Leipzig. Tüten in der Hand und den nächsten Glühweinstand fest im Blick: So schlenderten etliche Passanten am Sonntag durch die Leipziger Innenstadt. Händler durften ihre Läden das zweite Mal in der Adventszeit außer der Reihe öffnen.

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Und das Interesse am Kauf-Finale vorm Fest war offenbar groß. Voll war das Stichwort des Tages. Volle Parkhäuser, volle Straßenbahnen und Stau auf den Zufahrtsstraßen konnten nur in einem enden: dichtem Gedränge in der City.

Volle Parkhäuser, volle Straßenbahnen und Stau auf den Zufahrtsstraßen konnten nur in einem enden: dichtem Gedränge in der City.

Angelika Schmitt outete sich freimütig: „Wir sind heute aus Dresden nach Leipzig gekommen. Auf dem Striezelmarkt wird ein Touristenbus nach dem anderen ausgekippt. Das ist einfach nicht mehr gemütlich und nur ein Schieben und Drängeln“, so die Besucherin aus der Landeshauptstadt. Ganz so eng ist es ihrem Eindruck nach in Leipzig nicht.

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Dresdner kommen mit dem Zug

Dass es in der Messestadt im Gegensatz zu ihrer Heimatstadt noch ein Breuninger-Modehaus gibt, hat die Dresdenerin gemeinsam mit ihrem Sohn David für einen spontanen Einkauf genutzt. „Es ist zwar etwas teurer als bei anderen Anbietern.“ Aber offensichtlich hat die Qualität der erstandenen Übergangsjacke letztlich überzeugt. „Jetzt bummeln wir noch ein bisschen über den Weihnachtmarkt und danach geht es mit dem Zug zurück.“

Verkaufsoffener Sonntag am vierten Advent in Leipzig. Angelika Schmitt mit Sohn David.

Tausende Kunden gaben zur Sonderöffnung noch mal Gas. Besonders in Grimmaischer Straße, Petersstraße und Hainstraße sowie rund um den Markt herrschte zeitweilig dichtes Gedränge.

Ob der Handel deshalb jubilieren konnte, war am Nachmittag noch nicht ausgemacht. Ohnehin bemisst sich für viele alteingesessene Geschäfte der Erfolg nicht am reinen Umsatz.

Stammkunden können sich auf Mode-Boutique verlassen

Das machte zum Beispiel Michael Arndt, Inhaber der Boutique „Palazzo La Moda“ am Neumarkt, klar: „Unsere Angestellten haben heute frei, dafür stehen meine Frau und ich im Laden.“ Zwar rechnete der Leipziger nicht mit einem großen Ansturm auf seine schicke italienische Ware. „Aber nur ein Stammkunde, der an so einem Tag vor verschlossener Tür steht, wäre ein Ärgernis.“ Deshalb gehört es für Arndt zum guten Ton, den verkaufsoffenen Sonntag mitzunehmen und seine Schaufenster nicht dunkel zu lassen.

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Nicht gerade geschäftsfördernd seien allerdings die zwei Baustellen vorm Eingang. „Wir hoffen, dass das frühere Karstadt-Warenhaus bald auch auf der uns zugewandten Seite wieder belebt wird. Am besten mit Gastronomie, das wäre für uns ein Vorteil.“

Verkaufsoffener Sonntag am vierten Advent in Leipzig. Michael und Ilka Arndt im Palazzo la Moda.

Nicht nur Mode, auch edle Düfte sind als Geschenk auf den letzten Drücker beliebt. Die bot die Parfümerie Catina nur wenige Meter weiter an. Die Verkäuferinnen Lilly Wolf und Sara Getenet hatten für die Sonntagseinkäufer kleine Präsente gepackt. „Wir nehmen uns auch an einem solchen Tag viel Zeit für eine individuelle Beratung. Das wissen vor allem unsere Stammkunden zu schätzen“, so Lilly Wolf. Gefragt zum Jahresende sind Neuheiten, aber auch immer wieder die Klassiker von Chanel. „Besonders im Sommer waren sehr viele Touristen in der Stadt“, erzählt Sara Getenet. Die vermisse sie aktuell etwas.

Mit kleinen Präsenten wurden die Kunden zum vierten Advent von Lilly Wolf (l.) und Sara Getenet in der Parfümerie Catina am Neumarkt überrascht.

Zu den teuersten Lagen in der Leipziger Innenstadt gehört die Reichsstraße. Wer sich für exklusive Mode interessiert, kommt hier an der Boutique Mico kaum vorbei.

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Gehobene Mode gibt es allerdings auch nur zu gehobenen Preisen. „Das“, versichert Stylistin Heidrun Erdelt, „ist für unsere Kundschaft aber kein Problem.“ Vor Weihnachten würden auch schon mal Gutscheine über hohe vierstellige Beträge über den Ladentisch gehen. Wichtig für das gute Weihnachtsgeschäft sei die Nachbarschaft zum Hotel Steigenberger. Die Nobel-Herberge liegt gleich ums Eck. „Von dieser Nähe profitiert unser Premium-Geschäft unheimlich“, so die ausgebildete Stylistin. Es komme auch schon vor, dass Damen noch schnell eine komplette Ausgeh-Garderobe für den abendlichen Opernbesuch brauchen. „Auch hier helfen wir natürlich sehr gern weiter.“

Heidrun Erdelt erfüllt in der Boutique Mico in der Reichsstraße erlesene Kundenwünsche.

Weniger auserlesen waren die Einkäufe, die Jörg Zimmer und seine Frau Mathurada Knorre nach Hause trugen. „Wir waren bei Deichmann und haben Winterschuhe gekauft.“ Auch für Mutter Angelika Zimmer, die das gut gelaunte Duo begleitete, wanderte noch ein Paar Schuhe in die Tüte. Das seien alles Geschenke, die gebraucht werden. „Und natürlich gibt es weitere Überraschungen, die ich nicht verraten kann“, lächelte der Leipziger geheimnisvoll.

Angelika Zimmer, Mathurada Knorre und Jörg Zimmer (v.l.n.r) haben sich mit Winterschuhen eingedeckt. Zu Weihnachten landen aber auch noch andere Geschenke unterm Baum.

Ob es ihm nicht zu stressig ist, sich mit Tausenden Leuten durch die proppenvolle City zu schieben?

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Wer Ruhe sucht, kann ja in den Wald gehen.

Jörg Zimmer

wohnt in Leipzig

„Ach, gar nicht“, antwortete Jörg Zimmer sichtlich entspannt. „Wenn ich in die Stadt fahre, muss ich gerade an so einem Tag mit Andrang rechnen. Wer Ruhe sucht, kann ja in den Wald gehen.“

LVZ