch weltweit.“ München setze sich als eine weltoffene und tolerante Stadt für Frieden, Sicherheit und Vielfalt ein, versicherte der Rathauschef: „Wir sind fest entschlossen, weiterhin gegen Antisemitismus sowie jede Form von Gewalt und Extremismus vorzugehen“.

Sicherheitslage Bayern: BKA sieht hohe abstrakte Gefährdung

Das Bayerische Innenministerium teilte auf BR-Anfrage mit, das Bundeskriminalamt habe die Gefährdungslage nach dem Anschlag in Sydney neu bewertet. Das Ergebnis: An der „weiterhin bestehenden hohen besonderen (abstrakten) Gefährdung“ für jüdische und israelische Personen sowie Einrichtungen ändert sich nichts. Zugleich heißt es: „Uns liegen derzeit keine konkreten Gefährdungserkenntnisse vor.“

Die bayerischen Sicherheitsbehörden tauschen sich eng mit den Behörden von Bund und Ländern aus. Das Innenministerium nennt dazu zentrale Punkte:

  • Die Verbände der Bayerischen Polizei sind informiert und sollen Einsatzkräfte sensibilisieren, die jüdische und israelische Einrichtungen schützen.
  • Die Polizei steht jüdischen und israelischen Einrichtungen als Ansprechpartner zur Verfügung.
  • Die zuständigen Polizeipräsidien treffen die nötigen Schutzmaßnahmen für Chanukka-Feierlichkeiten.

Zum Umfang der Maßnahmen macht das Ministerium keine Angaben: „Über Art und Umfang der Schutzmaßnahmen können wir aus Gründen der Geheimhaltung keine näheren Auskünfte geben, da alle Belange des Personen- und Objektschutzes vertraulich behandelt werden.“

Chanukka Bedeutung: Lichterfest und Hintergrund

Das achttägige jüdische Lichterfest hat am Sonntagabend begonnen. Chanukka soll daran erinnern, dass das Licht die Dunkelheit vertreibt. Der historische Hintergrund des Fests ist der Sieg der jüdischen Makkabäer über die griechisch-syrischen Seleukiden im zweiten Jahrhundert v. Chr., die den Jerusalemer Tempel entweiht hatten. Nach der Rückeroberung wurde der Tempel 164 v. Chr. gereinigt und neu geweiht, wovon sich auch der Name „Chanukka“ (Einweihung) ableitet.

Jeden Tag wird ein weiteres Licht am achtarmigen Chanukka-Leuchter entzündet. Familien treffen sich, meist gibt es traditionelle Speisen wie Kartoffelpuffer zu essen. Kinder bekommen Geschenke.