Kurz nach der 0:1-Niederlage in Elversberg hat Zweitligist Fortuna bekannt gegeben, dass Sven Mislintat neuer Sportvorstand der Rot-Weißen wird. Am Montag gab der Nachfolger von Klaus Allofs gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Björn Borgerding seine erste Pressekonferenz.
Das sagte Borgerding über…
…den Abschied von Klaus Allofs: „Bevor wir in die Zukunft blicken, gehen wir noch mal einen Schritt zurück. Ich möchte mich bei Klaus Allofs bedanken, mit dem wir fünfeinhalb Jahre wirklich herausragend zusammengearbeitet haben. Wir hatten damals sehr vertrauensvolle und gute Gespräche und hatten jetzt fünfeinhalb Jahre miteinander, die überwiegend erfolgreich waren. Er hat die Mannschaft weiterentwickelt, Transfererlöse erzielt und die nächsten Schritte eingeleitet, was das NLZ angeht. Er war ein toller Botschafter, auch in Situationen, wo es dem Verein nicht gut ging und große Rückschläge da waren. Er hat sich nach dem 0:3 in der Relegation hingestellt und den Verein zusammengehalten. Das dürfen wir nicht vergessen für die Gesamtbetrachtung.“
…die letzten Monate: „Die letzten Monate waren schwierig, da wir sportlich keine gute Entwicklung hatten und natürlich Fehler gemacht wurden, die dazu geführt haben, dass wir neue Impulse brauchen.“
…den neuen Sportvorstand: „Herzlich willkommen, Sven. Wir haben sehr gute Gespräche miteinander geführt. Wir kannten uns vorher gar nicht, haben uns jetzt aber sehr schnell kennengelernt. Ich habe deine Karriere und deine Vita begleitet, das hat mir immer sehr imponiert. Das hat sich in den intensiven Gesprächen, die wir miteinander geführt haben, nochmal verstärkt. Sehr empathisch, unaufgeregt, analytisch, datengetrieben und pragmatisch – das ist genau das, was wir jetzt brauchen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.“
Das sagte Mislintat über…
…die Gespräche mit dem Aufsichtsrat: „Es waren sehr intensive Gespräche. Wir hatten mehrere Termine mit dem kompletten Aufsichtsrat, auch mit meinen jetztigen Vorstandskollegen. Es hat einen extrem professionellen Eindruck in der Herangehensweise gemacht und ich war deutlich herausgefordert zu liefern, um den Job, über den ich mich wahnsinnig freue, bekommen zu können.“
…die Entwicklung von Fortuna: „Ich kenne die Fortuna noch aus einer anderen Zeit. Hier steht ein wirtschaftlich stabiler Klub und man hat ganz viel Tolles erreicht – nicht nur in den letzten fünfeinhalb Jahren, sondern auch davor. Der Klub hat seinen Weg aus der Oberliga in die Bundesliga gefunden und spielt jetzt seit einigen Jahren in der Zweiten Liga. Grundsätzlich ist es eine sehr tolle Entwicklung.“
…die aktuelle Situation: „Wir haben eine Mannschaft, die zwar momentan auf dem 17. Platz steht, die aber deutlich mehr Potenzial hat. Allerdings muss man feststellen, dass nichts anderes als der 17. Platz da steht und dass es eine große Herausforderung ist. Es kann um nichts anderes gehen als den Klassenerhalt.“
…seine Verbindung mit Fortuna: „In den 2000er Jahren habe ich schon mal für den Klub gearbeitet – das ist eine emotionale Verbindung. Ich kam auf die Idee, als Chefanalyst einer Company für einen Klub zu arbeiten. Und der erste Klub, der mich mit Saisonverträgen ausstattete, war Fortuna. Ich habe den Aufstieg von der Regionalliga in die Dritte Liga miterleben dürfen und betreute dann die Fortuna bis zum Aufstieg in die Zweite Liga. Ich bin diese Reise mitgegangen und seitdem ist der Klub komplett in meinem Herzen. Der Klub bedeutet mir etwas und deshalb war klar für mich, dass ich das ernsthaft in Betracht ziehe. Für micht ist es ein Top-Match: Ich mag es in Vereinen zu arbeiten, die eine Tradition haben, die Erfolg hatten und die eine Bedeutung haben.“
…die kommende Partie gegen Fürth: „In der nächsten Woche geht es nur um den Fokus auf Fürth. Wir müssen alles daran setzen, gemeinsam alle Kräfte in dieses Spiel zu stecken, um in eine bessere Ausgangslage zu kommen und ein anders Tabellenbild unter dem Weihnachtsbaum zu haben. Es ist absolut klar, dass Markus Anfang bei der Partie auf der Bank sitzen wird.“
…seine Zeit bei Ajax Amsterdam: „Mir wurde ein Interessenskonflikt in Bezug auf Transfers vorgeworfen. Ich kann das sehr einfach abräumen: Es gab zwei unabhängige Untersuchungen, die zu demselben Ergebnis kamen, dass kein Interessenskonflikt vorlag. Ich habe das Thema auch proaktiv im Aufsichtsrat angesprochen, weil mir wichtig war, dass nichts hängen bleibt. Ich bin froh, dass ich das zum ersten Mal öffentlich sagen und korrigieren kann.“
…seine Arbeitsweise: „Ich glaube nicht, dass Höchstleistungen in Komfortzonen entstehen. Ich bin im Ruhrgebiet augewachsen und im Profifußball durch Jürgen Klopp und Michael Zorc sozialisiert. Dort wird man herausgefordert und man muss liefern. Es galt immer: Die beste Idee soll gewinnen. Gespräche müssen immer in einer Sachebene, nicht in einer Personenbene geführt werden. Das passiert aber nur in sicheren Umgebungen, und dafür gilt es, eine Fehlerkultur und gute Kommunikationskultur zu schaffen. Jedem muss es erlaubt sein, angstfrei zu sprechen. Ich stehe dafür, diese Kultur zu implementieren.“