Ein Raum in hellem Grau. Fliesen. Edelstahl. In der Mitte eine Liege. Darüber ein Personenlifter, ruhig an einer Schiene befestigt, bereit, Gewicht zu übernehmen, wenn Körper es nicht mehr können. Daneben ein WC. Alles sauber. Alles technisch. Ein Anblick, der Ihnen in der Realität hoffentlich erspart bleibt. Denn diese Toilette ist nur für Menschen da, die schwer behindert sind.

Mehr als eine gewöhnliche Toilette

Was hier zu sehen ist, steht am Johannisplatz in Chemnitz. Es ist ein speziell ausgestatteter WC-Container. Er bietet nicht nur ein barrierefreies WC, sondern auch eine Liege und einen Personenlifter. Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen finden hier Platz, Technik und Ausstattung, die sie für ihre persönliche Hygiene benötigen. Zugänglich ist die Toilette über den Euroschlüssel für Behindertentoiletten. Ein europaweit einheitliches Schließsystem.

Wie die Idee entstand

Die Idee für die „Toilette für alle“ entstand im Vorfeld des Europäischen Kulturhauptstadtjahres 2025. Entwickelt wurde sie gemeinsam vom Sozialverband VdK Sachsen e. V. und der Stadt Chemnitz. Die Bauarbeiten am Johannisplatz begannen im vergangenen Monat. Der Standort ist bewusst gewählt. Zentral gelegen und gut erreichbar.

Wer gebaut und bezahlt hat

Der WC-Container wurde vom Sozialverband VdK Sachsen e. V. beschafft. Unterstützt wurde das Projekt durch das Förderprogramm „Barrierefreies Bauen – Lieblingsplätze für alle“ des Freistaats Sachsen. Die Baukosten übernahm die Stadt Chemnitz. Rund 60.000 Euro flossen in die Herstellung des Fundaments, die Erschließung sowie die barrierefreie Zuwegung. Ausgeführt wurden die Arbeiten durch die Steinbach & Richter GbR aus Lichtenau. Die Bauüberwachung lag beim Grünflächenamt der Stadt Chemnitz. Hergestellt wurde der WC-Container von der Menzl GmbH. Im Januar wird der Zugang noch ergänzt. Dann kommt ein beleuchteter Handlauf hinzu.

Warum diese Toilette nötig ist

Chemnitz verfügt über öffentliche und behindertengerechte Toiletten. Für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen sind diese Anlagen jedoch oft ungeeignet. In einer „Toilette für alle“ finden Menschen mit Querschnittslähmungen, Schädel-Hirn-Traumata, angeborenen schweren Behinderungen oder Multipler Sklerose alles, was sie benötigen. Die Stiftung „Leben pur“ setzt sich bundesweit für solche Toiletten an öffentlichen Orten ein. Ohne eine geeignete Toilette ist die Teilnahme am öffentlichen Leben oft nicht möglich.

Hoffentlich müssen Sie das nie sehen. Die Liege. Den Lifter. Den Raum. Aber gut zu wissen, dass diese Toilette da ist.