Kiel. Das Angenehme (Bühne) mit dem Angenehmen (Kreuzfahrt) und auch noch dem finanziell Nützlichen verbinden: Patrick Büchler hat es „nicht eine Minute lang bereut“, das Polizeirevier an Land gegen die Showbühne auf dem Kreuzfahrtschiff getauscht zu haben. „Hätte man mir vor fünf Jahren gesagt, dass ich den sicheren Beamtenjob aufgebe …”, sagt der 35-jährige Kieler. „Meine Oma würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie das wüsste.“
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Seit sieben Jahren reist Büchler auf Kreuzfahrtschiffen mit. Erst noch neben dem Polizeijob als Infotainer, also landeskundlicher Lektor, der die Gäste mit Vorträgen auf die Reiseziele vorbereitet. Büchler ist mit der „Mein Schiff“-Flotte unterwegs oder auf Flusskreuzfahrten, 2026 reist er auf dem „Traumschiff“ der Phönix Reederei. Mehr als 200 Shows und über 400 Live-Vorträge mit mehr als 200.000 Zuschauern hat Büchler laut seiner Künstlerhomepage bislang gezählt.
Patrick Büchlers Polizeidienst begann in Kiel-Gaarden
Seinen Polizeidienst startete Büchler im 4. Revier in Gaarden – „das war schon ‘ne interessante Zeit“. Es folgten Ermittlungsdienst und diverse Einsatzleitstellen, zuletzt in der Kieler Wilhelminenstraße. In den ersten Jahren habe er versucht, Polizeidienst und Info- bzw. Entertainment parallel laufen zu lassen, auch mittels Urlauben und abgebummelten Überstunden. „Das wurde aber von Jahr zu Jahr schwieriger und auch für die Kollegen nervig. Daher habe ich den Schritt gewagt, die Verbeamtung hinzuschmeißen.“ Natürlich in Absprache mit seiner Freundin.
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Auch mit Blick auf die Schulzeit sei seine Karriere als Comedian „eine komplette Kehrtwende” gewesen: „Ich war der letzte, der ein Referat halten wollte.“ Aber weil beim Infotainment immer die gleichen Fragen kamen, wie dieser berufliche Spagat denn überhaupt ginge, kam Büchler die Idee, aus zwölf Jahren im Polizeidienst Programme zu stricken: „Herr Wachtmeister auf hoher See“, dann „Ahoi Herr Wachmeister“.
Weibliche Partygäste glaubten mal an einen Stripper
Wirklich passiert sei mal eine Ruhestörung an einem Samstagabend. Während der Praktikant die Daten des Anrufers notiert, klingelt Büchler an der Wohnungstür. „Eine Mädelsparty, Junggesellenabschied, Geburtstag, ich weiß es nicht“, erzählt er. „Die Tür geht auf, ich steh‘ da in meiner Uniform und von hinten brüllt eine: ‚Guck mal, unser Stripper ist da!‘“ Hinzugedichtet fürs Programm hat Büchler eine weitere Pointe: „Das waren die einfachsten 350 Euro, die ich je verdient habe.“
Denn manches sei überspitzt dargestellt oder ausgedacht. Reichlich Stoff für Gags bieten ihm auch die deutsche Bürokratie und das Beamtendasein, kuriose Gesetze oder Vorschriften. Schräge Alltagsgeschichten hat Büchler ebenfalls in petto. Relativ neu ist eine True-Crime-Lesung – nicht mit eigenen, sondern fremden Fällen. „So viel ist in Kiel an besonders spektakulären Verbrechen dann doch nicht passiert“, sagt Büchler.
Eine Comedy-Kunstfigur wie Herr Holm kam für Büchler nicht infrage
Eine Kunstfigur wie Herr Holm von Komiker Dirk Bielefeldt kam für Büchler nicht infrage. „Ich möchte schon ich sein auf der Bühne.“ Wenn er auftritt, zieht er allerdings für die ersten zwei, drei Minuten eine alte Uniformjacke an, die er behalten durfte. An Bord verfolgt Büchler auch Shows von anderen im Künstlerteam, mit einigen sei er mittlerweile privat befreundet. Als Gastkünstler dürften sie alle Annehmlichkeiten auf den Schiffen genießen.
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Das ist etwas, worin ich aufgehe.
Patrick Büchler über Comedy auf Kreuzfahrten
„Ich habe gemerkt, das ist etwas, worin ich aufgehe“, sagt Büchler, „die Welt sehen, wofür andere Leute viel Geld bezahlen.“ Mittlerweile versucht er verstärkt, auch an Land mit seinen Shows Fuß zu fassen. Büchler hat beide 45-minütigen Programme kombiniert zu einem abendfüllenden mit dem Titel „Herr Wachtmeister: Amtliche Lachnummern“, mit dem er etwa am Sonnabend, 14. März, um 19 Uhr in der Kieler Traum GmbH auftritt.
Vor einem Jahr hat Büchler ein Buch über seinen Jobwechsel veröffentlicht: „Tschüss Blaulicht – Hallo Freiheit!: Mein Weg von der Polizei in die Selbstständigkeit“. Eine Art autobiografisch geprägtes Mutmach-Buch, das aber Zweifel nicht verschweige. Denn der Schritt sei für ihn goldrichtig, aber auch riskant gewesen.
KN