Die israelische Regierung erkennt Somaliland als unabhängigen Staat an. Das hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mitgeteilt. Israel ist damit das erste Land, das die von Somalia abgespaltene Region als eigenständigen Staat ansieht. Dem Schritt waren monatelange geheime Verhandlungen vorangegangen, wie die israelische Zeitung Ha’aretz berichtet. 

Demnach haben die USA und Israel sich an Vertreter von drei ostafrikanischen Regierungen – darunter Somaliland – gewandt, um die Nutzung ihrer Territorien als mögliche Ziele für die Umsiedlung von Palästinensern zu erörtern. Das hatte die Nachrichtenagentur AP im März gemeldet

Ministerpräsident Netanjahu erklärte, Israel werde eine sofortige Zusammenarbeit mit Somaliland in den Bereichen Landwirtschaft, Gesundheit, Technologie und Wirtschaft anstreben. In einer Erklärung gratulierte er dem Präsidenten von Somaliland, Abdirahman Mohamed Abdullahi, lobte dessen Führungsstärke und lud ihn zu einem Besuch in Israel ein. 

Somaliland will dem Abraham-Abkommen beitreten

Die Anerkennung geschehe „im Geist der Abraham-Abkommen“, sagte Netanjahu weiter. Mit den Abraham-Abkommen, die US-Präsident Donald Trump während seiner ersten Amtszeit auf den Weg gebracht hatte, normalisierten die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Marokko und der Sudan ihre Beziehungen zu Israel. 

Abdullahi sprach von einem „historischen Moment“. Die Anerkennung durch Israel markiere „den Beginn einer strategischen Partnerschaft, die gemeinsame Interessen fördert, Frieden und Sicherheit in der Region stärkt und allen Beteiligten gemeinsame Vorteile bringt, ohne einen von ihnen zu benachteiligen“, teilte er auf X mit. Somaliland sei bereit, den Abraham-Abkommen beizutreten, fügte er hinzu. Netanjahus Büro veröffentlichte zudem ein Video, das den israelischen Regierungschef im Gespräch mit dem Präsidenten von Somaliland zeigt. Er werde US-Präsident Trump Abdullahis „Bereitschaft und Wunsch“ mitteilen, den Abraham-Abkommen beizutreten, sagt der israelische Regierungschef darin.

Somalia, Ägypten, Türkei und Dschibuti kritisieren die Anerkennung

„Im Laufe des letzten Jahres haben sich die Beziehungen zwischen Israel und Somaliland auf der Grundlage eines umfassenden und kontinuierlichen Dialogs entwickelt“, teilte Israels Außenminister Gideon Sa’ar auf X mit. In einem nächsten Schritt sollen nun Botschaften eröffnet und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern aufgebaut werden.

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Die Außenminister Somalias, Ägyptens, der Türkei und Dschibutis verurteilten die Anerkennung Somalilands durch Israel, wie das ägyptische Außenministerium mitteilte. „Die Minister bekräftigten ihre vollständige Ablehnung und Verurteilung der Anerkennung der Region Somaliland durch Israel und betonten ihre uneingeschränkte Unterstützung für die Einheit, Souveränität und territoriale Integrität Somalias“, teilte das Außenministerium in einer Stellungnahme nach einem Telefonat zwischen dem ägyptischen Außenminister und seinen Amtskollegen mit.

Die Initiative stehe im Einklang mit Israels „expansionistischer Politik und seinen Bemühungen, die Anerkennung eines palästinensischen Staates zu verhindern“, teilte das türkische Außenministerium mit. Die israelische Regierung versuche damit „Instabilität in der Region und weltweit zu erschaffen“.

© Lea Dohle

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Die im Nordwesten Somalias gelegene Region Somaliland besitzt eine lange Küstenlinie am Golf von Aden. Sie hatte sich 1991 einseitig für unabhängig erklärt und verfügt über eine eigene Regierung, eine eigene Armee und eine eigene Währung. Im Gegensatz zu Somalia, das regelmäßig von Naturkatastrophen und Anschlägen der dschihadistischen Al-Shabaab-Miliz erschüttert wird, zeichnet sich Somaliland durch relative Stabilität aus.