Kiel. Da haben sich zwei gefunden: Wenige Monate nach ihrer fast schicksalhaften Begegnung in einem Kieler Krankenhaus ist zwischen Tamer Temel (36) und seinem Lebensretter Horst Thodt (90) eine enge Freundschaft gewachsen. Sie pflegen den Kontakt, besuchen sich gegenseitig am Geburtstag – und mit Unterstützung im Alltag zeigt Temel seine große Dankbarkeit für Thodts beherzten Einsatz.

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Horst Thodt hat Tamer Temel aus dem Germaniahafen in Kiel gerettet

Vor rund 30 Jahren hatte Thodt den damals fünfjährigen Jungen, der mit seinem Fahrrad in den Germaniahafen gestürzt war und zu ertrinken drohte, aus dem kalten Wasser der Kieler Förde gerettet. Beide leben zwar auf dem Ostufer in Kiel, kannten sich jedoch nicht. Ihre Wege sollten sich damals trennen – und erst im Frühjahr dieses Jahres wieder kreuzen.

Durch puren Zufall landeten die Männer als Patienten im selben Krankenzimmer und entdeckten im Gespräch, welch dramatisches Ereignis sie miteinander verbindet. Die unglaubliche Geschichte grenzt an ein Wunder – das Wunder von Zimmer 74. Schon im Städtischen Krankenhaus Kiel (SKK) wurde deutlich, wie ergriffen Thodt und Temel von der Begegnung waren. Schon im vergangenen Mai zeichnete sich ab: Noch einmal wollten sich die beiden Männer nicht wieder aus den Augen verlieren.

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Das war im Mai 2025: Horst Thodt (damals 89, heute 90) kam im Städtischen Krankenhaus  Kiel mit Tamer Temel (damals 35, heute 36) ins Gespräch. Dabei kam heraus, dass Thodt Temel vor rund 30 Jahren das Leben gerettet hat. Er holte den zu der Zeit fünf- oder sechsjährigen Jungen, der nicht schwimmen konnte und zu ertrinken drohte, aus dem Germaniahafenbecken. Danach hatten sich die beiden nie mehr gesehen.

Seitdem ist viel passiert. Thodt ist längst wieder zu Hause, wenn auch in der Mobilität eingeschränkt. Temel konnte schneller wieder arbeiten als gedacht und ist inzwischen dreifacher Vater. Doch die gemeinsame Zeit im Krankenhaus wirkt nach. Für beide.

Es gibt keine Worte dafür, dass man sich nach 30 Jahren wieder trifft, es macht mich immer noch sprachlos.

Horst Thodt, Lebensretter

„Es gibt keine Worte dafür, dass man sich nach 30 Jahren wieder trifft“, sagt Horst Thodt im Dezember, „es macht mich immer noch sprachlos.“ Die Verbindung sei gewachsen. Der 90-Jährige kommt geradezu ins Schwärmen, sagt über Temel: „Er ist wie ein Sohn für mich.“ Gerade erst seien sie zusammen essen gegangen, und immer wieder zeige Temel dem deutlich älteren Thodt seine Dankbarkeit: „Wenn ich ihn brauche, ist er da“, sagt der Senior über seinen besonderen Freund.

Wunder von Zimmer 74: „Es sollte wohl alles so sein“

Auch die Familie von Tamer Temel bringe sich sehr freundlich ein: „Es ist traumhaft.“ Er habe es eigentlich nicht so mit dem Glauben, fügt Thodt hinzu. Aber in diesem Fall ist er überzeugt: „Da war eine gute Hand im Spiel, es sollte wohl alles so sein.“

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Tamer Temel hat seinem Lebensretter ebenfalls einen festen Platz in seinem Herzen geschenkt: „Wir sind ziemlich beste Freunde geworden.“ Ja, vielleicht sei das sogar eine Art Vater-Sohn-Verhältnis, sagt Temel nach kurzem Nachdenken. Aber alles „ganz easy, ganz cool“.

Ganz locker gehen sie auch auf die Anfragen von Medien ein, die sich inzwischen gehäuft haben. Denn ihre Geschichte bewegt nicht nur sie selbst, sondern auch viele andere. Offensichtlich ist das „Wunder von Zimmer 74″ in Kiel TV-reif. „Es hat sich RTL bei uns gemeldet“, berichtet Horst Thodt.

Pro7 sendet Beitrag erstmals am 1. Januar 2025

Auch Pro7 wird über die beiden berichten – in einem Jahresrückblick für 2025. „Die sind zu uns angereist“, ergänzt Tamer Temel. Der Beitrag wird nach Angaben der Produktionsfirma Redseven erstmals am 1. Januar 2026 um 17 Uhr in der Sendung Galileo Big Pictures – Die Bilder des Jahres“ ausgestrahlt.

Für beide ist das Interesse von Fernsehsendern eine neue Erfahrung. Und im kommenden Jahr geht es sogar weiter. Details darf Temel allerdings nicht verraten. Ohnehin bleibe er bei Anfragen vorsichtig. Temel will seinen betagten Freund nicht überfordern: „Wir sind auch hier ein Team.“

KN