Saudi-Arabien möchte nicht mehr nur vom Öl-Export leben und diversifiziert deshalb seine Wirtschaft. Eines der Ziele lautet, die lokale Filmindustrie zu entwickeln und dabei auch internationale Produktionen anzulocken. Als eines der ersten Prestigeprojekte entstand so „Desert Warrior“, mit einem geschätzten Budget von 150 Millionen Dollar der teuerste jemals in Saudi-Arabien gedrehte Film. Als Regisseur wurde „Planet der Affen: Prevolution“-Mastermind Rupert Wyatt engagiert, eine der Hauptrollen spielt Anthony Mackie (früher Falcon, inzwischen Captain America). Ob der Marvel-Star allerdings den titelgebenden Wüstenkrieger verkörpert, wird nie so ganz klar, denn im langjährigen Herstellungsprozess stieß die Großproduktion auf erhebliche Schwierigkeiten. Das Ergebnis ist eine lange Zeit eher holprige als mitreißende Geschichte, bis es Wyatt zum Ende hin doch noch gelingt, ein bildgewaltiges Wüstenabenteuer auf die Leinwand zu bringen.
Arabien, vor 1.500 Jahren: In mythischer Vorzeit sind die Stämme der arabischen Halbinsel noch nicht vereint und müssen sich der Invasionspläne des Sassaniden-Reichs erwehren. Dessen Herrscher Kisra (Ben Kingsley) verlangt, dass jeder Stamm eine Frau in seinen Harem entsendet. Auch Prinzessin Hind (Aiysha Hart) soll ihm zugeführt werden. Doch deren Vater, König Numan (Ghassan Massoud), weigert sich, dem Befehl nachzukommen. Mithilfe eines namenlosen Kriegers (Anthony Mackie) gelingt Vater und Tochter die Flucht in die Wüste, doch der brutale Söldner Jalabzeen (Sharlto Copley) ist ihnen dicht auf den Fersen. Nach und nach gelingt es Hind, die versprengten, oft verfeindeten Stämme Arabiens zu einen, um den Sassaniden gemeinsam die Stirn zu bieten. An einer abgelegenen Oase steht die entscheidende Schlacht bevor…

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Ob der namenlose Krieger (Anthony Mackie) oder die mutige Prinzessin Hind (Aiysha Hart) der titelgebende „Desert Warrior“ ist, wird im Verlauf des Films nie so ganz klar.
Im Englischen ist „Desert Warrior“ ein geschlechtsneutraler Begriff, ob damit ein Mann oder eine Frau gemeint ist, lässt sich nicht unmittelbar sagen. Als 2020 die Entwicklung der komplett mit saudischem Geld finanzierten Produktion begann, stand Berichten zufolge im ursprünglichen Skript noch Anthony Mackies namenloser Krieger im Mittelpunkt. Spätere Drehbuchversionen verschoben den Fokus allerdings und machten aus der Prinzessin Hind eine emanzipierte Figur, die die Stämme zusammenbringt. 2021 fanden schließlich die Dreharbeiten in der landschaftlich spektakulären saudischen Wüste statt. Dass es anschließend vier ganze Jahre dauerte, bis der Film schließlich der Öffentlichkeit präsentiert wurde, deutet bereits an, wie problematisch die Postproduktion wohl war und wie sehr im Schnitt noch um den passenden Ton gerungen wurde. Zwischenzeitlich hatte sich der Regisseur Rupert Wyatt sogar von dem Projekt verabschiedet. Letztendlich kehrte er dann aber doch zurück und schuf eine finale Version, der man ihre problembehaftete Entstehungsgeschichte allerdings lange Zeit anmerkt.
„Holprig“ ist wohl die beste Beschreibung für die Handlung: Mackies Krieger taucht immer mal wieder sporadisch auf, rettet die Prinzessin, verschwindet dann aber auch direkt wieder für längere Zeit – wohin auch immer, die Wüste ist schließlich weit. Der Versuch, aus der Prinzessin eine revolutionäre, die arabischen Stämme einigende Figur zu formen, wirkt hingegen oft etwas gewollt: Was genau die Prinzessin nun auszeichnet, warum sie zur Anführerin taugt? Man kann es nur ahnen. In Kombination mit den stets atemberaubenden Wüstenlandschaften wirkt sie oft wie eine Mary Sue von Arabien, eine Figur, die eher gewollt emanzipiert erscheint, als erzählerisch überzeugend, von historischer Authentizität ganz zu schweigen.

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Es dauert ein wenig, aber spätestens im Finale erreicht „Desert Warrior“ dann doch noch seine angestrebte epische Größe!
Dabei findet „Desert Warrior“ gerade dann zu eindrucksvoller epischer Größe, wenn er es mit der wirklichen Geschichte der Region nicht so genau nimmt, sondern in Bereiche von Fantasie und Mythologie abdriften: Wenn Ben Kingsley in seinem einzigen, kurzen Auftritt als sadistischer König der Sassaniden auf seinem Thron in der Hauptstadt Ktesiphon sitzt und eine schaurige Hinrichtung befiehlt, wirkt das zwar eher wie eine Szene aus „Mad Max“ – aber sie macht viel Spaß! So wie die wilden Zitate von „Spiel mir das Lied vom Tod“ bis „Lawrence von Arabien“ – oder die Auftritte des Südafrikaner Sharlto Copley („District 9“), der als brutaler Söldner den nötigen Camp in die Ereignisse bringt und Kumpane mit schottischem (!) Akzent dabei hat.
Gerade im letzten Akt, wenn die mäandernde Handlung endlich alle Figuren zusammenbringt und in einer finalen Schlacht aufeinanderprallen lässt, entwickelt sich „Desert Warrior“ doch noch zu dem überbordenden Wüstenepos, das es die ganze Zeit sein wollte. Spektakuläre Landschaften gab es zwar auch vorher schon zu sehen, aber am Ende sieht man dann auch endlich, wo all das viele Geld verpulvert wurde. Ein großes saudischen Epos ist das zwar noch nicht, aber es deutet an, was man in den nächsten Jahren noch erwarten kann, wenn die saudischen Staatsfonds die Budget-Schleusen noch weiter öffnen. Die eindrucksvollen Locations, bei denen es sich lohnt, sie mit möglichst großem Aufwand in Szene zu setzen, sind jedenfalls reichlich vorhanden.
Fazit: Mehr als lose basiert „Desert Warrior“ auf historischen Ereignissen der saudischen Frühgeschichte, die der Hollywoodregisseur Rupert Wyatt hier zu einer etwas aufgesetzten feministischen Story formt. Vor allem im letzten Drittel findet das bildgewaltige Wüstenabenteuer dann aber doch noch zu einer epischen Größe und überzeugt so zumindest auf den letzten Metern noch als eindrucksvoller Abenteuerfilm.
Wir haben „Desert Warrior“ im Rahmen des Red Sea International Film Festival in der saudi-arabischen Stadt Jeddah gesehen.