Sydney/Berlin – Zwei Islamisten, Vater und Sohn, schießen am Strand von Sydney auf Juden, die Chanukka feiern. Sie töten 15 Menschen, verletzen 40 schwer. Ein couragierter Besucher verhindert noch Schlimmeres und entwaffnet einen der Täter.

Für die Sozialwissenschaftlerin Susanne Schröter handelt es sich nicht um einen isolierten Anschlag, und überrascht ist sie auch nicht. Sie erinnert daran, dass Australiens Antisemitismus-Beauftragte schon vor Monaten gewarnt und Maßnahmen gefordert habe, vorrangig an Schulen und Universitäten.

Sekunden vor dem Terror: Mutige Strandbesucher entreißen Juden-Killer WaffeAustralien – Bondi Beach: Passanten stoppen Terroristen

Quelle: AP, Reuters, Social Media16.12.2025

Schröter zu BILD: „Der dschihadistische Judenhass ist keineswegs neu. Er mischt modernen Israelhass mit alten religiösen und historischen Feindbildern gegen Juden.“ Deutschland habe eine Rolle dabei gespielt, den Antisemitismus in den Nahen Osten zu bringen: Die Nazis hätten ihre Propaganda, etwa durch Radiosendungen, in die arabische Welt exportiert. Sie verweist auf den damaligen Großmufti von Jerusalem, der von der „Endlösung“ in Palästina geträumt und mit dem Dritten Reich kooperiert habe. Schröter: „Viele Narrative von damals wirken bis heute.“

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Doch die Welle des gewalttätigen Antisemitismus, die sich in westlichen Ländern aufgebaut hat, sei auch eine Folge der desaströsen Migrationspolitik der letzten Jahre. „Es ist konkret eine Konsequenz der muslimischen Einwanderung, die auch für den Islamismus verantwortlich ist, der uns das Leben schwer macht“, sagt Schröter.

Sohn (links) und Vater schossen von einer Fußgängerbrücke am Strand von Sydney auf die Menge

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Foto: x

Und weiter: „Im viel geschmähten Ungarn sind Juden beispielsweise sicher, und niemand befürchtet Anschläge auf Weihnachtsmärkte. Im Westen ist das Problem dagegen außer Kontrolle geraten.“

Radikale Linke verbünden sich mit Islamisten

Schröter warnt: „Wir wissen nicht, wie viele Islamisten unter uns leben, in welchen Moscheen Hass auf Juden, Christen und den Westen gepredigt wird. Wir wissen allerdings, dass islamische Influencer, die zum Hass aufstacheln, Tausende von Anhängern haben.“

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▶︎ Neu und besonders bedrohlich sei eine „gruselige Querfront“: Islamisten verbündeten sich mit säkularen linken Milieus, geprägt von postkolonialen Theorien.

▶︎ Diese radikalen Linken teilen die Welt wie Islamisten in Gut und Böse auf. Für sie gilt Israel – ähnlich der islamistischen Rhetorik vom „Stachel im Fleisch des Islam“ – als Vorposten des „bösen Westens“ im Nahen Osten. Ganze Lehrpläne an Unis würden Israel verteufeln, etwa als angeblichen „Apartheidstaat“.

▶︎ Unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit könnten Parolen wie „From the river to the sea“ (was die Auslöschung Israels meint) oder „Globalize the intifada“ (Aufruf zum weltweiten Terror-Aufstand) offen auf deutschen Straßen skandiert werden. Für Schröter ist dies ein „Nährboden für mörderischen Hass“.

Im November konnten Demonstranten Israel auf dem Brandenburger Tor dämonisieren

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Foto: snapshot-photography

Der Hass läuft nonstop auf den Smartphones

Antisemitismus lasse sich nicht bekämpfen, solange sein ideologischer Boden unangetastet bleibe, mahnt Susanne Schröter. Solange Vernichtungsparolen verbreitet würden, ändere sich nichts. Die Reaktionen seien jedes Mal die gleichen – betroffen, aber wirkungslos.

Aber der Hass laufe nonstop weiter über Smartphones. Salafisten-Accounts in Deutschland erreichten Hunderttausende Jugendliche.

Prof. Susanne Schröter (68)

Prof. Susanne Schröter (68)

Foto: BILD

„Man muss rigoros einschreiten“, mahnt Professorin Schröter. Schulen bräuchten Unterstützung, wenn Lehrer sich nicht mehr trauen, diese Themen offen anzusprechen. Unis müssten Islamisten klare Grenzen setzen – damit jüdisches Leben in Deutschland wieder sicher ist. „Lehrstühle sollten auch realistische, nicht nur postkoloniale Weltbilder vermitteln.“

Schröter fasst zusammen: Dschihadismus richtet sich nicht nur gegen Juden, sondern gegen alle – Frauen, Minderheiten, Freiheit. „Sydney kann jederzeit bei uns passieren“, sagt sie.

Susanne Schröter ist eine deutsche Ethnologin und Hochschullehrerin. Sie ist emeritierte Professorin am Institut für Ethnologie. In ihren letzten Forschungsjahren verlagerte sie ihren Schwerpunkt immer weiter Richtung Islamismus. Bis September 2025 war sie Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.