15.000 Tonnen schwer und 600 Meter lang ist die neue Autobahnbrücke über das Kreuz Nürnberg-Ost. Der rund 65 Millionen Euro teure Bau, der einen drohenden Verkehrskollaps verhindern soll, ist nun endlich für den Verkehr freigegeben worden – mit einer Verspätung von gut einem Jahr.
Overfly Nürnberg-Ost – „über das Autobahnkreuz fliegen“
Jetzt rollen Fahrzeuge, die von der A6 aus Richtung Heilbronn kommend und über die A9 in Richtung Berlin fahren möchten über die neue, gigantische Brücke „Overfly“. Dadurch werde ein zentraler Knotenpunkt im deutschen Autobahnnetz neu geordnet, sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), der das Bauwerk zusammen mit seinem bayerischen Kollegen Christian Bernreiter (CSU) für den Verkehr freigab. Der Autoverkehr werde seinen Worten zufolge in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Deshalb seien Investitionen in eine leistungsfähige Infrastruktur notwendig. Das Projekt kostete 160 Millionen Euro. Derzeit werden nach Informationen der Autobahngesellschaft am Autobahnkreuz Nürnberg-Ost rund 136.000 Fahrzeuge täglich gezählt.
Die neue Brücke schafft deutlich mehr Fahrzeuge als die alte Abfahrt, die zu Spitzenzeiten 1.800 Fahrzeuge pro Stunde befuhren – fast doppelt so viele wie ursprünglich geplant. Diese hohe Verkehrslast sorgte immer wieder für Rückstau.
Der Overfly entlastet auch Autofahrer, die von der A9 aus München kommend auf die A6 Richtung Prag einfädeln wollen. Diese mussten hier immer an einem Stoppschild anhalten, eine Stelle, an der es häufig zu Unfällen kam. Jetzt wird der Verkehr schon vorher „entflochten“, ein Stoppschild braucht es daher nicht mehr.
Verzögerung der Verkehrsfreigabe durch Pandemie
Die Schrägseilbrücke sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr für den Verkehr freigegeben werden. Durch die Corona-Pandemie waren Lieferketten gestört und durch den Ukraine-Krieg der Stahl weltweit knapp, erklärt Projekt-Leiter Marco Weber. Auch der Fachkräftemangel, habe zu Verzögerungen geführt, denn vor allem Schweißer fehlten für die Brücke, in der rund 12.000 Tonnen Stahlt verbaut sind. Erst übers vergangene Wochenende konnten die Baustellenverkehrsführung zurückgebaut und Weißmarkierungen angebracht werden.
Knifflige Angelegenheit: Brückenbau erfordert hohe Präzision
Die Brücke wurde neben der Autobahn Stück für Stück zusammengebaut und Zentimeter für Zentimeter über die Autobahn geschoben – und das während des fließenden Verkehrs. Außerdem musste sie einen Meter auf ihre Endposition abgesenkt werden. Alleine das hatte gut zwei Jahre in Anspruch genommen. Insgesamt dauerte der Bau rund sechs Jahre.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version hieß, dass die Brücke nicht nur in Richtung Berlin befahrbar ist, sondern auch vom Gegenverkehr genutzt werden kann. Das ist nicht korrekt. Wir haben die entsprechende Passage korrigiert.