Der US-Amerikaner Michael Alexander Gloss will mit dem Rucksack um die Welt reisen – und nebenbei noch den Planeten retten. Nur wenige Monate nach seinem Entschluss aber schließt er sich der russischen Armee an und fällt schließlich im Ukrainekrieg. Das unabhängige russische Investigativportal „iStories“ hat die Geschichte des jungen Mannes rekonstruiert.

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Der US-Amerikaner stammt demnach aus guten Verhältnissen. Sein Vater, Larry Gloss, ist laut „iStories“ ein Veteran, der 1991 im Irakkrieg diente. Gloss´Mutter, Juliane Gallina, arbeitet für den US-Geheimdienst CIA und ist dort stellvertretende Direktorin der Abteilung für digitale Innovation.

In der Traueranzeige der Familie wird der junge Mann als ein Mensch mit einem „edlen Herzen und einem kriegerischen Geist“ beschrieben, der „sich den Weg seiner eigenen Heldenreise bahnte, als er in Osteuropa tragisch ermordet wurde“. Von einem Kriegseinsatz ist allerdings nicht die Rede.

Mit seinem edlen Herzen und seinem kriegerischen Geist bahnte er sich den Weg seiner eigenen Heldenreise, als er in Osteuropa tragisch ermordet wurde.

Traueranzeige der Familie Gloss

Michael Gloss: Vom Weltenbummler zum Kämpfer Russlands

Noch im Frühjahr 2023 bummelt Gloss als Studienabbrecher, der in seiner Heimat für das Recht auf Abtreibung und den Klimaschutz protestierte, durch die Türkei. In der Provinz Hatay hilft er nach dem schweren Erdbeben vom Februar 2023 wohl noch bei den Aufbauarbeiten.

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Bereits im Dezember 2023 soll Gloss dann schon auf der Seite Russlands in der Ukraine gekämpft haben. Im Frühjahr 2024 soll der damals 21-jährige junge Mann Teil einer Angriffseinheit gewesen sein, die auf die Stadt Soledar im Gebiet Donezk vorrückte. In einem Gefecht soll der US-Amerikaner schließlich bei diesem Einsatz gefallen sein.

Was ist in der Zwischenzeit passiert?

„iStories“ rekonstruierte das Leben von Gloss anhand seiner Social-Media-Einträge und Gesprächen mit Bekannten und Freunden.

Verrückter Junge! Alle nannten ihn Jesus.

Freundin von Gloss

Auf Instagram-Fotos, die Gloss während seiner Türkei-Reise zeigen, ist der junge Mann in einem langen Umhang zu sehen. Bart und Haare hat er sich derart lang wachsen lassen, dass er von türkischen Passanten auf der Straße als „Jesus“ bezeichnet wird. Ein Bekannter des US-Amerikaners berichtete „iStories“, dass der junge Mann zu dem Zeitpunkt zunehmend unter dem Einfluss von Verschwörungstheorien gestanden habe. Gegen sein Geburtsland soll Gloss einen regelrechten Hass entwickelt haben, als die US-amerikanische Regierung ihre Unterstützung für Israels Krieg in Gaza aussprach.

Ebenfalls in der Türkei nahm der junge Mann schließlich an einem Netzwerktreffen der linken Gruppierung „Rainbow Family“ teil. Das Netzwerk wurde bereits Ende der 1960er Jahre als Ableger der Antikriegs- und Hippie-Bewegung gegründet. Auf den jährlichen „Familientreffen“ kommen Idealisten, Yogis, aber auch Biker, Punks und Jesus-Freaks zusammen, schreibt „iStories“.

Eine damalige Freundin von Gloss, die sich selbst Gamze nennt, berichtete dem Investigativportal, wie sie Gloss auf dem Netzwerktreffen in der Türkei kennenlernte. Demnach habe er vor Ort Brot gekauft und an die Menschen verteilt. „Verrückter Junge! Alle nannten ihn Jesus“, erzählte sie. Schließlich habe er sich selbst den Spitznamen Hamza gebeben.

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Gloss soll damals beschlossen haben, aus ökologischen Gründen weiterzureisen. Sein nächstes Ziel: Russland. Ein weiterer Bekannter des damals 21-Jährigen erinnert sich gegenüber „iStories“: „Er sah sich ständig Videos über Palästina an und war so wütend auf Amerika. Er dachte darüber nach, nach Russland zu gehen. Er wollte Krieg gegen die USA. Aber ich glaube, er war sehr von den Verschwörungstheorie-Videos beeinflusst.“

Social-Media-Fotos zeigen Gloss schließlich in einem Trainingszentrum in der Nähe Moskaus. Die Bilder wurden von Kameraden gemacht: nepalesische Freiwilligen, die im Ukrainekrieg auf der Seite Russlands kämpfen wollen. Der US-Amerikaner ist darauf mit rasiertem Kopf zu sehen.

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Nach dem zwölfwöchigem Training, das spätestens am 23. September endete, soll Gloss schließlich das Trainingszentrum verlassen und mit einem Bus zu seiner neuen Militäreinheit gebracht worden sein. Einer seiner nepalesischen Kameraden postete ein Video von der Fahrt auf TikTok – es sind die letzten Aufnahmen von Michael Alexander Gloss. (mira)