
Ein Influencer wirft dem Weltweihnachtscircus in Stuttgart Tierquälerei vor. Es geht um eine Zauber-Nummer mit Tauben. Mittlerweile hat das Veterinäramt den Fall geprüft.
Von Aita Koha, Philipp Pfäfflin
Eine Nummer beim Stuttgarter Weltweihnachtscircus sorgt für Aufregung. Der Influencer Malte Zierden hatte zuvor ein Video auf TikTok veröffentlicht. Darin wirft er dem Zirkus Tierquälerei mit Tauben vor. Der Staatsanwaltschaft Stuttgart liegt eine entsprechende Strafanzeige vor. Die „Stuttgarter Zeitung“ hatte darüber bereits berichtet.
Influencer: Tauben werden gequält
Konkret geht es um den Auftritt des Zauberkünstlers Sergey Stopakov. Der Illusionist lässt dabei Tauben aus dem Nichts auftauchen und verschwinden. Influencer Zierden hat nach eigenen Angaben die Szenen teilweise in Zeitlupe gesetzt und erklärt, wie die Zaubertricks aus seiner Sicht funktionieren. Demnach soll eine Taube am Krallengelenk über ein Band in einer engen Tasche aus dem Ärmel gezogen worden sein. Außerdem würde der Zauberkünstler die Vögel in einem dafür präparierten Tisch verschwinden lassen, in dem sie eng zusammen gedrückt ausharren müssten.
Am Ende des Videos fordern Tierschutz-Aktivistinnen und Aktivisten ihre Community dazu auf, sich bei der Stadt Stuttgart zu beschweren. Das war offensichtlich erfolgreich: Bis Mittwochmittag sind weit mehr als 10.000 Mails eingegangen, teilte ein Sprecher der Stadt Stuttgart mit. Alle hätte den gleichen Wortlaut gehabt.
Social-Media-Beitrag auf Instagram
Amtliche Kontrolle: Tauben bei Weihnachtscircus in Stuttgart werden tiergerecht gehalten
Die Stadt Stuttgart ist nach eigenen Angaben den Hinweisen nachgegangen. Kontrolleure des Veterinäramtes hätten sich die Zaubernummer zeigen und erklären lassen. Ihr Ergebnis: Sie konnten keine Stresssymptome bei den Tieren feststellen. Es liege kein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor. Aus amtstierärztlicher Sicht seien keine Schmerzen, Leiden oder Schäden zu erkennen oder zu befürchten.
Kritik von Münchner Tierärztin: Vögel sind Stress ausgesetzt
Tierärztin Iris Wagner-Storz kommt zu einem anderen Schluss. Die Münchner Medizinerin gibt auf Social Media Tipps, wie Tierhalterinnen und Tierhalter mit Tieren umgehen sollen. Sie hat das Video der Tierschutz-Aktivisten gesehen und stimmt deren Kritik zu. Nach Paragraf 3 Absatz 6 Tierschutzgesetz dürften Tiere unter anderem wegen öffentlicher Auftritte nicht leiden.
Die Tauben würden aber bei der Zaubernummer eingepfercht, was für ein Fluchttier, das eine Taube sei, unglaublich viel Stress verursache, so die Münchner Tierärztin. Das könne zu Atemproblemen führen. Außerdem spricht sie in Bezug auf den angeblichen Einsatz eines Bandes zum Herausziehen der Tauben von einer irrsinnigen Belastung. Vögel hätten diese ganz leichten, fragilen Knochen. Die könnten sehr leicht brechen.
Tierärztin Iris Wagner-Storz kritisiert die Taubennummer des Weltweihnachtscircus in Stuttgart
Stadt Stuttgart: Verzerrende Behauptungen und Blockade der Behörde
Die Stadt Stuttgart kritisiert das auf TikTok gepostete Video scharf. Die Filmsequenzen der Vorstellung im Video würden durch verzerrende und unzutreffende Behauptungen und Einspielungen ergänzt. Der vermittelte Eindruck entspreche damit nicht den Tatsachen. „Der im Video dargestellte Tisch und die Kommentierung der Vorführung widerspricht der realen Vorführung vor Ort“, teilte die Stadt Stuttgart am Mittwoch mit.
Weiterer Kritikpunkt der Stadt: Der Protest der Tierschutz-Aktivistinnen und -Aktivisten behindere die Arbeit erheblich. Eine einzige Hinweismail würde reichen, um eine Prüfung, wie sie stattgefunden hat, zu veranlassen.
Social-Media-Beitrag auf Instagram:
Der Weltweihnachtscircus hat sich am Dienstagabend auf Instagram geäußert. Er verweist auf die Kontrollen der Stadtverwaltung. Und er unterstreicht, dass ihm das Wohl der Tiere im Zirkus sehr am Herzen liegen würde.
Die Stadt Stuttgart sagt, die Show könne weiterlaufen wie bisher. Die Tierschutz-Aktivisten rufen dagegen für Freitag zum Protest vor dem Zirkuszelt auf und fordern, dass der Auftritt mit den Tauben aus dem Programm gestrichen wird.
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