Zentraler und exponierter als im gläsernen Cube oben im Kunstmuseum mit Blick auf den Schlossplatz lässt sich nicht feiern. Dementsprechend gefragt ist die Location bei Weihnachtsgesellschaften. „Die Veranstaltungen laufen gut. Es gibt selten einen Tag mit freien Plätzen“, sagt die Eventmanagerin Anna Hoschka. Im Raum, in dem je nach Bestuhlung bis zu 130 Leute unterkommen, läuft es so: ab acht Gästen gibt es ein Menü, ab zwanzig ein Bankett – und ab 70 Personen das ganze Restaurant exklusiv.
Die Gäste sind da, geben aber weniger aus
Unten am Schlossplatz wird es anders gehandhabt, zumindest in Carls Brauhaus. Der Geschäftsführer Osman Madan sagt, dass man nur wenige Weihnachtsfeiern annehme, um Platz für Walk-ins zu haben, also für Gäste, die spontan reinlaufen. Insofern kann Madan wenig Vergleichendes zu Weihnachten früher und heute sagen, grundsätzlich aber etwas zum veränderten Konsumverhalten. „Wir haben nicht weniger Gäste, aber weniger Umsatz“, weil der Pro-Kopf-Verbrauch spürbar gesunken sei.
Das Budget bei Weihnachtsfeiern ist kleiner
Das merkt man auch bei den Weihnachtsfeiern, wo deutlich mehr aufs Budget geachtet wird. Hüseyin Gül, der hinterm Rathaus das Santa Lucia und das Pane e Vino betreibt, fragt: „Für 37 Euro pro Person – was soll ich da anbieten?“ Es sei also schon mal besser gelaufen, jetzt müsse er froh sein über gelegentliche Feiern für bis zu 20 Leute, hauptsächlich im Santa Lucia.
Das Budget war bei Wihnachtsfeiern früher nicht gedeckelt, das sieht heute anders aus. (Symbolbild) Foto: picture alliance/dpa/dpa-tmn/Frank Rumpenhorst
Die zunehmende Zurückhaltung der Firmen bei der Budgetierung bestätigt auch Milos Vujicic, der als Chef von gleich drei Locations – Stuttgarter Ratskeller, Plenum im Landtag und Schloss Filseck – grundsätzlich viel Auskunft geben kann. „Früher war es so: Es kostet, was es kostet“, sagt er. Heute werde viel mehr über den Preisrahmen verhandelt. Aber ob nun 50, 60 oder 80 Euro pro Person – „wir haben uns gut positioniert und treten als beratender Partner auf“, so Vujicic. Eine Weihnachtsfeier mit 300 Leuten sei im Ratskeller kein Problem, und im Gegensatz zu Außer-Haus-Veranstaltungen mit Caterern falle keine zusätzliche Raummiete an.
Und ja, es gibt sie noch, die ganz großen Feiern „in gut laufenden Branchen“, für die zusätzlich ein Programm mit Comedy oder Musikact geboten werden müsse. Aber Milos Vujicic kennt auch den gegenteiligen Trend, die Feier einfach auf den Weihnachtsmarkt zu verlagern, wo dann unter der Woche um 21 Uhr Schluss mit lustig sein muss. Im Plenum im Landtag registriere er keine großen Veränderungen, und auch Veranstaltungen auf Schloss Filseck hätten viel Zuspruch, zumal das Sternerestaurant mit Daniele Corona als Küchenchef jüngst vom „Falstaff“ als bester Italiener Deutschlands bestätigt wurde. Vujicic weist dort auf Angebote von 150 Euro inklusive Shuttle-Service hin, berichtet von kleinen inhabergeführten Unternehmen und Chefs, „die ihren Mitarbeitern etwas Besonderes bieten möchten“.
Auch letztes Jahr war es nicht rosig
Völlig unterschiedliche Erfahrungen macht Roberto Zollino von einem der besten Italiener in der Stuttgarter City. Nach Preisen werde im La Scala in der Regel zwar nicht mehrmals gefragt, weil die Kunden wüssten, dass Qualität etwas kostet. Aber es komme vor, dass überhaupt nichts nachgefragt werde. „Letztes Jahr hatten wir keine einzige Weihnachtsfeier“, sagt Zollino, einige Familienrunden immerhin schon. Dieses Jahr laufe es wieder konstanter mit Gruppen von 20, 30 Personen. Und nur bei zwei Veranstaltungen habe es von vornherein ein Limit gegeben.
Die wechselhafte Stimmung in der Gastronomie macht auch Daniel Stübler vom Meister Lampe in Weilimdorf zu schaffen. „Die erste Dezemberwoche ist mir völlig weggebrochen“, erzählt er. Nach einem befürchteten Umsatzverlust von 30 Prozent gegenüber der Vorjahreszeit geht er inzwischen von 10 bis 15 Prozent weniger aus – aber von einem „trotzdem erfolgreich abgeschlossenen Jahr“. Und er habe bei den Weihnachtsfeiern von etwa Architekturbüros oder Arztpraxen mit 15 bis 25 Personen erlebt, dass beim Vier-Gänge-Menü aus Stüblers hochwertiger Wohlfühlküche der Chef spontan einen fünften Gang draufgelegt habe.
„Vielen ist es eben weiterhin wichtig, die Leistung ihrer Mitarbeiter mit einer ordentlichen Weihnachtsfeier zu würdigen“, weiß Frank Rörich vom Kickers Clubrestaurant auf der Waldau. Er sei „soweit zufrieden“ und könne auf Stammkunden bauen, die in ganz unterschiedlichen Gruppenstärken kämen – bei der größten Veranstaltung zuletzt mit 180 Personen.
Die Wirtschaftslage sorgte für Angst ums Weihnachtsgeschäft
120 Gäste finden im gemütlichen Innenbereich des Wirthauses Garbe in Stuttgart-Plieningen Platz, aber im Stil des allgemeinen Draußen-Trends gibt es seit Jahren ein zusätzliches Angebot mit Fondue- und Raclette-Abenden in Holzzelten im Außenbereich für bis zu 80 Personen. Der Geschäftsführer Marius Schlatter sagt, er habe „im Sommer schon Muffensausen bekommen, als die schlechten Zahlen von Firmen durch die Medien gingen“. Jetzt sei er über die Nachfrage „positiv überrascht“. Budgetverhandlungen seien für ihn nichts Neues, und gerade im Umfeld der Uni Hohenheim sei es üblich, dass jeder seine Getränke selbst bezahlt. Aber es gebe auch immer noch „Führungskräfte, die privat was beisteuern“.
Zum Grand Café Planie in der City übrigens, dessen neuer Pächter Marius Schlatter ist, kündigt er schon mal an, „dass demnächst etwas passieren wird“.