Melbourne (Australien) – Nächster Antisemitismus-Schock in Australien. Keine zwei Wochen nach dem Terroranschlag am Bondi Beach in Sydney (15 Tote) wurde in Melbourne das Auto eines Rabbiners angesteckt.
Das religiöse Oberhaupt der jüdischen Gemeinde hatte seinen Wagen vor seinem Haus im Stadtviertel St. Kilda East der Küstenmetropole geparkt. Auf dem Dach des Autos war ein Schild mit der Aufschrift „Happy Chanukka“ (jüdisches Lichterfest) montiert. Wie australische Medien unter Berufung auf die Polizei berichten, ging das Fahrzeug in der Nacht in Flammen auf. Der Rabbiner und seine Familie wurden demnach nach dem Anschlag in Sicherheit gebracht.
Premierminister bezeichnet Tat als „unbegreiflich“
Verletzt wurde niemand – doch angesichts der schlimmen Erinnerungen an das Massaker mit 15 Toten am Bondi Beach reagierte nicht nur die jüdische Gemeinde in Melbourne entsetzt. Premierminister Anthony Albanese sprach von einer „unbegreiflichen“ Tat und rief erneut zum gemeinsamen Kampf gegen Hass und Antisemitismus auf. „Was sind das für bösartige Ideologien und Gedanken, die jemanden zu einer Zeit wie dieser antreiben?“, sagte er bei einer Veranstaltung in Sydney zum Weihnachtsfest, das in Australien traditionell am 25. Dezember gefeiert wird.
Auf ein Tatmotiv wollten sich die Sicherheitsbehörden aber nicht sofort festlegen. „Die Kriminalpolizei hat eine Person identifiziert, die bei den Ermittlungen helfen könnte“, hieß es in einer von Medien zitierten Stellungnahme der Polizei. „Die Untersuchungen zu dem Vorfall laufen.“ Von einer Festnahme war zunächst keine Rede.
Drastische Zunahme antisemitischer Straftaten
Der Sonderbeauftragten für den Kampf gegen Antisemitismus in Australien zufolge haben judenfeindliche Vorfälle seit dem Überfall palästinensischer Terroristen auf Israel im Oktober 2023 und dem darauffolgenden Beginn des Gaza-Kriegs drastisch zugenommen. Landesweit seien allein in den zwölf Monaten danach mehr als 2000 Fälle gemeldet worden – darunter Drohungen, Einschüchterungsversuche, gewaltsame Übergriffe und Sachbeschädigungen.
Im Dezember 2024 machte ein antisemitisch motivierter Brandanschlag auf eine Synagoge in Melbourne Schlagzeilen, für den die australischen Sicherheitsbehörden den Iran verantwortlich machten. Die Millionenstadt im südlichen Bundesstaat Victoria gilt als Zentrum der jüdischen Gemeinde in Australien, der rund 120.000 Menschen angehören.