Leipzig. Es ist eine Sammelleidenschaft, bei der die „Sammelstücke“ am Ende eingeschmolzen werden: Dennis Missal und seine Freunde sammeln Bierdeckel im ganz großen Stil – damit der Recycling-Erlös sozialen Projekten zugutekommen kann. Angefangen hat alles mit einer aus der Langeweile geborenen Idee während der Corona-Pandemie. Die Sternburg-Brauerei fand die Initiative gar so gut, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit entstand.

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Wohin mit all den Kronkorken?

Ein Connewitzer Garagenhof im zweiten Pandemie-Winter: Im kleinen Kreis trifft sich Dennis Missal (32) hier mit seinen Freunden, um der Tristesse der Corona-Zeit etwas entgegenzusetzen. Die Kronkorken der entleerten Biere wandern zunächst in einen alten Fahrradkorb in der Garage, die dem Kfz-Mechatroniker auch als kleine Werkstatt dient. „Das war in der Zeit unser Zufluchtsort, es wurden auch immer mehr Kronkorken, richtig viele“, erzählt Missal. Erste Überlegungen kommen auf, ob damit nicht etwas Sinnvolles zu machen sei.

Die Internet-Recherche zeigt der Freundesgruppe: Während Brauereien anderswo bereits Kronkorken sammeln, um sie zu recyclen und den Erlös zu spenden, fehlt ein solches Projekt in Leipzig. Nur die Sternburg-Brauerei arbeitete bereits 2021 mit der Diakonie zusammen, um gelegentlich Kronkorken recyclen zu lassen und das mit einer Spendenaktion zu verbinden. Schnell war der Kontakt zu Brauerei-Chef Martin Zapf hergestellt. Bei einem persönlichen Treffen entsteht der Plan, die Sammelaktion auf ganz Leipzig auszuweiten und zu bewerben.

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Die kleine Tochter eines Bekannten sammelt Kronkorken immer auf dem Spielplatz. Da kommt jede Woche ein Schuhkarton zusammen.

Dennis Missal

Heute sammeln in Missals Umfeld 30 bis 40 Leute aktiv mit. Bei der Sternburg-Brauerei gibt es mittlerweile einen großen Sammelcontainer, der von jedem befüllt werden kann. Wie viele Kronkorken da bereits gesammelt wurden, ist schwer zu bemessen. Augenscheinlich ist, dass diese an jeder Ecke liegen. „Die kleine Tochter eines Bekannten sammelt sie immer auf dem Spielplatz. Das kommt jede Woche ein Schuhkarton zusammen.“

Missal selbst ist weiterhin eine treibende Kraft: „Wenn es gut läuft, machen wir alle 6 bis 8 Wochen ein Auto voll, ich schätze, das sind dann um die 100 Kilogramm“ – natürlich nicht nur aus selbst konsumierten Getränken. Auch in einigen Spätis oder Kneipen im Leipziger Süden steht mittlerweile eine rote Sterni-Spendenbox. Beim Sternburg-Garten neben der Brauerei steht mittlerweile ein großer Kronkorken-Sammelcontainer.

Erste Spendenübergabe durch die Sternburg-Brauerei im Januar

Bei Martin Zapf rennt die sozialbewusste Kundschaft weiterhin offene Türen ein. Beim gemeinsamen Grillen vor Missals Garage unterstützte er die Aktion selbst praktisch an der Flasche. „Es müsste mehr Leute geben, die so etwas tun.“ Denn recycelt werden müssen die bunten Bierdeckel aus Blech ohnehin. Achtlos weggeworfene Kronkorken finden sich im Straßenmüll zuhauf. Drei bis vier Sammelcontainer à zehn Kubikmeter gehen mit gespendeten Kronkorken jedes Jahr an ein Entsorgungsunternehmen.

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Der Kronkorken-Sammelcontainer auf dem Gelände des Sternburg-Gartens in der Mühlstraße. Durch einen Schlitz lässt sich der Container jederzeit befüllen.

800 Euro sind bislang schon zusammengekommen, wobei die Aktion noch viel Luft nach oben hat. Im Januar können Sternburg-Fans dann bei einer Facebook-Abstimmung mitentscheiden, wohin die erste Spende gehen soll. „Es wird mehr und mehr“, sagt Zapf. Mitmachen können übrigens alle, die möchten – egal ob Bierliebhaber, Mate-Trinker oder Kneipenwirt.

LVZ