Weihnachten. Das Fest der Liebe.
Dass es Weihnachten gibt, verdankt sich allein dieser einen Botschaft: „Für euch wurde heute der Retter geboren“ – Jesus, den wir Christen glauben als den Christus, den vom jüdischen Volk erwarteten Messias, der nun kommt für alle Welt. In Bethlehem geschah das, vor gut 2000 Jahren. Wir erfahren davon im Lukasevangelium im neuen oder besser: im zweiten Testament in der Bibel. Ein Kind wurde geboren. Nicht irgendein Kind. Ein Kind, in dem wir Gott selber finden. Gott kommt in unser Leben in einem Menschenkind.
Es brauchte schon damals eine Heerschar Engel, damit diese unglaubliche Botschaft menschliche Ohren erreicht: Hirten auf dem Feld erfahren es als Erste. Wir mögen es süß finden, dass in den kargen Worten der biblischen Geschichte von Jesu Geburt ausgerechnet das Detail berichtet wird, dass das Kind in Windeln gewickelt war. Dieses Detail aber stellt ganz klar: Es ist ein wirkliches Menschenkind, das wie alle Neugeborenen noch in die Windel macht.
Aus Liebe lässt sich Gott gänzlich in unser Leben hereinziehen. Mit allen Details. Aus Liebe zu seinem Volk Israel. Aus Liebe zu seiner Menschheit, die alles tut, um verloren zu gehen, in ihren Krisen und Kriegen, in Unrecht und Verletzungen. Aus Liebe zu denen, die leiden, die voll Trauer sind, die niemanden haben, die unter die Räder der Unmenschlichkeit kommen. Jesus wird geboren, während das jüdische Volk durch das römische Imperium unterdrückt wird in einer Zeit der Gewalt, des Hasses, der sozialen Not.
Ja, sagen Sie vielleicht: Das hätte Gott doch auch anders haben können.
Jugendliche in meinem Konfirmandenunterricht vor Jahren meinten: Gott kann die Menschen doch einfach anders machen. So eine Art positive Gehirnwäsche. Nein, kann er nicht. Wir würden nicht mehr das Fest der Liebe feiern. Denn wahre Liebe kann das nicht. Wer seine Kinder wirklich liebt, kann sie nicht manipulieren und zurechtbiegen. Liebende Eltern werden versuchen, den besten Weg für ihre Kinder mit ihnen zu finden, auch durch Krisen und manche Ohnmacht, dass sie ihnen entgleiten könnten. Wer Menschen wirklich liebt, kann nicht danach trachten, sie nach den eigenen Vorstellungen zu formen. Wo Menschen versuchen, andere so gefügig oder abhängig zu machen, da richtet es bösen Schaden an Seele und Leib an. Im persönlichen Leben, und, wie wir erschütternd erleben, zwischen ganzen Völkern.
Die Liebe Gottes ist aus der
Welt nicht mehr wegzudenken
Da danke ich Gott für Weihnachten. Für das Fest wirklicher Liebe. Sie ist alles andere als blind. Sie sieht die Menschen wie sie sind – und liebt sie trotz allem, was dagegenspricht. Wer möchte nicht so geliebt werden. Wer möchte nicht gesehen und angenommen werden als der Mensch, der man wirklich ist. So sieht Gott uns an. In bedingungsloser Liebe.
Gott kommt in Jesus. Und Jesus Christus wird einen langen, schmerzvollen Weg gehen, um Menschen zu erreichen mit der Liebe Gottes. Er wird sich damit Feinde machen und getötet werden. Und er wird mit der ganzen Liebe Gottes auferstehen. Das feiern wir Christen an Ostern. Weihnachten heißt auch: Die Liebe Gottes ist aus der Welt nicht mehr wegzudenken. Sie wird das Böse überwinden, ja, das wird sie. Aber eben nicht so, als wenn man einen Hebel umschaltet, sondern sie geht mit uns durch Freude und Elend auf dieser Welt, um uns mitzunehmen auf diesem Weg. Um in uns zu erreichen und in uns zu schaffen, dass die Menschlichkeit und die Liebe neu geboren werden in uns und unter uns.
Weihnachten, das Fest der Liebe. Und der Hoffnung. Hoffnung, dass diese Liebe, und nur sie, uns selbst und unsere Welt verändern wird. Weihnachten will uns einen Blick schenken für das Menschsein der anderen. Einmal ohne vorgefasste Urteile, ohne die Bilder, die wir uns von ihnen machen. Gott hat sich ganz auf uns eingelassen. Mit seiner Hilfe können wir es untereinander tun. Auch auf die, die anders sind, anders glauben, anderswo herkommen. Weihnachten macht Mut, manchmal lange und mühevolle Wege zu gehen, um die Welt ein bisschen besser zu machen, statt auf die allzu einfachen Antworten und vermeintlichen Lösungen zu setzen. Weihnachten ist ein Plädoyer, den Frieden zu suchen und ihn nicht aufzugeben. Wir sind damit nicht allein. Denn Gott wurde uns zugute Mensch, um für uns da zu sein. Ein guter, ja der beste Grund, das Fest der Liebe zu feiern.
So wünschen wir Ihnen ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest!