– Am zweiten Feiertag war Weihnachten dann zumindest in der Arena pünktlich um 16.30 Uhr vorbei: Stark ersatzgeschwächt erkämpften die Straubing Tigers bei den Nürnberg Ice Tigers einen Derby-Sieg – mit allen Mitteln.
Sie kamen zu spät zu dieser festlichen Zugabe. 7000 Menschen und eine Eishockey-Mannschaft waren bereit für weihnachtliches Kontrastprogramm, nur etwas Entscheidendes fehlte: der Gegner. Unter Pfiffen glitten dann auch die Straubing Tigers auf die Eisfläche. Die Spielchen hatten an diesem Freitagnachmittag schon vor dem Spiel angefangen.
Noch vor einem Monat hatte Straubing in der Deutschen Eishockey-Liga Maßstäbe gesetzt, keine Mannschaft hatte weniger Gegentore bekommen, keine Mannschaft hatte mehr Punkte. Inzwischen sind die Tigers zurück in der Realität, zu den Spitzenteams zählen sie noch immer und für ein solches halten sich auch die Ice Tigers nicht nur hinter vorgehaltenem Handschuh. Oft geht es in der DEL tatsächlich nur darum, drei Punkte zu verteilen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag ging es in der Arena um dieses bisschen mehr: Beim 2:3 (1:1, 1:0, 0:2) bekamen die Ice Tigers vorgeführt, was ihnen doch noch fehlt: Härte, Cleverness, Killerinstinkt.
Will Graber muss den Nürnberg Ice Tigers kurz vor Spielbeginn absagen
Überraschungen hatte dieses Weihnachtsfest für Mitch O‘Keefe schon vor dem Aufwärmen zu bieten. Neuerdings muss der Cheftrainer der Ice Tigers entscheiden, welcher Importspieler zuschauen muss. Beim 3:2 in Augsburg war die Wahl auf Charlie Gerard gefallen, gegen Straubing sollte der angeschlagene Tyler Spezia geschont werden. Eine Stunde zuvor meldete sich dann allerdings auch Will Graber mit Fieber ab. Für vier Angriffsreihen reichte es dennoch, weil auch Verteidiger Justus Böttner mit muskulären Problemen aussetzen musste. Bei dem Versuch, die Abhängigkeit von der ersten Sturmformation zu verringern, halfen die kurzfristigen Umstellungen sicher nicht.
Die Straubing Tigers verfügen über ein noch weitaus tieferes Aufgebot, wegen Verletzungen, Krankheiten und zwei Umstellungen für die U20-WM blieben Trainer Craig Woodcroft aber nur noch zehn Stürmer und sechs Verteidiger. O‘Keefe kennt das. Beide Teams fanden so nur selten zu ihrem gewohnten Tempo. Straubing arbeitete mit gerade noch angemessenem Stockeinsatz. Nürnberg konnte nicht allein auf die Paradereihe setzen.
Ausgerechnet Tim Fleischer sorgt für Straubings Siegtreffer
Evan Barratt, Samuel Dove-McFalls und Brett Murray waren zuletzt für die Auswärtssiege in Schwenningen und Augsburg hauptverantwortlich, gegen Straubing für ein weiteres Traumtor. Die 25. Minute war gerade am ablaufen, als Dove-McFalls den Straubingern den Puck klaute und Murray Selbigen butterweich in den Lauf von Barratt legte. Barratt wackelte Henrik Haukeland aus und spitzelte die Scheibe dem norwegischen Ausnahme-Torhüter aber im letzten Moment durch die Schoner. Im erst gegen Ende unterhaltsamen ersten Drittel hatten bereits die Verteidiger Alex Green (14.) und Julius Karrer (16.) Treffer ausgetauscht.
Weil die Ice Tigers aus Druckphasen zu wenig machten, musste erst Evan Fitzpatrick gegen Nick Halloran retten. Bei angezeigter Strafe aber gelang Marcel Brandt der Ausgleich (51.). Straubing kontrollierte das Geschehen danach, der Ex-Nürnberger Tim Fleischer ercheckte den Puck gegen Barratt und schloss zum 2:3 aufs kurze Eck ab (59.).
Info
Nürnberg: Fitzpatrick; Akdag/Haiskanen, Headrick/Karrer, M. Weber/J. Weber – Gerard/Maier/Bakos, Barratt/Dove-McFalls/Murray, Kechter/Meireles/Ustorf, Heigl/Eham/Alanov. – Tore: 0:1 Greene (13:23/5-4), 1:1 Karrer (15:36), 2:1 Murray (24:27), 2:2 Brandt (50:11), 2:3 Fleischer (58:14). – Schiedsrichter: Polaczek/Ansons. – Zuschauer: 7038. – Strafminuten: 4 – 2.