Steinhagen. Die Liste der Steinhagener Großbaustellen ist derzeit lang: Gleich vier Schulen werden um- oder neugebaut. Nebenbei drängen Infrastrukturmaßnahmen, wie eine Teilsanierung der Kanalisation oder Straßenreparaturen. Eigentlich kein guter Zeitpunkt, eine weitere Baustelle aufzumachen. Manchmal kann man es sich aber nicht aussuchen: In den nächsten Jahren wird das Rathaus den Neubau des Bauhofes beauftragen.
Der Grund: Der heutige Komplex ist zu klein und zu alt. „Es geht vor allem darum, dass wir personell erheblich aufgestockt haben“, erklärt Steinhagens Kämmerer auf HK-Anfrage. „Wir waren beim Bauhof personell mal bei 20 Leuten, jetzt sind es knapp über 30. Darunter auch mehrere Frauen.“ Die Räumlichkeiten würden dafür einfach nicht mehr ausreichen. Schon jetzt würde sich das Team mit Provisorien behelfen.
Grund für die personelle Aufstockung seien die zusätzlichen Aufgaben der vergangenen Jahre. „Wir haben neue Baugebiete, neue Straßen, eine große Infrastruktur“, erläutert Jens Hahn. Ein Trend, den er auch bei den Nachbarstädten beobachte. Außerdem betreue das Team natürlich öffentliche Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt oder das Heidefest, kümmere sich um Spiel- und Bolzplätze und behalte vieles andere im Blick. Finanziell und was die Zuverlässigkeit angehe, fahre man dabei mit eigenen Kräften besser als mit Outsourcing von Aufträgen.
Steinhagens Finanzen sind bereits jetzt angespannt
Steinhagen soll einen neuen Bauhof bekommen. Auf dem heutigen ist zu wenig Platz.
| © Jonas Damme
Wegen der neuen Mitarbeiter sei es schwierig geworden, die rechtlichen Vorgaben einzuhalten. „Natürlich gibt es Dinge wie Arbeitsschutz, Unfallverhütungsvorschriften und Schwarz-Weiß-Bereiche zu bedenken“, so der Rathaus-Finanzchef. Schwarz-Weiß-Bereich meint in diesem Fall ein System zur strikten räumlichen Trennung von verschmutzten und sauberen Zonen, um die Verschleppung von Schadstoffen, Keimen oder Schmutz zu verhindern. Schon jetzt nutze man außerdem Bereiche der Gemeindewerke mit. Mit anderen Worten: Der Bauhof Platz aus allen Nähten.
Eine Vergrößerung am heutigen Standort am Westernkamp ist indes keine Option. Wer einen Blick auf Google Maps wirft, weiß warum. Das 1,5-Hektar-Gelände ist komplett eingerahmt von Wohnbebauung und den benachbarten Gemeindewerken. Und mit den Kollegen teilt sich das Bauhofteam bereits die Lagerflächen, die Hallen und die Büros. „Wir haben dazu schon eine Machbarkeitsstudie anfertigen lassen“, so Hahn. „Es ist einfach nicht genug Platz.“ Außerdem gehe er davon aus, dass die Aufgaben des Bauhofes eher noch mehr würden als weniger.
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Neben dem Platz für die Mitarbeiter braucht der Bauhof auch Flächen und Hallen für Material. Mit Anhängern kommt die Einrichtung allein auf mehr als 30 Fahrzeuge. „Die kosten teilweise mehr als 100.000 Euro, da muss man schonend mit umgehen“, betont Jens Hahn – schon aus rechnerischen Gründen. Außerdem müssen Split, Streusalz und vieles mehr vorgehalten werden.
Bauhof Steinhagen teilt sich Gebäude mit den Gemeindewerken
Während die grundsätzliche Notwendigkeit also feststeht, sind noch viele Fragen offen. Zu klären ist, wie groß der neue Bauhof wird, wo er entstehen soll und vor allem: was das alles kostet. „Wir sind auf Grundstückssuche. Es gibt allererste Gedankenspiele, aber noch nichts Konkretes“, sagt Jens Hahn. Zur naheliegenden Möglichkeit, eine Fläche im geplanten Gewerbegebiet Langebrede freizuhalten, will er sich nicht äußern.
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Für 2027 hat das Rathaus bereits Planungskosten einkalkuliert. Wann und wo genau die Bagger anrücken, muss bis dahin entschieden werden. Es könnte aber noch ein paar Jahre dauern. Die Kosten dürften in den zweistelligen Millionenbereich gehen.
Allerdings muss der Kämmerer trotz all der Ausgaben zwei weitere große Neubauten im Hinterkopf behalten, die sich Steinhagen demnächst leisten können muss. Die Feuerwehr braucht ein neues Gerätehaus, und nicht zuletzt ist das alte Obdachlosen- und Geflüchtetenwohnheim am Rande der Patthorst so marode, dass ein Abriss bald nicht mehr zu vermeiden sein wird. Ebenfalls Millionenprojekte. Zu entscheiden, ob eines der Projekte Vorrang habe, ist eine sehr undankbare Aufgabe. „Wir wollen niemanden gegeneinander ausspielen“, sagt Jens Hahn. Bleibt abzuwarten, ob es angesichts knapper Kassen gelingt, den Gordischen Knoten durchzuschlagen.
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