Montag, 22. Dezember 2025

UKSH-Projekt zur Förderung der Peritonealdialyse jetzt auch am Campus Lübeck etabliert – bessere Versorgung für Menschen mit chronischer Nierenerkrankung landesweit verfügbar

Zwei Jahre nach dem Start des Versorgungsprojektes SKIP-SH am Campus Kiel weitet das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) sein Engagement zur Förderung der Peritonealdialyse weiter aus: Unter der Leitung von PD Dr. Martin Nitschke, Stellvertretender Klinikdirektor und Bereichsleiter Nephrologie und Transplantation an der Medizinischen Klink I, wurde nun auch am Campus Lübeck eine entsprechende Koordinierungsstelle aufgebaut. Ziel ist es, die wohnortnahe Versorgung für Menschen mit chronischer Nierenerkrankung zu verbessern und die Peritonealdialyse landesweit als gleichwertige Alternative zur Hämodialyse zu etablieren.

Die Peritonealdialyse – auch Bauchfelldialyse genannt – übernimmt wie die Hämodialyse lebenswichtige Aufgaben der Nieren, wenn deren Funktion versagt. Während die Hämodialyse mehrmals pro Woche in spezialisierten Zentren durchgeführt wird, ermöglicht die Peritonealdialyse eine eigenständige Durchführung zu Hause – mit deutlich größerer Flexibilität im Alltag. Beide Verfahren gelten in Bezug auf die Lebenserwartung als gleichwertig, doch viele Betroffene profitieren bei der Bauchfelldialyse von mehr Lebensqualität. Auch unter Kosten- und Personalaspekten bietet sie Vorteile. Trotzdem nutzen bundesweit nur rund sechs Prozent diese Therapieform – in Schleswig-Holstein waren es bis zum Start von SKIP-SH sogar noch weniger. Das Projekt will das ändern und strukturelle Hürden abbauen.

Das Projekt SKIP-SH („Sektorenübergreifende Koordinierungsstelle zur nachhaltigen Intensivierung der Peritonealdialyse in Schleswig-Holstein“) wird vom Land Schleswig-Holstein gefördert. Es basiert auf einem sektorenverbindenden Ansatz, der ambulante und stationäre Einrichtungen eng vernetzt und Betroffene beim Einstieg in die Bauchfelldialyse begleitet. In West-Schleswig-Holstein zeigt sich bereits eine messbare Zunahme der durchgeführten Peritonealdialysen. Jetzt ist auch der Osten des Landes mit dem Campus Lübeck in das Projekt eingebunden.

Gesundheitsministerin Prof. Dr. Kerstin von der Decken betont: „Das Projekt SKIP-SH zeigt beispielhaft, wie die medizinische Versorgung von Menschen mit chronischer Nierenerkrankung verbessert werden kann. Die Stärkung der Heimdialyse ist ein Gewinn für alle: für die Betroffenen, für die Fachkräfte und für das Gesundheitssystem insgesamt.“

„Unsere Vision ist eine landesweit flächendeckende, patientennahe Versorgung. Mit der Erweiterung nach Lübeck schaffen wir einen weiteren Baustein dafür. Die Peritonealdialyse bietet vielen Menschen mit Nierenversagen mehr Lebensqualität und Unabhängigkeit. Unser Ziel ist es, diese Therapie in allen Regionen Schleswig-Holsteins bekannter und zugänglicher zu machen“, sagt PD Dr. Kevin Schulte, Initiator des Projekts und stellvertretender Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am UKSH, Campus Kiel.

In Lübeck hat Ole Hudowenz, Facharzt an der Medizinischen Klinik I, Campus Lübeck, in enger Abstimmung mit dem Kieler Projektteam die Leitung des neuen Programms übernommen. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung sind gegeben: Neben dem Multiplikator-Ansatz, der auf die enge Zusammenarbeit mit niedergelassenen nephrologischen Praxen setzt, bietet der Campus Lübeck eine starke interdisziplinäre Struktur. Besonders hervorzuheben ist die Kooperation mit der Kardiologie und dem Herzinsuffizienz-Netzwerk, das ebenfalls vom Land gefördert wird.

