Teslas Optimus-Roboter verteilte in der Mall of Berlin Popcorn.

Teslas Optimus-Roboter verteilte in der Mall of Berlin Popcorn.

picture alliance/dpa | Christoph Soeder

Teslas humanoider Roboter Optimus sorgte bei einem Weihnachtsmarkt-Event in Berlin für großes Interesse. Die Interaktion mit dem Gerät war seltsam – vor allem eine Situation warf bei Zuschauern Zweifel auf.

Wie fühlt sich das an, von einem Roboter Popcorn gereicht zu bekommen? Wer sich diese Frage immer schon gestellt hat, dem wurde sie am Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt in der Mall of Berlin beantwortet. Tesla hat Kunden, am Unternehmen interessierte Personen und Medienvertreter zu einem kleinen Event eingeladen, bei dem der Optimus-Roboter in einem kleinen Weihnachtsmarkt-Stand geparkt war und gleich über zehn Stunden Popcorn schaufeln musste.

Optimus: Autonom oder ferngesteuert?

Ich wollte den Roboter auch gerne einmal live in Aktion sehen, merkte aber schnell, dass das Schreiben darüber relativ schwierig ist. Weil es unmöglich ist, zu sagen, wann der Roboter autonom agiert und wann er gerade von einem Mitarbeiter zumindest teilweise ferngesteuert wird. Tesla äußert sich zu dieser Frage nicht. Berichte hatten zuletzt nahegelegt, die Roboter würden bei Demonstrationen zumindest in Teilen aus der Ferne kontrolliert. Dazu ging noch ein Video von einem Optimus-Event viral, in dem der Roboter nach hinten umkippt. Dabei hebt er beide Arme so an, dass es aussieht, als nehme er sich eine VR-Brille vom Kopf.

Das Interesse haben die Berichte bei den meisten Anwesenden nicht geschmälert. Den ganzen Vormittag warteten die Menschen geduldig in einer langen Schlange, um kurz zum Optimus vortreten zu dürfen. Etwa eine Stunde standen diejenigen, mit denen ich gesprochen habe, in der Berliner Kälte.

Popcorn vom Roboter

Danach ist das Schema immer gleich: Popcorn-Box nehmen, vortreten, Popcorn-Box hinstellen, der Roboter stößt sie um, um sie besser greifen zu können, dann füllt er zwei bis drei Kellen Popcorn ein und gibt die Tüte zurück. Zwischendurch werden dann noch einige menschliche Gesten eingestreut – es wird gewunken, ein Daumen-hoch gegeben, für Fotos posiert und zusammen mit den Fingern ein Herz geformt. Und das alles zehn Stunden lang. Schrödingers Tele-Operator mit seiner VR-Brille, hat mein Mitgefühl.

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Die Frage, was der Roboter wirklich kann, werde ich beim ganzen Besuch nicht los. Und auch die Interaktion am Stand fühlt sich wenig wie echte Interaktion an. Sprachliche Kommunikation funktioniert offenbar nicht, ein Gesicht hat die Maschine auch nicht. Witze zu verstehen – wie, dass mir der Optimus erstmal nur ein paar Popcorn-Krümel in die Box packt –, macht das relativ schwierig. Einige andere Weihnachtsmarkt-Besucher sind aber offenbar informierter im Umgang mit dem Roboter – oder seinem Operator – und wissen, welche Gesten funktionieren.

Große Versprechen von Elon Musk

Doch die Versprechen an das Produkt sind natürlich viel größer. Der Optimus soll keine Jahrmarkt-Attraktion bleiben, sondern in Autowerken arbeiten, zu Hause Wäsche machen, Chirurg sein. Zumindest, wenn es nach Tesla-CEO Elon Musk geht. Die Produktion, so hofft der, soll bis Ende kommenden Jahres starten. Und auch für Musk ist es wichtig, dass es klappt mit diesem „größten Produkt aller Zeiten“, wie er es selbst nennt. Denn der Aktienkurs seines Unternehmens hängt mittlerweile maßgeblich von den Zukunftsversprechen seiner Robo-Produkte ab, also den Robotaxis und eben dem Optimus.

Tesla müsste sich dabei gegen einige Konkurrenten durchsetzen. Googles-Schwersterfirma Waymo führt in den USA bei Robotaxi-Diensten. An humanoiden Robotern – für den privaten wie industriellen Einsatz – arbeiten auch viele chinesische Unternehmen und US-Firmen. Zuletzt hatte beispielsweise der Roboter Neo vom Startup 1x Technologies erst einen Hype und dann einen Sturm der Kritik ausgelöst. Weil er als humanoider Heim-Roboter beworben wurde, aber kaum eine der dafür nötigen Funktionen autonom ausführen kann. Für die meisten davon muss er von einem Mitarbeiter ferngesteuert werden.

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Die Skepsis begleitet aktuell also jede Roboter-Interaktion. Dabei ist der Fortschritt auf dem Gebiet grundsätzlich beeindruckend. Die Bewegungen des Roboters sind flüssig – wenn auch immer noch recht langsam. Aber in der Zeit, die ich den Roboter beobachtet habe, ging kaum Popcorn daneben. Und das beeindruckt mich selbst mit Fernsteuerung.

Als das Tesla-Personal aber plötzlich verkündet, der Roboter müsse jetzt mal fünf Minuten Pause machen und die Jalousien des Standes herunterfährt, verlieren auch einige der anderen Zuschauer den Glauben an den Robo-Santa. Offenbar brauchen auch Roboter noch Bio-Breaks.