Markranstädt/Leipzig. „Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremse“, hallte es am Samstagabend durch das Sportcenter Markranstädt. Der beliebte Malle-Hit passte perfekt zur Szenerie nach dem Zweitliga-Spitzenspiel des HC Leipzig gegen die TG Nürtingen. In einem wahren Krimi hatten sich die sächsischen Handballerinnen vor 1200 begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauern mit 30:29 (15:15) gegen den Tabellendritten durchgesetzt.
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Nach dem zehnten Sieg im zehnten Spiel hat der Aufstiegszug in Richtung 1. Bundesliga mit dem jungen HCL-Team an Bord noch etwas mehr Fahrt aufgenommen. Es war die mit Abstand schwerste Aufgabe, die die Schützlinge von Trainer Erik Töpfer bislang in dieser Saison zu lösen hatten. „Wir waren am Ende etwas zielstrebiger. Das hat den Ausschlag gegeben“, sagte der HCL-Coach nach dem Spiel. „Ich habe immer daran geglaubt, dass wir das Spiel gewinnen, weil ich an meine Mannschaft glaube. Wenn wir besser werden wollen, sind solche Spiele enorm wichtig.“
Nervöser Beginn und offener Schlagabtausch
Für das Spitzenspiel gegen den Tabellendritten war der HC Leipzig aus der heimischen Sporthalle Brüderstraße in das Sportcenter Markranstädt umgezogen. Angesichts der speziellen Situation vor 1200 Fans war den Leipzigerinnen in der Anfangsphase die Nervosität deutlich anzusehen. Durch einige leichte Fehlpässe kam das Angriffsspiel nur schwer in Schwung. Dank der gewohnt starken Abwehr und Torhüterin Nele Kurzke, die in der Anfangsphase mit starken Paraden glänzte, konnten die Leipzigerinnen den Rückstand in Grenzen halten.
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Mit einem Zwischenspurt Mitte der ersten Halbzeit machten die Gastgeberinnen aus einem 3:5 (10. Minute) ein 8:6 (13.). Damit schien das Spiel endgültig in die aus Leipziger Sicht gewünschten Bahnen zu laufen. Doch die Gäste aus Baden-Württemberg kämpften sich zurück. Bis zum Ende der ersten Halbzeit lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch. Lisa Lammich erzielte fünf Sekunden vor dem Halbzeitpfiff den Treffer zum 15:15.
Fleischers Paraden haben großen Anteil am Sieg
Nach dem Seitenwechsel übernahmen zunächst die Gäste das Geschehen. Weil den Leipzigerinnen bis zur 40. Minute gerade einmal drei Tore gelangen (18:22), versuchte Trainer Erik Töpfer das Spiel mit einer Auszeit neu zu justieren – mit Erfolg. Angetrieben von den Zuschauern und der eingewechselten Torhüterin Janine Fleischer startete das junge HCL-Team seine Aufholjagd. In der Schlussphase entwickelte sich ein echter Handball-Krimi. Kapitänin Pauline Uhlmann sorgte in der 59. Minute für den 30:29-Endstand. Da beide Mannschaften in den letzten 90 Sekunden torlos blieben, ging der Schlusspfiff im blau-gelben Jubel unter.
Wir haben wieder einmal gezeigt, dass wir immer noch eine Schippe drauflegen können, wenn es darauf ankommt.
Marlene Tucholke
HCL-Spielerin
„Das Spiel vor dieser Wahnsinnskulisse war für uns alle unglaublich emotional und hat riesigen Spaß gemacht. Wir haben wieder einmal gezeigt, dass wir immer noch eine Schippe drauflegen können, wenn es darauf ankommt“, freute sich Marlene Tucholke nach dem Sieg. Für die 18-Jährige war das Spiel im Sportcenter ein echtes Heimspiel. Schließlich wohnt sie mit ihrer Familie in Markranstädt und spielte elf Jahre bei den Piranhas, bevor sie im Sommer 2023 zum HCL wechselte.
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Auch HCL-Torhüterin Janine Fleischer, die in der zweiten Halbzeit mit ihren acht Paraden großen Anteil am Sieg hatte, war von der Atmosphäre begeistert. „Es war ein Wahnsinnsspiel. Ich bin froh, dass ich mit meinen Paraden am Ende etwas zu diesem Sieg beitragen konnte. Am Ende haben uns die Zuschauer getragen. Es hat unfassbar viel Spaß gemacht. Am Anfang waren wir ein bisschen zu verkopft. Für viele Spielerinnen ist eine solche Kulisse völlig neu.“
Vorgeschmack auf die kommende Saison
Der Ausflug nach Markranstädt war auch ein Vorgeschmack auf die kommende Saison. Sollte das HCL-Team tatsächlich den Sprung in die 1. Bundesliga schaffen, könnten Spiele im Sportcenter Normalität werden. Denn im Gegensatz zur heimischen Sporthalle Brüderstraße (Kapazität: 1000 Zuschauer) verfügt diese über die in der 1. Bundesliga geforderte Kapazität von 1500 Zuschauern.
HC Leipzig: Nele Kurzke (7 Paraden/1 Tor), Janine Fleischer (8 Paraden); Pauline Uhlmann (6/1 Tore), Kim Angelina Lang, Emely Theilig, Alina Gaubatz (1), Laura-Sophie Klocke (2), Hanna Rahnhöfer-Ferber (2), Sharleen Greschner, Lilly Glimm (3), Marlene Tucholke (7), Lara Tauchmann (2), Wiebke Meyer (2), Lisa Lammich (4).
LVZ