„Menschen mit chronischer Nierenerkrankung leiden häufig auch an Herzschwäche. Die Peritonealdialyse gilt für diese Patientengruppe als besonders schonendes Verfahren, da sie den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt gleichmäßiger reguliert als die Hämodialyse und somit das Herz entlastet“, erläutert PD Dr. Martin Nitschke. „Unser Anspruch ist es, für jede Patientin und jeden Patienten die bestmögliche Therapie zu finden und dabei eng mit allen beteiligten Fachbereichen zusammenzuarbeiten.“

Die Koordinierungsstelle am Campus Lübeck stellt niedergelassenen Fachkräften und ihren Patientinnen und Patienten umfassende Unterstützung zur Verfügung: Dazu zählen Schulungen, Beratung und eine rund um die Uhr erreichbare Ansprechstruktur für Komplikationen. Dieses Modell hat sich bereits am Campus Kiel bewährt und trägt dazu bei, strukturelle Hürden beim Einstieg in die Peritonealdialyse abzubauen.

Um den landesweiten Austausch zwischen Kliniken, Praxen und weiteren Beteiligten weiter zu fördern, findet am 5. März 2026 auf Gut Immenhof in Bad Malente eine gemeinsame Fortbildungsveranstaltung statt. Eingeladen sind alle nephrologisch tätigen Fachkräfte in Schleswig-Holstein. Veranstalter sind die Projektteams aus Kiel und Lübeck sowie die Dialyse GbR Schleswig-Holstein. Die Veranstaltung steht unter dem Motto: „Für das Recht, Zuhause zu dialysieren.“

Weitere Informationen unter www.skip-sh.de sowie in der Presseinformation vom 27. September 2023: www.uksh.de/230927_pi_peritonealdialyse. Für Fragen oder direkte Kontaktaufnahme stehen die Koordinierungsstellen am UKSH unter peritonealdialyse.kiel@uksh.de und peritonealdialyse.luebeck@uksh.de gerne zur Verfügung.

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Campus Lübeck
Medizinische Klinik I, PD Dr. Martin Nitschke
Tel.: 0451 500-44121, Martin.Nitschke@uksh.de

Campus Kiel
Klinik für Innere Medizin IV, PD Dr. Kevin Schulte
Tel.: 0431 500-65498, Kevin.Schulte@uksh.de

Heimdialyse Grafik 2

Bei der Peritonealdialyse erfolgt die Blutreinigung innerhalb des Körpers über das Bauchfell, das die Bauchhöhle auskleidet und als Filtermembran dient. Dialysepflichtige Nierenkranke können diese Methode selbständig zu Hause durchführen. Sie verwenden einen fest eingenähten Katheter in der Bauchwand, um regelmäßig eine spezielle Spüllösung (Dialysat) in die Bauchhöhle einzuführen. Das Dialysat umspült das Bauchfell, wodurch Schadstoffe aus den Blutgefäßen des Bauchfells in das Dialysat übertreten. Gleichzeitig wird überschüssiges Wasser dem Blut entzogen, da das Dialysat Zucker oder zuckerähnliche Stoffe enthält. Nach einigen Stunden wird das angereicherte Dialysat über den Katheter abgelassen und durch neues, steriles Dialysat ersetzt. Dieser Zyklus wiederholt sich mehrmals am Tag.

Grafik: UKSH

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PD Dr. Martin Nitschke, Stellvertretender Klinikdirektor und Bereichsleiter Nephrologie und Transplantation an der Medizinischen Klink I.

Foto: UKSH

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PD Dr. Kevin Schulte, Initiator des Projekts und stellvertretender Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am UKSH, Campus Kiel.

Foto: UKSH

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Verantwortlich für diese Presseinformation

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Maximilian Hermsen

Komm. Pressesprecher
E-Mail: maximilian.hermsen@uksh.de

Campus Kiel

Arnold-Heller-Straße 3, 24105 Kiel

Campus Lübeck

Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck