Berlin – Nach dem Massaker in Australien wächst die Angst auch hierzulande und das Vertrauen in den Schutz durch den deutschen Staat nimmt ab
Der „Bondy Beach“ bei Sydney ist mehr als 16.000 Kilometer entfernt. Doch für Berlins Juden ist er ganz nah, denn an diesem Strand wurde der Albtraum abermals zur Wirklichkeit: 15 Menschen sind dort ermordet worden, weil sie Juden sind – 40 wurden verletzt, 27 von ihnen schwer.
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Der Einwanderer aus Pakistan, Sajid Akram (50), hat aus dem Hinterhalt geschossen, gemeinsam mit seinem Sohn Naveed Akram (24), der in Australien geboren ist. Sie sind offenbar einer radikalen muslimischen Propaganda gefolgt und glaubten, Juden töten zu müssen.
Diese verblendeten Mörder gibt es überall, viele von ihnen in Europa. Der anschwellende Hass auf Juden beflügelt sie. Nach dem 7. Oktober 2023, als 1500 schwer bewaffnete Hamas-Kämpfer in Israel einmarschierten und das größte Pogrom unter Juden nach dem Zweiten Weltkrieg entfesselten, ist die Stimmung weltweit gegen Juden umgeschlagen. Das ist ein bizarrer, perverser Sieg der islamistischen Hassprediger, die vom Iran oder aus Qatar bezahlt werden.
Am Sonntag, wenige Stunden nach dem Massaker auf dem Bondy Beach in Australien, wurde am Brandenburger ein großer Leuchter zum Beginn des jüdischen Chanukka-Festes entzündet. Bundespräsident Steinmeier erschien, um als Staatsoberhaupt zu demonstrieren, dass Deutschland sich schützend vor seine Juden stellt.
Aber genau daran glauben immer weniger Juden in unserem Land, denn der Alltag sieht anders aus. Der Hass auf Israel ist so gewaltig, dass er alles Jüdische einbezieht. Nie hörte ich so viele Berliner Juden darüber reden, ob sie ihr eigenes Land verlassen müssen. Meine eigenen Nachbarn haben es bereits verlassen – eine Familie mit zwei Kindern. Sie fühlten sich nach zahlreichen Bedrohungen nicht mehr wohl.
Juden, die aus dem Ausland nach Berlin gekommen sind, weisen ihre Kinder an, in der Öffentlichkeit kein Wort Hebräisch zu sprechen und auch kein Symbol des Glaubens sichtbar am Körper zu tragen, damit sie nicht erkannt werden.
Und es wird immer schlimmer. Die Linksextremisten in Berlin haben sich mit Palästinensern verbündet, die Propaganda und Lügen der Hamas verbreiten. In der Nacht zum Sonntag zogen sie gemeinsam durch Friedrichshain, um die Polizei anzugreifen. „Bullenschweine in Berlin – Schlägertrupp von Benjamin“ stand auf ihrem Plakat. In ihrem Wahn erklären sie die Berliner Polizei zum langen Arm des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.
Die Linkspartei nutzte den Hass auf Israel bereits für ihren Bundestagswahlkampf 2024/25 und will offenbar weiter darauf setzen. „Ich bin froh, dass hier in Berlin die größte palästinensische Community Europas lebt“, sagte die Spitzenkandidatin Elif Eralp im November.
Kein Wunder, dass sich die Juden nicht mehr sicher fühlen. Unfassbar, dass es so weit gekommen ist.
Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de