Es ist kurz vor Weihnachten und somit die Zeit, in der der Nachwuchs in die Züge steigt und nach Hause fährt, wo er 2025 Revue passieren lässt und (hoffentlich) die ein oder andere gute Nachricht im Gepäck hat. So in etwa fühlt sich auch der Besuch von Badchieff am 21. Dezember in der Muffathalle an.

Es ist der letzte Stopp seiner Deutschland-Tour. Da dürfte wirklich alles sitzen. Jeder Beat, jeder Move, jede Geste könnte schon automatisch und wie im Schlaf abgerufen werden. Das muss es wohl auch, wenn die Aufregung in München ein bisschen größer sein dürfte als auf den Bühnen der anderen deutschen Städte – denn hier hat für Rapper Badchieff alles angefangen. Noch bevor er mit Größen wie Cro auf Bali zusammenarbeitete, erfolgreiche Alben veröffentlichte und millionenfach gestreamt wurde, liegen die Wurzeln in Gröbenzell bei München. Und nun kehrt Badchieff für ein Konzert zurück.

Shivan Darouiche, 26, Künstlername Badchieff, gehört zu jener Generation deutscher Rapper, die sich nicht an klare Genregrenzen hält. Rap ist für ihn zwar ein Ausgangspunkt, aber nicht das Ziel. Seine Musik bewegt sich zwischen Pop, R’n’B, elektronischen Beats und persönlichem Songwriting. Dazu kommt eine Offenheit, die sich über Jahre hinweg entwickelt hat und vor allem in seinem neuen Album „Heute oder Gestern“ spürbar wird.

Was läuft in den Münchner Clubs

:DJs mit feinen Fühlern

Ricardo Villalobos gibt sein München-Comeback im Blitz Club, Dominik Eulberg lädt im Bahnwärter Thiel zum weihnachtlichen Verdauungstanzen ein, und beim „Elaste 80s Bash“ im Live Evil geht es mit Lesungen und DJ-Sets zurück in die Ära des Popjournalismus.

Dabei fing Badchieff gar nicht als klassischer MC an, sondern begann mit 13 Jahren selbst zu produzieren und legte schon als 15-Jähriger in den Münchner Clubs auf. Das ist bis heute hörbar: Seine Songs sind weniger von Punchlines geprägt als von Stimmungen, Hooks und Brüchen. Mit diesem Talent – und ein bisschen Glück gehört dann auch dazu – nahm ihn das Stuttgarter Independent-Label Chimperator Productions mit auf die Clubtour von Cro, wo er als Support auflegte. So wurde Cro auf ihn aufmerksam, und sein Label truworks nahm ihn unter Vertrag.

Von da an begann nicht nur die Zusammenarbeit mit dem deutschen Rapper und Sänger, dieser wurde auch zu einer Art Mentor für den jungen Künstler. Truworks veröffentlichten Badchieffs erste EP „1999.jpg“, mit Cro nahm er den gemeinsamen Song „Fall auf“ auf und die New Music Awards von Puls nominierten ihn als „Bester Newcomer“. Läuft. Und dann enden viele Erfolgsstorys mit „… und dann kam die Corona-Pandemie“ – könnte man meinen. Doch Cro lud Badchieff in sein Haus und Studio nach Bali ein, wo statt gefaulenzt richtig getüftelt wurde. Der Sound prägt Badchieff bis heute und die Einflüsse wirken nach in seinem im Sommer erschienen Album „Heute oder Gestern“, in dem Cro nicht mehr direkt als Mitwirkender genannt oder als Feature dabei ist.

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Das Album ist vielmehr eine Bestandsaufnahme zwischen Gegenwart und Rückblick und reich an Kontrasten – von Leichtigkeit und Schwere. Badchieff erzählt von dem, was war, und dem, was bleibt – von Erinnerungen, die nachhallen, und von Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Dabei geht Rap-Ästhetik fließend in Pop-Melodien über und umgekehrt und alles verschmilzt zu einem eigenen Sound. Die 14 neuen Songs viben smooth, die Hooks bleiben hängen, kommen leicht daher, und auch tanzbare Tracks sind dabei. Das liegt auch an Titeln wie „Gut aus“, mit Rapper Makko und dem Musikproduzenten Sira oder „Jung und Laut“ mit Ski Aggu als Feature. Die Solo-Stücke sind hingegen persönlicher, tiefgründiger und nachdenklich. Es gibt viel zu erzählen.

Der Zeitpunkt für seine Rückkehr nach München zum Jahresende wirkt daher wie ein Familienbesuch zu Weihnachten. Wenn der älter werdende Sprössling ins warme und kuschelige Zuhause kommt und stolz präsentiert, wie gut er in der großen Welt allein zurechtkommt.

Badchieff, Heute oder Gestern Tour, Muffathalle, Sonntag, 21. Dezember