Hamburg testet an drei stark genutzten Haltestellen eine Maßnahme, die derzeit für ungewöhnlich viele irritierte Blicke sorgt: deutlich verkleinerte Zebrastreifen, die nicht über Autospuren, sondern über Radwege führen. Am Langenhorner Markt, an der U‑Bahn Burgstraße und an der St.-Benedict-Straße in Eppendorf hat der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) diese Übergänge aufgebracht. Die Markierungen sind rund ein Viertel so groß wie klassische Fußgängerüberwege, wirken dadurch wie geschrumpft – und fallen gerade deshalb sofort ins Auge. Viele Passanten bleiben stehen, fotografieren, fragen sich kurz, ob das wirklich offiziell sein kann.
Hinter der ungewohnten Optik steckt ein klarer verkehrsplanerischer Ansatz. Hamburg verzeichnet seit Jahren steigende Zahlen im Fuß- und Radverkehr. Besonders an engen Haltestellenbereichen, wo Menschen aus Bussen oder Bahnen aussteigen, Radwege queren und sich verschiedene Bewegungsrichtungen häufig kreuzen, führt das zu Unfallgefahren und Stressmomenten.
Die Verwaltung will untersuchen, ob eindeutig markierte Überwege über Radwege diese Situationen besser ordnen können. „Ein Zebrastreifen über einen Radweg kann dabei helfen, Konflikte und Unsicherheiten zu vermeiden“, heißt es in der Mitteilung des LSBG. Derartige Überwege hatten etwa Behindertenverbände seit Jahren gefordert.
Beschlossen wurde der Verkehrsversuch von einer Arbeitsgruppe aus der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende sowie der Innenbehörde, der LSBG setzt ihn nun um. Über zwölf Monate wird beobachtet, wie Radfahrende reagieren, ob sie tatsächlich abbremsen, wie Fußgänger die Querungen annehmen und ob die Gesamtzahl der kritischen Situationen sinkt. Die Ergebnisse sollen später in die Hamburger Regelwerke einfließen.
Das große Interesse der Passanten zeigt bereits jetzt, dass diese Mini‑Zebrastreifen eine Wirkung erzielen. Ob diese Wirkung aber zum gewünschten positiven Effekt haben, wird sich zeigen und nach dem laufenden Versuchsjahr evaluiert. Sollte die Auswertung zeigen, dass die Übergänge tatsächlich mehr Sicherheit bringen, könnten sie künftig häufiger auftauchen. Falls sie sich hingegen als wenig hilfreich erweisen, liefert der Versuch immerhin belastbare Erkenntnisse darüber, wie die Schnittstelle zwischen Fuß- und Radverkehr künftig gestaltet werden kann.