„Alles was gekürzt wird, hat dramatische Auswirkungen, da geht’s dann auch um die Existenz“, sagt Tilman Dost. Er ist Intendant der Münchner Symphoniker. Insgesamt hat das Orchester ein Budget von 4,5 Millionen Euro. Rund 3,3 Millionen kommen vom Freistaat Bayern, 700.000 Euro von der Stadt München, der Rest wird durch Sponsoring und die eigenen Einspielergebnisse gedeckt. Ob und wieviel bei dem Orchester gekürzt wird, ist noch unklar. Viel Spielraum sieht Dost nicht. „Es gibt ja immer Mittel und Wege, aber ich möchte es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.“
Lenbachhaus soll 600.000 Euro einsparen
18 Millionen Euro sollen die Münchner Kulturinstitutionen insgesamt einsparen. Wie diese Summe genau zusammenkommen soll, darüber wird heute im Stadtrat beraten. Das Münchner Lenbachhaus hat schon eine relativ konkrete Zahl auf dem Tisch liegen. Fast 600.000 Euro soll das Museum einsparen. In einer schriftlichen Mitteilung an den BR heißt es, dass man gerade eruiere, wie man diese Einsparsumme erbringen könne. Problematisch sei allerdings, „dass wir in den letzten Jahren die konkreten Einsparsummen immer erst kurz vor Jahresbeginn erhalten haben, zu einem Zeitpunkt, an dem die Programmplanung bereits längst abgeschlossen ist“. Denn Ausstellungsprojekte haben in der Regel einen Vorlauf von mehreren Jahren.
Seit Jahren Spardruck
Das Lenbachhaus verweist zudem darauf, dass schon seit Jahren die Mittel gekürzt worden seien. Mit Ausnahme von 2023 seien seit 2020 Jahr für Jahr 9 Prozent der Sachmittel eingespart worden. Sämtliche Optimierungsmöglichkeiten wie Einsatzzeiten des Wach- oder Kassenpersonals seien mittlerweile ausgeschöpft, heißt es auf BR-Anfrage. „Weitere drastische Kürzungen im Haushalt würden daher zwangsläufig zu einer deutlichen Reduzierung unseres Angebots führen, sowohl was unser Programm betritt, wie auch im Hinblick auf unsere Öffnungszeiten oder Öffnungstage.“
Auch die Kammerspiele müssen sparen
Auch die Münchner Kammerspiele müssen in der laufenden Spielzeit wohl mit weniger Geld rechnen. Die Zuschüsse werden voraussichtlich um 2,6 Millionen Euro gekürzt, erzählt Viola Hasselberg, stellvertretende Intendantin des Hauses. Die Stadt und das Theater seien sich aber einig, „dass der Spielbetrieb in der geplanten Form aufrechterhalten werden soll“. Die Kürzungen würden am Ende der Spielzeit „in ein Defizit“ fließen. „Damit müssen die Kammerspiele in der mittelfristigen Finanzplanung dann umgehen.“
Wie genau man dann damit umgehen wird, das werde sich noch zeigen. Derzeit sei man dabei, die Strukturen und Kosten zu überprüfen und versuche auch die eigenen Einnahmen zu erhöhen, sagt Hasselberg. Man prüfe alle Optionen, aber es gebe eben auch Grenzen. Bei den Verhandlungen über weitere Sparrunden müsse man sich allerdings eine Frage stellen: „Welches Theater der Stadt soll es auf der Maximiliansstraße zukünftig geben.“
Eine eigene Wahlliste für die Kultur
Denn wenn Angebote erst einmal gestrichen sind, verschwinden sie oft dauerhaft, sagt Dost von den Münchner Symphonikern. Zumal nicht abzusehen sei, dass sich die finanzielle Lage der Stadt so schnell verbessert. „Die Vermutung ist ja, dass der Kulturhaushalt auf dem Stand, auf dem er ist, mindestens eingefroren wird.“ Weil aber die Kosten überall steigen, bedeute das im Umkehrschluss „eine dramatische Verknappung der Ressourcen“.
Ähnlich sieht das auch Kathrin Schäfer. Gemeinsam mit Christiane Pfau hat sie das Bündnis Kultur ins Leben gerufen, um mit einer eigenen Liste bei der Stadtratswahl am 8. März 2026 anzutreten. So wollen sie der Kultur eine Stimme geben. Die Sparmaßnahmen sieht sie kritisch. Denn dadurch werde das, „was in den letzten Jahren aufgebaut und bezahlt wurde“, kaputt gemacht. „Auch in der Kultur braucht man Planungssicherheit. Jetzt werden gewachsene Strukturen zerstört.“