Die glänzenden grünen Blätter sind so dicht gewachsen, dass nur wenige reife Früchte orange durchs Dickicht leuchten. Doch eigentlich blüht und fruchtet sie das ganze Jahr. Die Pomeranze ist inzwischen über 350 Jahre alt. „Die war bestimmt als kleiner Baum bei August dem Starken im Zwinger gewesen“, vermutet Thomas Riedel. „Citrus aurantium“ steht auf dem Schild, das in der Erde steckt: eine Bitterorange oder Pomeranze.

Viele Parfums nutzen den Duft der Pomeranze

„Es gibt kaum ein Parfum, wo nicht auch der Duft von Pomeranzen enthalten ist“, sagt Christian Striefler, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten in Sachsen, zu denen auch Pillnitz gehört, und ritzt in die dicke schrundige Schale. Wenn man daran riecht, sei das so wunderbar als wäre man im Mittelmeerraum. „Aber das spielte damals keine Rolle.“

Es gibt kaum ein Parfum, wo nicht auch der Duft von Pomeranzen enthalten ist.

Christian Striefler, Geschäftsführer der staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten in Sachsen

Damals, das heißt vor über 300 Jahren. Weder der Duft der porzellanartigen Blüten faszinierte August den Starken und seinen Hof, noch das kräftige Aroma der Schalen, das erst viel später für köstliche Orangeade, für Punschgetränke oder bittersüße Marmeladen Verwendung fand – nein: Ihn faszinierte vor allem die Symbolkraft der Pomeranze.

Sachsens König nutzte die Pflanze als Statussymbol

Der Preis für die ganzen Orangen, die im Zwinger standen, war anderthalbmal so viel wert wie der berühmte grüne Diamant.

Christian Striefler, Geschäftsführer der staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten in Sachsen

August der Starke habe zeigen wollen: Ich habe Reichtum, ich bin bedeutend, ich habe Macht, ich kann mir das leisten, diese teuren Luxusgüter zu kaufen, erklärt Christian Striefler. „Denn die waren ja nicht nur teuer in der Anschaffung, sondern auch teuer in der Pflege. Man musste eben eine Orangerie haben oder später sogar ganz viele.“ An der Ostraallee am Zwinger habe es sechs bis acht hölzerne Orangeriegebäude gegeben, alle für die immergrünen, meist frostempfindlichen Kostbarkeiten im Zwinger. „Der Preis für die ganzen Orangen, die im Zwinger standen, war anderthalbmal so viel wert wie der berühmte grüne Diamant“, so Striefler.