Damit war in der Geißstraße eine Ära zu Ende gegangen. Wenige Monate später ist schon das neue Schild über dem Eingang angebracht: Kalsarikännit. Finnisch für „sich in Unterhosen zuhause betrinken“. Wikipedia will es einem als „Entspannungstechnik“ verkaufen, nun gut.

Was passiert im alten Kottan beim Hans-im-Glück-Brunnen in Stuttgart?

Hinter der verschlossenen Türe wird fleißig gewerkelt, gehämmert, gestrichen. „Im Januar möchten wir eröffnen“, sagt Fatou Manneh, die neue Betriebsleiterin des Kalsarikännits, die den Laden gemeinsam mit Pachtvertragshalter Uwe Wagner im Hintergrund „und vielen anderen Helferinnen und Helfern“, wie sie betont, schmeißen wird. In der Gastronomie ist die 27-jährige Stuttgarterin noch nicht lange tätig, dreieinhalb Jahre um genau zu sein, unter anderem im Kap Tormentoso wenige Straßen weiter.

Zuvor hat die Kalsarikännit-Macherin jahrelang als Grafikdesignerin gearbeitet, in die Gastro ist sie nur zufällig über eine Freundin gerutscht – und hängengeblieben. „Witzigerweise heißt sie Cale“, sagt sie schmunzelnd, „deswegen hoffe ich, dass die Gäste das Kalsarikännit in Zukunft als Kale abkürzen, das wäre schön.“

Durch die Fensterscheiben kann man noch nicht viel erkennen, planmäßig soll jedoch am 9. Januar bereits eröffnet werden. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Ihre Liebe zu Grafikdesign hat Manneh in ihrem neuen Laden untergebracht: „Ich bin ein farbenfroher Mensch“, sagt sie, während sie im Türrahmen lehnt, „das wird man hier auch merken.“ Auf dem Boden stehen verschiedene Farbeimer bereit für ihren Einsatz. Die Bar, die zuvor einen großen Teil der rechten Raumseite angenommen hat, wird verkürzt, von der Decke baumeln hunderte kleine Glasobjekte, die nicht nur einen optischen, sondern auch einen klangschluckenden Nutzen haben. „Ja, ab und zu wird ein DJ auflegen“, verrät Manneh, ganz im Stil des ehemaligen Kottans, „aber nicht zu laut, wir haben ja Anwohner und Nachbarn hier im Umkreis“, betont sie. Mit denen will man es sich nicht gleich zu Beginn verscherzen. Musikalisch sei dabei alles möglich, was Spaß macht, sie persönlich höre gerne „Reggae, Rock, Housiges“.

Im Gegensatz zum vorherigen Kottan wird das Kalsarikännit keine Raucherbar sein, außerdem will Manneh auch das Tagesgeschäft rund um den Hans-im-Glück-Brunnen mitnehmen, mit Kaffee, Kleinigkeiten zum Snacken und leichten Drinks. Die großen Rundfenster kann man komplett nach außen hin öffnen, „das wird vor allem im Frühling und Sommer spannend“, weiß sie.

Das Märchenviertel in Stuttgart soll leben!

Überhaupt möchte sie das Märchenviertel rund um den Brunnen aus seinem baustellenbedingten Dornröschenschlaf holen. Die Bauarbeiten schräg gegenüber am Bauprojekt Vier Giebel schräg gegenüber neigen sich langsam, aber sicher dem Ende. Ums Eck hat an diesem Wochenende die neue Café-Bar Biarritz eröffnet. Es passiert was im Viertel. Day-Drinking-Partys, Pub Quizzes, kleinen Konzerten und Kooperations-Events mit den anderen umliegenden Kneipen und Bars steht bald nichts mehr im Wege. „Ich habe richtig Bock“, lächelt die frischgebackene Betriebsleiterin in sich hinein. Wenn alles klappt, wird am 9. Januar 2026 eröffnet. Dazu wird erstmalig auch der Kalsarikännit-Hausschnaps ausgeschenkt werden. „Ich möchte nur soviel verraten: Es wird auf jeden Fall funkeln.“