Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) freut sich: „Für das länderübergreifende Projekt stehen für die nächsten drei Jahre 900.000 Euro bereit, um den Schutz gefährdeter heimischer Fischarten zu verbessern.“ Und seine Kollegin, Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) fügt hinzu: „Ich freue mich, dass das grenzüberschreitende Projekt jetzt startet und bin mir sicher, dass wir gemeinsam nachhaltige Lösungen entwickeln werden, um dem Vogel- und Fischartenschutz aber auch der Fischerei im Bodenseeraum gerecht zu werden.“
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Was seit Jahrzehnten erwartet wird, in anderen Staaten am See bereits umgesetzt wird, kommt jetzt endlich auch in Baden-Württemberg. Auch wenn die Fischer rund um den See skeptisch sind, weil schon zu viele Versuche, die massenhafte Verbreitung des Kormorans am Bodensee einzudämmen, in letzter Minuten endeten, weil die Vogelschützer Gehör fanden. Dennoch stellen die beiden Ministerien das Projekt ‚Fischartenschutz und Kormoranmanagement am Bodensee’ vor. Das soll im Januar 2026 starten.
Acht Projektpartner aus den Bodensee-Anrainerländern Bayern, Vorarlberg, der Schweiz und Liechtenstein werden das Interreg-Vorhaben unter der Leitung von Baden-Württemberg zusammen durchführen. Dabei sollen in vier zentralen Arbeitspaketen „länderübergreifende Maßnahmen und Handlungsempfehlungen zum besseren Schutz gefährdeter Fischarten in der Bodenseeregion“ erarbeitet werden.

Unser Bild zeigt die Kormroan-Kolonie in Fischbach, mit abgestorbenen Bäumen im Naturschutzgebiet. (Foto: Ralf Schäfer)
Hintergrund ist nicht zuletzt der Umstand, dass die Fischereiforschungsstelle in Langenargen erst vor einigen Tagen die Rote Liste der Fische in Baden-Württemberg aktualisiert und vorgestellt hat. Hintergrund sind aber auch die seit vielen Jahren andauernden Forderungen der Berufsfischer, die Kormoranpopulation zu begrenzen. Darüber sind bereits mehrere Romane geschrieben worden – Krimis, wie man sich denken kann.

Die Kormorane fressen mittlerweile fünfmal so viel Fisch pro Jahr, wie die Fischer am ganzen See fangen. (Foto: Felix Kästle/dpa)
Fischer sollen profitieren
„Neben Verbesserungsmaßnahmen für die Lebensräume der Fische sollen zudem auch Maßnahmen des Kormoranmanagements entwickelt werden. Hierfür stehen insgesamt 900.000 Euro bereit, um in den kommenden drei Jahren Lösungen zu finden, die den Schutz gefährdeter heimischer Fischarten verbessern“, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung der Ministerien. Auch die für die Bodenseefischer wichtigen Wirtschaftsfischarten sollen von den Maßnahmen profitieren, sagte Minister Hauk.

Zahlreiche Fische fliehen vor den Kormoranen in die Häfen. (Foto: Ralf Schäfer)
Diese Weißfische, vor allem Rotaugen und andere karpfenartige Fische, sind es in erster Linie, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen der Bodensee gerade am dringendsten braucht. Denn diese Fische fressen die Quagga-Muschel, die sich als eingeschleppte Art unter der Wasseroberfläche massenhaft verbreitet und zu mehrere Millionen Euro teuren Sanierungen der Trinkwasserversorgung führt. Solange diese Weißfische aber vom Kormoran gefressen werden, hat die Muschel leichtes Spiel, und ein ökologisch funktionierendes Gleichgewicht ist nicht möglich.
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Sechs geschützte und zum Teil besonders gefährdete sogenannte ‚Fokus-Fischarten‛ stehen im Mittelpunkt des Projekts: Äsche, Nase, Strömer, Bitterling, Groppe und Bachneunauge. Im Mittelpunkt stehen Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung der Fischhabitate und die Entwicklung technischer Schutzmaßnahmen gegen Kormoranfraß. Darunter auch das Besprühen der Eier mit Öl, damit die Küken nicht schlüpfen. Das soll mit Drohnen durchgeführt werden.
Ursachen werden genannt
Die Ursachen der Gefährdung der Fische werden jetzt von den Ministerien genannt. „Lebensraumveränderungen durch den Klimawandel, die vielfältige Nutzung der Gewässer, invasive gebietsfremde Arten und die Zunahme fischfressender Kormorane“.

Auf diesem vom Agrarministerium Baden-Württemberg zur Verfügung gestellten undatierten Bild fliegt eine Drohne im Kampf gegen Kormorane bis in die Baumkronen. (Foto: -/Weber Agrar Robotik GmbH via Agrarministerium Baden-Württemberg/dpa)
Zur Verringerung des Fraßdrucks durch Kormorane auf gefährdete Fischarten „werden Grundlagen erarbeitet, die auf eine internationale Strategie zum Kormoranmanagement abzielen. Diese beinhalten auch den Einsatz modernster Drohnentechnologie zum Brutmanagement der Kormorane, welche im Rahmen eines Pilotprojekts in Kormorankolonien am Bodensee zur Anwendung kommen soll“, heißt es in dem Schreiben der Ministerien.
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Hoffen auf Zusammenarbeit
Ein komplexes Monitoring-Programm soll alle Maßnahmen begleiten, um deren Wirkung auf die Fokus-Fischarten sowie auf andere Schutzgüter, wie zum Beispiel Brut- und Rastvögel, zu erfassen, zu bewerten und umgehend berücksichtigen zu können. Minister Hauk gibt sich sicher: „Eine maßgebliche Verbesserung der Lebensbedingungen unserer heimischen Fische kann nur durch die Zusammenarbeit aller See-Anrainern erreicht werden. Ich wünsche mir, dass das neue Interreg-Projekt insbesondere die Akteure aus Naturschutz, Fischerei und Jagd konstruktiv zusammenbringt.“